Geschlechterdiversität im Top-Management
BCG Gender Diversity Index: Den sozial-ökologischen Fortschritt in Deutschland treiben vor allem die größten Unternehmen * Diversität in Deutschlands Top-100-Unternehmen kommt langsam voran
Unternehmen, die Geschlechtergerechtigkeit in Vorstand und Aufsichtsrat fördern, haben häufig auch einen hohen ESG-Score.
Das zeigt eine Auswertung des BCG Gender Diversity Index 2021, in dem die Boston Consulting Group (BCG) in Kooperation mit der Technischen Universität München (TUM) Deutschlands 100 größte börsennotierte Konzerne analysiert hat. Top-Performer im jährlich erscheinenden Index handeln demnach auch sozialer, ökologischer und nachhaltiger.
»Die Korrelation von ESG-Kriterien und BCG Gender Diversity Index zeigt uns: Vor allem Deutschlands größte Unternehmen treiben den sozial-ökologischen Wandel«, sagt Nicole Voigt, Co-Autorin der Studie und Partnerin bei BCG. »Die großen Konzerne stehen verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit und müssen zudem die Vorgaben der institutionellen Investoren erfüllen; das gilt vor allem beim Thema ESG.« Prominente Beispiele sind Allianz, Siemens und die Deutsche Telekom – drei der größten Unternehmen Deutschlands. Sie schneiden überdurchschnittlich gut im BCG Gender Diversity Index ab und haben gleichzeitig einen hohen ESG-Score.
Fortschritte bei der Geschlechterdiversität
Was die Geschlechterparität im Top-Management anbelangt, haben sich die drei wichtigsten deutschen Indizes (Dax, M-Dax und S-Dax) gegenüber dem Vorjahr verbessert, wenn auch auf niedrigem Niveau. Mit 13 Prozent Frauen in den Vorständen der Top-100-Unternehmen liegt die Quote 3,3 Prozentpunkte höher als vergangenes Jahr.
Dass auch hier die Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung die Vorreiter sind, zeigt das Beispiel Dax-30: Deutschlands größte Unternehmen haben ihren Frauenanteil im Vorstand im vergangenen Jahr im Mittel um 6,4 Prozentpunkte gesteigert – auf durchschnittlich rund 18 Prozent. »Immer mehr Unternehmen verstehen, dass Diversität ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor ist. Es ist essenziell, dass zukünftig noch mehr Entscheider dieses Erfolgspotenzial erkennen und ausschöpfen. Daran müssen wir weiter arbeiten”, sagt Dr. Marcus van der Vegte, Co-Autor und Partner bei BCG.
Für mehr Frauen in Vorständen soll auch das Zweite Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II) sorgen. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten und mehr als drei Vorstandsmitgliedern müssen künftig bei Nachbesetzungen sicherstellen, dass mindestens eine Frau im Vorstand vertreten ist. Das Gesetz ist seit August 2021 in Kraft. Hätten die Top-100-Unternehmen bereits im vergangenen Jahr die Vorgaben des FüPoG II umgesetzt, läge der Frauenanteil in Vorständen bei 16,4 Prozent.
Dr. Isabell Welpe, Co-Autorin und Professorin an der Technischen Universität München (TUM), sagt: »Diversität als Megatrend wird Unternehmen sicherlich auch 2022 weiter beschäftigen. Neben den korrelativen Zusammenhängen von Vielfalt mit Unternehmenserfolg und Arbeitgeberimage und -attraktivität wird der Einfluss des Kapitalmarktes größer.« Denn dieser lege zunehmend Wert auf das sogenannte Impact-Investing. »Offenlegungspflichten zu Nachhaltigkeit und ESG werden Unternehmen immer mehr dazu verpflichten, Kennzahlen zu Diversität und Inklusion öffentlich zu machen.«
Deutsche Telekom behauptet Spitzenplatz im Index
Spitzenreiter im BCG Gender Diversity Index, der zum fünften Mal erscheint, bleibt die Deutsche Telekom. Der Bonner Konzern führt den Index mit 83,5 Punkten von 100 möglichen an und ist damit wie im Vorjahr Diversity-Champion. Knapp dahinter mit 83,1 Punkten liegt SAP. Der Softwarekonzern konnte sich um 17 Plätze verbessern. Das Führungstrio im BCG Gender Diversity Index komplettiert der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub (79 Punkte), der sich von Platz 5 im Jahr 2020 auf Platz 3 vorgearbeitet hat. Entscheidend für das Abschneiden im Index sind der Anteil der Frauen in Vorstand und Aufsichtsrat sowie deren Vergütung im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen.
Einer der größten Verlierer des Rankings ist Ceconomy. Im vergangenen Jahr lag der Elektronikhändler (MediaMarkt, Saturn) mit 77 Punkten noch auf Platz 4 und ist nun auf Platz 38 abgerutscht (57 Punkte). Am Ende des BCG Gender Diversity Index finden sich wie im Vorjahr der Softwareentwickler Nemetschek und M-Dax-Aufsteiger Hypoport (Finanzdienstleistungen).
Hintergrund
Für den BCG Gender Diversity Index 2021 haben die Boston Consulting Group (BCG) und die Technische Universität München (TUM) die nach Marktkapitalisierung 100 größten deutschen Unternehmen untersucht, die in einem der Prime-Indizes (Dax, M-Dax, S-Dax, TecDAX) gelistet sind und die benötigten Daten zur Berechnung des Index veröffentlichen (nach Marktkapitalisierung zum Stichtag 30. Juni 2021). Untersuchungsgrundlage ist der Anteil an Männern und Frauen in Vorstand und Aufsichtsrat des jeweiligen Unternehmens zum Stichtag sowie die Verteilung der Vergütung in den beiden Gremien nach Ausweis des letzten vollständigen Jahresberichts. Diese vier Faktoren gehen jeweils zu einem Viertel in die Gesamtwertung ein.
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