Krank arbeiten - oder doch nicht?
Neue BAuA-Studie: Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz fördern
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine aktuelle Studie zur Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz veröffentlicht.
Die Studie betont die Bedeutung präventiver Maßnahmen und gibt Empfehlungen für Unternehmen.
Zentrale Ergebnisse der Studie
Die Studie stellt heraus, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu erhöhten Fehlzeiten und verminderter Produktivität führen können. Sie empfiehlt Unternehmen, regelmäßig Gefährdungsbeurteilungen durchzuführen, um psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Häufige Krankmeldungen und Präsentismus im Fokus
Laut der aktuellen BAuA-Arbeitszeitbefragung zeigen sich deutliche Unterschiede im Gesundheitsverhalten von Beschäftigten. Danach meldeten sich 76 Prozent der abhängig Beschäftigten im Jahr 2023 mindestens einmal krank (Fehlzeiten). Gleichzeitig arbeiteten 54 Prozent mindestens einen Tag trotz Krankheit weiter - ein Phänomen, das als Präsentismus bezeichnet wird.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Auffällig ist, dass Frauen häufiger trotz gesundheitlicher Beschwerden arbeiten als Männer. Während 60 Prozent der Frauen angaben, krank zur Arbeit gegangen zu sein, waren es bei den Männern nur 48 Prozent. Zudem arbeiten Frauen im Durchschnitt mehr Tage krank (7,8 Tage) als Männer (5 Tage).
Diese Zahlen deuten darauf hin, dass Frauen möglicherweise einem stärkeren Druck oder höheren Erwartungen ausgesetzt sind, auch im Krankheitsfall arbeitsfähig zu bleiben.
Altersabhängige Tendenzen
Auch das Alter beeinflusst das Krankheitsverhalten. Jüngere Beschäftigte zwischen 18 und 29 Jahren neigen eher dazu, trotz Krankheit zu arbeiten als ältere Beschäftigte zwischen 50 und 65 Jahren. Dies könnte mit Arbeitsplatzunsicherheit, geringer Berufserfahrung oder einem höheren Bedürfnis nach beruflicher Anerkennung zusammenhängen.
Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, sowohl Absentismus als auch Präsentismus in der Arbeitswelt kritisch zu betrachten. Ein gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld kann dazu beitragen, krankheitsbedingte Fehlzeiten zu minimieren und gleichzeitig eine Kultur zu etablieren, in der Beschäftigte ohne Druck die notwendige Erholung erhalten.
Empfehlungen für Betriebe
Unternehmen rät die BAuA, Schulungen für Führungskräfte anzubieten, um das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu stärken. Darüber hinaus sollten flexible Arbeitszeitmodelle und Unterstützungsangebote für die Beschäftigten eingeführt werden, um Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu fördern.
Bedeutung für die Praxis
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit, psychische Gesundheit als integralen Bestandteil des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu betrachten. Unternehmen, die proaktiv handeln, können nicht nur das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbessern, sondern auch ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit steigern.
VERWEISE
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