Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung (2020/21)
26. Datenfortschreibung zu »Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen« veröffentlicht
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat die »26. Fortschreibung des Datenmaterials (2020/2021) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen« veröffentlicht
Der diesjährige Bericht zeigt erneut, dass der Anteil von Wissenschaftlerinnen sowohl in den Hochschulen als auch in den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen angestiegen ist, die Fortschritte in allen Bereichen allerdings nur langsam erfolgen und der Handlungsbedarf anhält.
Bei einem Vergleich der Ergebnisse von 2020 mit den Daten von vor zehn Jahren ergibt sich zwar eine Steigerung, allerdings nur eine moderate. So hat sich von 2010 bis 2020 der Anteil von Frauen an der Gesamtzahl
• der Erstimmatrikulationen von 49,5 % auf 52,5 %,
• der Studienabschlüsse von 51,8 % auf 52,1 %,
• der Promotionen von 44,1 % auf 45,1 % und
• der Habilitationen von 24,9 % auf 35,1 %
erhöht. Dies belegt, dass der Anteil von Frauen noch immer mit jeder Qualifikations- und Karrierestufe nach Studienabschluss sinkt. Durch diese „leaky pipeline“ geht erhebliches weibliches Potential für das Wissenschafts- und Innovationssystem in Deutschland verloren.
Darüber hinaus werden sowohl hinsichtlich der Repräsentanz über Karriereverläufe hinweg als auch in Bezug auf die Studienwahl fächerbezogene Differenzen zwischen Frauen und Männern sichtbar. Gerade in den Fächern, in denen die Frauenanteile bei Studierenden und Studienabschlüssen hoch sind, fällt die Differenz zu den Frauenanteilen auf Professuren besonders deutlich aus. Die Ebene der Fachbereiche verdient es deshalb, im Kontext der Entwicklung von Gleichstellungsmaßnahmen stärker als bislang in den Blick genommen zu werden.
Der Anteil der Professorinnen an Hochschulen ist zwar im Zeitraum zwischen 2010 und 2020 kontinuierlich von 19,2 % auf 26,3 % angestiegen, dennoch zeigt sich weiterhin dringender Verbesserungsbedarf mit Blick auf die Parität. Eine differenzierte Betrachtung nach Besoldungsgruppen ergibt zudem nach wie vor: je höher die Besoldungsgruppe, desto niedriger der Anteil von Frauen. Der Anteil der W1-Professorinnen an den Hochschulen insgesamt liegt bei 47,6 %, der C3/W2-Professorinnen bei 27,1 % und der C4/W3-Professorinnen nur noch bei 22,0 %.
Der GWK-Bericht analysiert nicht nur die Frauenanteile in den Hochschulen, sondern auch in den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Der Frauenanteil an Führungspositionen bei der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft ist im Vergleichszeitraum von 2011 bis 2021 insgesamt von 12,0 % auf 21,6 % gewachsen. Damit stieg er mit ähnlichen Wachstumsraten wie an den Hochschulen, allerdings auf niedrigerem Niveau und mit organisationsspezifischen Unterschieden.
Der Datenfortschreibung angefügt ist eine Sonderauswertung des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS, die sich mit gleichstellungspolitischen Aspekten von Personalstrukturen auf dem Weg zur Professur sowie befristeter Beschäftigung in der Wissenschaft beschäftigt.
Insgesamt belegt die aktuelle Datenerhebung der GWK, dass es weiterhin sowohl im Bereich der Hochschulen als auch bei den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen dringenden Handlungsbedarf gibt, um die Umsetzung von Chancengleichheit von Frauen und Männern auf struktureller Ebene noch stärker voranzutreiben und damit insbesondere die Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen in Richtung Parität weiterzuentwickeln.
Dabei stellen die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2008 beschlossenen und 2017 bestätigten Gleichstellungsstandards mit dem sogenannten Kaskadenmodell als Leitgedanke und die auf Initiative der GWK getroffene Festlegung von flexiblen Zielquoten in den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen wichtige Eckpunkte zur Steigerung des Anteils von Frauen auch in Gestaltungs- und Entscheidungspositionen des Wissenschaftssystems dar. Das Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder, das 2018 mit einer dritten Programmphase startete, ist ein Beispiel für eine erfolgreiche spezifische Fördermaßnahme zur Verbesserung der Gleichstellung von Frauen und Männern im Wissenschaftssystem.
Entsprechende Förderprogramme in den Ländern wirken in die gleiche Richtung.
Hintergrund
Die Datenfortschreibung wird seit 1989 von der GWK aufbereitet und in regelmäßigem Turnus der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Diese Berichte sind Gradmesser dessen, was erreicht wurde, und damit auch statistische Grundlage für weitere gleichstellungspolitische Maßnahmen. Die GWK ist die einzige Stelle im nationalen Wissenschaftssystem, die Datenmaterial zu den Frauenanteilen auf allen Qualifikationsstufen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen kontinuierlich und systematisch erfasst und in Form von regelmäßigen Datenfortschreibungen transparent darstellt.
VERWEISE