Top-Studentinnen fordern weniger Gehalt als männliche Toptalente
Männer erwarten schon zum Start 12.000 Euro mehr Jahresgehalt als Frauen. Allen Studierenden ist der gute Ruf des Unternehmens besonders wichtig bei der Arbeitgeberwahl. Work-Life-Balance und flexibles Arbeiten sind weniger wichtig
Frauen verdienen in Deutschland auch heute noch wesentlich weniger als Männer. Aktuell liegt der unbereinigte Gender Pay Gap bei 21%. Dieser Unterschied beim Verdienst spiegelt sich bereits bei den Erwartungen der Studierenden an ihr Gehalt wider: Top-Studentinnen erhoffen sich 12.000 Euro weniger als Männer. Während Männer bei ihrem Berufseinstieg von einem Jahresgehalt von rund 62.000 Euro ausgehen, erwarten Frauen 50.000 Euro.
Damit vergrößert sich dieser Gender Pay Gap – bezogen auf das erwartete Einstiegsgehalt – im Vergleich zum Jahr 2015 von 13,5% auf jetzt 19,4%. »Obwohl es bereits seit einigen Jahren eine Diskussion um das Thema Gender Pay Gap gibt, haben Top-Studentinnen immer noch wesentlich niedrigere Gehaltserwartungen als männliche Toptalente. Dieser Unterschied wird sogar größer«, sagt Prof. Dr. Julia Klier, McKinsey-Partnerin und Universitätsdozentin in Regensburg.
Insgesamt steigen jedoch bei beiden Geschlechtern die Erwartungen an den Verdienst. Für ein hohes Einkommen sind Männer bereit, mehr als 48 Stunden pro Woche zu arbeiten, Frauen rund 44 Stunden. Bei beiden Geschlechtern sank damit die Bereitschaft zu Extraschichten um drei Stunden seit 2015. Das sind Ergebnisse der Umfrage «Most Wanted” des Karrierenetzwerks e-fellows.net und der Unternehmensberatung McKinsey & Company.
Für die Studie befragten e-fellows.net und McKinsey mehr als 7.000 Toptalente verschiedenster Fachrichtungen, darunter Studierende, Absolventen und Berufsneulinge. Im Mittelpunkt der Analyse stehen Fragen rund um die Auswahlkriterien bei der Arbeitgeberwahl sowie Gehalts- und Karrierewünsche.
Männer risikofreudiger als Frauen
»Unsere Befragung ergab, dass Top-Studenten nicht nur mehr Gehalt erwarten, sondern auch risikofreudiger als Top-Studentinnen beim Thema Verdienst sind«, sagt Michael Hies, Geschäftsführer des Karrierenetzwerks e-fellows.net. 61% der Männer präferieren eine leistungs- und erfolgsabhängige außertarifliche Vergütung – dem stimmen nur 33% der Frauen zu. Außerdem streben mehr Männer nach einer Top-Position: 75% möchten in einer hohen Führungsposition umfassende Verantwortung für ein Unternehmen übernehmen. Dieses Ziel verfolgen nur 56% der befragten Frauen. Mit Blick auf die Karrieremöglichkeiten besteht Einigkeit: 79% der High Potentials wünschen sich vor allem planbare, stabile und langfristige Karrieremöglichkeiten – Frauen ebenso wie Männer.
Guter Ruf als wichtigstes Kriterium
Bei den Kriterien, die für Studentinnen und Studenten am wichtigsten für die Arbeitgeberwahl sind, sind die Meinungen einhellig: 100% der Befragten ist der gute Ruf des Arbeitgebers und der Branche wichtig. Die Männer wünschen sich außerdem attraktive Produkte und Dienstleistungen (99%) und herausfordernde Aufgaben (96%). Eine gute Work-Life-Balance (12%) und flexibles Arbeiten (3%) sind dagegen keine Prioritäten.
Für die Frauen sind herausfordernde Aufgaben (63%), die Unternehmenskultur (60%) und Nachhaltigkeit (50,9%) wichtige Auswahlkriterien. Keine Relevanz haben attraktive Standorte (1%) und Entwicklungsmöglichkeiten zur Führungskraft (0,6%). Und auch Work-Life-Balance (7%) und flexibles Arbeiten (4%) sind für die Frauen ähnlich unwichtig oder sogar noch unwichtiger als für Männer.
Hintergrund
In der »Most Wanted«-Arbeitgeberstudie äußerten sich mehr als 7.000 e-fellows.net-Stipendiaten aller Fachrichtungen zu ihren Berufswünschen sowie zu den Kriterien für die Wahl ihres Wunscharbeitgebers. Das Karrierenetzwerk e-fellows.net fördert seit mehr als 15 Jahren mit einem eigenen Online-Stipendium die 10 Prozent besten Studierenden und Doktoranden im deutschsprachigen Raum und verbindet sie mit renommierten Arbeitgebern und Hochschulen. Seinen Kunden bietet das Tochterunternehmen von McKinsey & Company und der ZEIT Verlagsgruppe Recruiting-Lösungen, die mehr als 30.000 Stipendiaten und insgesamt rund 220.000 Mitglieder erreichen – vom ambitionierten Abiturienten bis zum erfolgreichen Berufstätigen.
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