Väter in längerer Elternzeit: Weniger Arbeit, geringeres Einkommenswachstum

Elternzeit

Längere Elternzeit prägt Erwerbsverläufe von Vätern

Väter, die nach der Geburt ihres ersten Kindes eine längere Elternzeit nehmen, arbeiten auch in den Folgejahren häufiger weniger und erzielen geringere Einkommenszuwächse als Väter, die keine oder nur kurze Elternzeiten in Anspruch nehmen.

Das zeigt eine aktuelle IAB-Analyse auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit. Die Weichen für die künftige Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit in Familien werden demnach oft schon während der Elternzeit gestellt.

Elterngeldreform: Mehr Väter nehmen Elternzeit – aber meist nur kurz

Mit der Einführung des Elterngeldes 2007 und den sogenannten »Partnermonaten« wollte die Politik erreichen, dass sich Väter stärker an der Kinderbetreuung beteiligen. Tatsächlich ist der Anteil der Väter, die Elterngeld beziehen, bis 2022 auf 46 Prozent gestiegen.

Allerdings nehmen drei Viertel dieser Väter nur die zwei Monate Elternzeit, die für den vollen Elterngeldanspruch notwendig sind. Mehr als die Hälfte der Väter verzichtet weiterhin ganz auf Elternzeit. Als Hauptgründe nennen sie finanzielle Einbußen und mögliche Nachteile für die Karriere.

Einkommensentwicklung: Längere Elternzeit bremst Verdienstzuwächse

Die Analyse unterscheidet drei Gruppen: Väter ohne Elternzeit, Väter mit bis zu zwei Monaten Elternzeit und Väter mit längerer Elternzeit. Direkt nach der Geburt sinkt das Jahreseinkommen bei allen Vätern mit Erwerbsunterbrechung – bei längerer Elternzeit ist der Rückgang besonders stark.

Auch sieben Jahre nach der Geburt bleibt ein Unterschied: Väter ohne Elternzeit steigern ihr Einkommen im Schnitt um 21 Prozent, Väter mit bis zu zwei Monaten Elternzeit um 19 Prozent, Väter mit längerer Elternzeit nur um 8 Prozent.

Teilzeit und Erwerbsunterbrechungen: Deutliche Unterschiede

Väter, die länger in Elternzeit gehen, arbeiten auch danach häufiger in Teilzeit. Während Teilzeit bei Vätern ohne Elternzeit kaum vorkommt, liegt der Anteil bei Vätern mit längerer Elternzeit ab dem zweiten Jahr nach der Geburt konstant bei mindestens 17 Prozent.

Auch die Zeiten ohne sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sind in dieser Gruppe deutlich höher. Diese Unterschiede erklären einen Großteil der geringeren Einkommenszuwächse.

Ursachen: Nicht nur Arbeitgeber, sondern auch eigene Entscheidungen

Die Analysen deuten darauf hin, dass die geringeren Einkommenszuwächse nicht allein auf Benachteiligungen durch Arbeitgeber zurückzuführen sind. Vielmehr entscheiden sich Väter, die längere Elternzeiten nehmen, offenbar auch langfristig für eine reduzierte Erwerbstätigkeit und mehr Engagement in der Familie.

Die verbleibende Lücke im Einkommenswachstum – etwa fünf Prozentpunkte bei längerer Elternzeit – lässt sich nicht vollständig erklären. Es bleibt offen, ob diese Väter grundsätzlich weniger karriereorientiert sind oder andere Faktoren eine Rolle spielen.

Auswirkungen auf die Familie: Schnellere Rückkehr der Partnerinnen

Ein weiterer Befund: Wenn Väter Elternzeit nehmen, kehren ihre Partnerinnen meist schneller in den Beruf zurück. Das spricht dafür, dass sich Paare mit väterlicher Elternzeit insgesamt für eine gleichmäßigere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit entscheiden.


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