Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung (2019/20)
25. Datenfortschreibung zu »Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen« veröffentlicht
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat die »25. Fortschreibung des Datenmaterials (2019/2020) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen« veröffentlicht. Der diesjährige Bericht zeigt erneut, dass der Anteil von Wissenschaftlerinnen sowohl bei den Hochschulen als auch bei den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen angestiegen ist, die Fortschritte in allen Bereichen allerdings nur langsam erfolgen und der Handlungsbedarf anhält.
Bei einem Vergleich zu den Daten der letzten zehn Jahre (2009-2019) ergibt sich zwar eine Steigerung, allerdings eine moderate.
So hat sich von 2009 bis 2019 der Anteil von Frauen an der Gesamtzahl
- der Erstimmatrikulationen von 49,9 % auf 51,8 %,
- der Studienabschlüsse von 51,4 % auf 52,0 %,
- der Promotionen von 44,1 % auf 45,4 % und
- der Habilitationen von 23,8 % auf 31,9 %
erhöht. Dies belegt aber auch, dass der Anteil von Frauen noch immer mit jeder Qualifikations- und Karrierestufe nach Studienabschluss sinkt. Durch diese »leaky pipeline« geht erhebliches weibliches Qualifikationspotential für das Wissenschaftssystem verloren.
Auch der Anteil der Professorinnen an Hochschulen ist zwar im Zeitraum zwischen 2009 und 2019 kontinuierlich von 18,0 % auf 25,6 % angestiegen, dennoch zeigt sich weiterhin Verbesserungsbedarf, denn eine differenzierte Betrachtung nach Besoldungsgruppen ergibt nach wie vor: je höher die Besoldungsgruppe, desto niedriger der Anteil von Frauen. Der Anteil der W1-Professorinnen an den Hochschulen insgesamt liegt bei 47,0 %, der C3/W2-Professorinnen bei 26,3 % und der C4/W3-Professorinnen nur noch bei 21,2 %.
Der GWK-Bericht analysiert nicht nur die Frauenanteile in den Hochschulen, sondern auch in den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Der Frauenanteil an Führungspositionen bei der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft ist im Vergleichszeitraum von 2010 bis 2020 von 11,0 % auf 20,5 % gewachsen. Damit stieg er mit ähnlichen Wachstumsraten wie an den Hochschulen, allerdings auf niedrigerem Niveau und mit organisationsspezifischen Unterschieden.
Der Datenfortschreibung angefügt ist eine Sonderauswertung des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS, die anlässlich der 25. Datenfortschreibung einen bilanzierenden Rückblick auf 25 Jahre Geschlechtergleichstellung in der Wissenschaft liefert.
Insgesamt belegt die aktuelle Datenerhebung der GWK, dass es weiterhin sowohl im Bereich der Hochschulen als auch bei den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen dringenden Handlungsbedarf gibt, um die Umsetzung von Chancengleichheit auf struktureller Ebene noch stärker voranzutreiben und damit insbesondere die höhere Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen zu erreichen. Dabei stellen die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2008 beschlossenen und 2017 bestätigten Gleichstellungsstandards mit dem sogenannten Kaskadenmodell als Leitgedanke und die auf Initiative der GWK getroffene Festlegung von flexiblen Zielquoten in den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen wichtige Eckpunkte zur Steigerung des Anteils von Frauen auch in Gestaltungs- und Entscheidungspositionen des Wissenschaftssystems dar. Das Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder, das 2018 mit einer dritten Programmphase startete, ist ein Beispiel für eine erfolgreiche spezifische Fördermaßnahme zur Erhöhung der Chancengerechtigkeit im Wissenschaftssystem. Entsprechende Förderprogramme in den Ländern wirken in die gleiche Richtung.
Hintergrund
Die Datenfortschreibung wird seit 1989 von der GWK aufbereitet und in regelmäßigem Turnus der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Diese Berichte sind Gradmesser dessen, was erreicht wurde, und damit auch statistische Grundlage für weitere gleichstellungspolitische Maßnahmen. Die GWK ist die einzige Stelle im nationalen Wissenschaftssystem, die Datenmaterial zu den Frauenanteilen auf allen Qualifikationsstufen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen kontinuierlich und systematisch erfasst und in Form von regelmäßigen Datenfortschreibungen transparent darstellt.
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