Lehrkräftemangel und Arbeitsbedingungen: Herausforderungen für das deutsche Bildungssystem

Gestresste Lehrerin

BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2024 betrachtet Arbeitsanforderungen, Ressourcen und Gesundheit im Lehrberuf

Der akute Fachkräftemangel im Bildungssektor stellt Schulen in Deutschland vor erhebliche Probleme. Laut einer Modellrechnung der Kultusministerkonferenz (KMK) aus dem Jahr 2023 werden bis 2035 bis zu 68.000 Lehrkräfte fehlen.

Besonders betroffen sind weiterführende und berufliche Schulen, während der Bedarf an Grund- und Förderschulen voraussichtlich bis 2026 gedeckt sein wird.

Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel

Um die Personalengpässe zu bewältigen, setzen die Bundesländer auf verschiedene Strategien. Neben der Förderung des Quereinstiegs und der Beschäftigung von pensionierten Lehrkräften wird auch die Erhöhung der Arbeitszeit diskutiert.

Zudem sollen neue Ausbildungswege wie das Modell der Ein-Fach-Lehrkraft und duale Studiengänge den Zugang zum Lehrerberuf erleichtern. Kritiker bemängeln jedoch, dass diese Maßnahmen die Professionalisierung des Berufs gefährden könnten.

Belastende Arbeitsbedingungen im Lehrerberuf

Die Ergebnisse der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2024 verdeutlichen die hohen Anforderungen an Lehrkräfte. Von den befragten Lehrpersonen berichten 82 Prozent, regelmäßig mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen zu müssen – deutlich mehr als bei anderen Beschäftigten (64 Prozent).

Auch psychosomatische Beschwerden wie Erschöpfung und Müdigkeit treten bei Lehrkräften häufiger auf. Eine Studie aus Berlin zeigt zudem, dass nur noch 20 Prozent der Lehrkräfte ihren Beruf weiterempfehlen würden, was auf hohe Arbeitsbelastung und mangelnde Wertschätzung zurückzuführen ist.

Positive Aspekte: Kollegiale Zusammenarbeit

Trotz der Belastungen bewerten Lehrkräfte die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen überwiegend positiv. Ein gutes Gemeinschaftsgefühl wird von 86 Prozent der Befragten genannt, was über dem Durchschnitt anderer Berufsgruppen liegt (79 Prozent).

Allerdings erleben Lehrkräfte weniger Unterstützung und Anerkennung von Vorgesetzten als andere Beschäftigte.

Lösungsansätze: Attraktivität des Lehrerberufs steigern

Um den Lehrerberuf attraktiver zu machen, fordern Expert*innen bessere Arbeitsbedingungen. Dazu gehören ergonomische Arbeitsplätze, Unterstützung durch Schulpsycholog*innen und Sozialarbeiter*innen sowie eine stärkere Wertschätzung durch Politik und Gesellschaft.

Ohne solche Maßnahmen drohen langfristig weitere Berufsausstiege und ein verstärkter Fachkräftemangel.


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