Frauen werden bei der Ausbildungssuche diskriminiert
Studie: In männlich dominierten Branchen haben Bewerberinnen weniger Chancen
Bei der Ausbildungsplatzsuche werden Frauen benachteiligt. Ihre Bewerbungen werden schlechter als die männlicher Bewerber eingestuft, auch wenn sie die gleichen Voraussetzungen mitbringen, wie etwa Notendurchschnitt und praktische Erfahrungen. Das zeigen Dorothea Kübler und Robert Stüber vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) gemeinsam mit Julia Schmid (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) in einer aktuellen Studie.
Das Ausmaß der Diskriminierung variiert zwischen Unternehmen, Branchen und Berufen. Entscheidend für die Benachteiligung von Bewerberinnen ist, wie stark der Frauen- bzw. Männeranteil in den Berufen ist. Besonders stark benachteiligt werden Frauen, wenn sie sich für Ausbildungen in männerdominierten Branchen bewerben, etwa für technische Berufe wie Mechatroniker. Allerdings haben Männer, die sich für Ausbildungsberufe mit hohem Frauenanteil bewerben, keine Nachteile.
Beim Zugang zu Berufen mit einem geringeren sozialen Status haben Bewerberinnen ebenfalls schlechtere Chancen als ihre männlichen Mitbewerber, während bei Berufen mit höherem Status weniger Frauen diskriminiert werden. Die Bewertung von Frauen, die sich für einen Ausbildungsplatz als Fachfrau/-mann für Systemgastronomie bewerben, ist um fast einen Bewertungspunkt schlechter als die für männliche Bewerber, die den gleichen Lebenslauf aufweisen. Das wäre so, als sei der Notendurchschnitt einer Bewerberin nicht die Note 2, wie sie im Zeugnis steht, sondern die Note 3. Auch bei Bewerbungen für Berufe mit mittlerem Status wie z.B. Erzieher/-in schneiden Frauen schlechter ab als Männer. Im Gegensatz dazu werden die Bewerbungen von Männern und Frauen bei Berufen mit höherem Status (z.B. Immobilienkaufmann/-kauffrau) ungefähr gleich bewertet.
„In technischen und überraschenderweise auch in erzieherischen und pflegerischen Ausbildungsberufen haben Frauen schlechtere Chancen. Das ist in Zeiten des Fachkräftemangels ein fatales Signal“, sagt Dorothea Kübler, Direktorin der WZB-Abteilung Verhalten auf Märkten. Ihr Forscherteam hat in einer sogenannten Vignettenstudie Personalverantwortlichen aus ca. 650 deutschen Ausbildungsbetrieben in Deutschland kurze fiktive Lebensläufe von Bewerberinnen und Bewerbern vorgelegt und sie gefragt, ob sie die Bewerber/-innen zu einem Bewerbungsgespräch einladen würden. Die Befragung fand im Rahmen des jährlichen Betriebspanels des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Qualifizierung und Kompetenzentwicklung statt.
Die Studie von Dorothea Kübler, Julia Schmid und Robert Stüber ist unter dem Titel “Be a Man or Become a Nurse: Comparing Gender Discrimination by Employers across a Wide Variety of Professions” als WZB Discussion Paper erschienen (SP II 2017-201).
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