Studie: Mütter arbeiten länger und flexibler

(Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten)
IAQ2

IAQ untersuchte Arbeitszeiten von Frauen und Männern 

Die Kluft zwischen den tatsächlichen Arbeitszeiten von Männern und Frauen ist in der letzten Dekade kleiner geworden, der Unterschied – die sogenannte Gender Time Gap – bleibt mit 8,9 Stunden aber immer noch beträchtlich. Grund für die Diskrepanz ist der hohe Teilzeitanteil von Frauen; fast jede zweite Frau, aber nur knapp jeder zehnte Mann ist nicht voll beschäftigt. Das zeigt die aktuelle Arbeitszeitstudie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE). Im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung hat das IAQ die unterschiedlichen Entwicklungen nach Geschlecht und Statusgruppen untersucht.

Insbesondere Mütter von kleinen, noch nicht schulpflichtigen, Kindern arbeiten heute länger als früher, stellen die IAQ-Forscher Dr. Angelika Kümmerling, Dominik Postels und Christine Slomka fest. Das werten sie als Hinweis darauf, dass das breitere Angebot an Kinderbetreuung, der Rechtsanspruch für einen Betreuungsplatz für ein- und zweijährige Kinder und das Elterngeld Wirkung zeigen. Allerdings existieren für Männer und Frauen weiterhin unterschiedliche Standards. Den Grund hierfür sieht die Forschungsgruppe im steuerlichen Ehegattensplitting, das verheiratete Frauen dazu bringt, im Job kürzer zu treten.

Je mehr Kinder Frauen haben, desto geringer sind ihre Arbeitszeiten. Bei Männern wirkt sich die Elternschaft deutlich geringer aus. Bei Teilzeit werden die Unterschiede weniger: Die Wochenstunden für beide Geschlechter haben sich 2014 im Vergleich zu 2005 deutlich erhöht und liegen jetzt bei 20,2 Stunden für Männer und 20,5 Stunden für Frauen.

Dabei bleibt Teilzeitarbeit weiter eine frauen- und branchenspezifische Besonderheit: Während sie in der Metall- und Elektro- sowie der Chemischen Industrie quasi keine Rolle spielt, arbeitet im Einzelhandel und im Gastgewerbe schon nahezu jeder zweite abhängig Beschäftigte nicht voll. Für Frauen ist Teilzeit eng mit Familie und Betreuungsverpflichtungen verbunden. Männer arbeiten vor allem am Anfang und Ende ihres Erwerbslebens kürzer.

Das IAQ-Team fand auch heraus: Vollzeitbeschäftigte Frauen und Männer würden im Job gerne deutlich kürzer treten (Männer -0,9 Stunden, Frauen -4,0 Stunden). Teilzeitbeschäftigte wünschen sich dagegen eine Stundenaufstockung. Kurze Teilzeit ist bei Männern und Frauen gleichermaßen unerwünscht, Frauen präferieren kurze Vollzeitmodelle. Überstunden sind Männersache, Mütter nutzen häufiger als kinderlose Männer und Frauen flexible Arbeitszeiten. Diesen Befund wertet die Forschungsgruppe als Signal an die Arbeitgeber, ihren Beschäftigten mehr Selbstbestimmung und Mitsprache bei den Arbeitszeiten einzuräumen, damit insbesondere Mütter und Väter den Spagat zwischen Beruf und Familie schaffen.

Bibliographie

 

  LINKS  

 

GEM-Report: Frauen gründen für eine bessere Zukunft
Frauen möchten mit ihren Unternehmen die Welt verändern Die aktuelle Analyse des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) verdeutlicht, dass deutsche Gründerinnen zunehmend ein hohes Maß an gesellschaftlicher Verantwortung übernehmen. Rund 50...
Aktuelle Arbeitszeittrends in Deutschland: Ergebnisse der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2023
BAuA-Studie: Lange Arbeitszeiten belasten Gesundheit Die aktuellen Ergebnisse der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2023 zeigen deutliche Veränderungen bei den Wochenarbeitszeiten von Männern und Frauen in Deutschland. Während die durchschnittliche...
Vollzeitbeschäftigte haben 2023 durchschnittlich 39,8 Wochenstunden gearbeitet
Im Jahr 2011 waren es noch 40,7 Arbeitsstunden pro Woche Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels rückt die Frage nach einer Verlängerung der Arbeitszeit immer mehr in den Vordergrund. Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis)...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • GEM-Report: Frauen gründen für eine bessere Zukunft

    Frauen möchten mit ihren Unternehmen die Welt verändern Die aktuelle Analyse des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) verdeutlicht, dass deutsche Gründerinnen zunehmend ein hohes Maß an gesellschaftlicher Verantwortung übernehmen. Rund 50 Prozent...

  • Gender Pay Gap in Deutschland: Aktuelle Zahlen und Entwicklungen

    Geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede in Deutschland Im Jahr 2023 verdienten sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigte Frauen in Deutschland im Median 3.564 Euro brutto im Monat, während ihre männlichen Kollegen auf 3.930 Euro...

.