Unzufriedenheit von Frauen im Job nimmt zu

Frau vor Uhren

COVID-19 hat vielfältige Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Millionen Menschen wechselten ins Homeoffice, Prozesse wurden im Eiltempo digitalisiert, flexible Arbeitsmodelle rückten in den Fokus. In Zeiten von geschlossenen Kinderkrippen, Kitas und Schulen nahm zudem die Care-Arbeit deutlich zu, besonders Frauen übernahmen die Betreuungsaufgaben. Auch für die Unternehmen erwies sich die Situation als Bewährungsprobe. Fragen zur Arbeitszeitgestaltung, Work-Life-Balance und Well-being gewannen an Bedeutung.

Mehr Care-Arbeit und höheres Arbeitspensum für Frauen in der Pandemie 

Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen Deloitte-Studie »Women @ Work«, für die 500 in den unterschiedlichsten Positionen, Unternehmen und Branchen tätige Frauen in Deutschland befragt wurden. An der globalen Studie nahmen insgesamt 5.000 Frauen aus zehn Ländern teil, darunter Australien, Brasilien, China und die USA.

77 Prozent der Studienteilnehmerinnen sowohl in Deutschland als auch global gaben an, dass ihre berufliche Belastung seit dem Beginn der Pandemie angestiegen sei. Für 45 Prozent treffe das hierzulande auf ihre Aufgaben im Haushalt zu, global sind es sogar 59 Prozent. Unterdessen habe sich die Freizeit stark reduziert – mit spürbaren Folgen für Work-Live-Balance und Well-being. Schauen die Befragten in Deutschland auf die Zeit vor der Corona-Krise zurück, bewerten 68 Prozent ihre damalige Work-Life-Balance als gut oder sehr gut. Im Gegensatz dazu tun dies zum Befragungszeitpunkt nur noch 43 Prozent. Und auch der Anteil derjenigen, die ihre Jobzufriedenheit als gut oder sehr gut bewerteten, ging von 73 auf 51 Prozent zurück.


Pandemie bremst Frauenkarrieren

»Mit der Umstellung auf Remote Working haben sich für zahlreiche Menschen von einem Tag auf den anderen die Rahmenbedingungen verändert«, sagt Dr. Elisabeth Denison, Chief People Officer bei Deloitte Deutschland. »Einerseits bedeutet Arbeiten von zu Hause mehr Flexibilität, andererseits nahmen die Belastungen pandemiebedingt im Job selbst und im privaten Umfeld zu. Das traf natürlich nicht nur, aber doch verstärkt Frauen.« Mehr als jede fünfte Studienteilnehmerin in Deutschland zog in Betracht zumindest vorübergehend aus dem Arbeitsleben auszusteigen. Um die Doppelbelastung bewältigen zu können, passten 36 Prozent der Arbeitnehmerinnen ihre Arbeitszeiten an.

Als Folge dessen geben 35 Prozent an, dass ihr Verhältnis zum Arbeitgeber negativ beeinflusst wurde. 28 Prozent von ihnen bekamen weniger interessante Aufgaben und jede Vierte weniger Verantwortung übertragen. Unterm Strich sehen 45 Prozent der Befragten ihre Karriereaussichten heute weniger optimistisch als vor der Pandemie. Infolgedessen spielen viele Studienteilnehmerinnen mit dem Gedanken ihren Arbeitgeber zu wechseln. 62 Prozent der Befragten möchten nur noch für eine Dauer von zwei Jahren oder kürzer in ihrem aktuellen Jobverhältnis bleiben, 17 Prozent zwischen zwei und fünf Jahren.


Unterstützung durch Unternehmen gefragt

Genügend Hilfe vom Arbeitgeber erhielten nach eigener Aussage ein Drittel aller Befragten. 32 Prozent der Frauen in Deutschland berichteten, dass ihr Unternehmen beispielsweise zeitlich flexibles Arbeiten ermöglicht. Bei 26 Prozent wurden die Zielvorgaben im Laufe der Pandemie an die neue Situation angepasst, wodurch Bonuszahlungen erreicht werden konnten. Von zusätzlicher bezahlter Freizeit profitierten 16 Prozent. Die globalen Werte sind mit 30 Prozent für flexibles Arbeiten, 22 Prozent für Anpassung der Zielvorgaben und 17 Prozent für zusätzlich bezahlte Freizeit sehr ähnlich. »Die stärkere Partizipation von Frauen in der Wirtschaft zu ermöglichen ist eine zentrale Aufgabe für Unternehmen, Politik und Gesellschaft«, betont Denison. »Gefragt sind ganzheitliche Konzepte – von Steueranreizen und Bildungspolitik über eine faire Aufteilung von Care-Arbeit im Privaten bis hin zu flexiblen Arbeitszeiten sowie einer Führungskultur, die auf Vertrauen basiert und Ergebnisse statt Präsenz honoriert.«

 

Hintergrund
Zwischen November 2020 und März 2021 befragte Deloitte 500 berufstätige Frauen in Deutschland, um die Auswirkungen von COVID-19 auf ihr persönliches und berufliches Leben besser zu verstehen. Die Studie wurde außerdem in neun weiteren Ländern durchgeführt: Australien, Brasilien, China, Großbritannien, Indien, Japan, Kanada, Südafrika und USA. Ein länderübergreifender Report liegt ebenfalls vor.

 

  VERWEISE  

 

Ähnliche Themen in dieser Kategorie

30.01.2025

Strukturelle Unterschiede und Herausforderungen Ein auf EPALE veröffentlichter Artikel von Lucia Paar (ONEDU) befasst sich am Beispiel Österreichs mit Frauen sowohl als Teilnehmerinnen als auch Akteurinnen in der Erwachsenenbildung. Wir fassen …

30.01.2025

Der Frauenanteil in den Hochschulräten der rheinland-pfälzischen Hochschulen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2024 waren 96 Frauen und 113 Männer in diesen Gremien vertreten, was einem Frauenanteil von 46 Prozent …

12.01.2025

Die vorliegende Analyse zeigt einen signifikanten Anstieg der Anzahl weiblicher Führungskräfte in den Vorständen deutscher Unternehmen. Fortschritte, aber noch lange kein Gleichgewicht In den Vorständen der deutschen Top-Konzerne aus DAX40, MDAX …

02.01.2025

Kürzere Amtszeiten: Frauen in DAX-Vorständen weiterhin benachteiligt Der Frauenanteil in den Vorständen der 40 größten deutschen börsennotierten Unternehmen hat erstmals die Marke von 25 Prozent überschritten. Laut der Analyse einer …

.
Oft gelesen...