Jedes zweite neu berufene DAX-Vorstandsmitglied ist weiblich

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 Vorstandssitzung

Vorstände deutscher Top-Unternehmen so weiblich wie nie – starker Anteil vor allem im DAX

DAX-Unternehmen haben prozentual die meisten Managerinnen in ihren Vorständen, 85 Prozent haben mindestens eine Frau im Vorstand

So viele Frauen wie aktuell saßen noch nie in den Vorständen von Deutschlands Spitzenkonzernen: Der Anteil von Managerinnen in den Vorstandsetagen der DAX-, MDAX- und SDAX-Unternehmen ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen und liegt aktuell bei 15,5 Prozent – und damit 2,3 Prozentpunkte höher als vor einem Jahr und sogar gut doppelt so hoch wie vor vier Jahren (7,9 Prozent). In absoluten Zahlen: 109 der insgesamt 705 Vorstandsmitglieder sind weiblich. Zum Stichtag 1. Januar 2023 sind das 17 mehr als noch ein Jahr zuvor.

Allerdings stehen damit einer Top-Managerin immer noch sieben männliche Kollegen gegenüber. Betrachtet man die CEO-Ebene, wird die Diskrepanz im Verhältnis noch deutlicher: Von den 160 Führungsposten sind neun von Managerinnen besetzt. Viele Vorstände deutscher Konzerne sind weiter mehrheitlich eine reine Männerdomäne.

Besonders bemerkenswert ist, dass offenbar die Unternehmen des DAX eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn es um Diversität geht. Der Frauenanteil liegt hier mit 21,2 Prozent deutlich höher als bei Konzernen des SDAX (12,4 Prozent) und des MDAX (12 Prozent). Das liegt auch daran, dass bei der Neubesetzung freiwerdender Vorstandsposten gerade im DAX immer häufiger Frauen zum Zuge kommen: Im vergangenen Jahr wurden im DAX 22 neue Vorstände berufen – elf davon waren Frauen.

Das sind die Ergebnisse einer Analyse der Struktur der Vorstände der 160 im DAX, MDAX und SDAX gelisteten Unternehmen, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zweimal jährlich durchführt.

DAX-Konzerne treiben Wandel am stärksten voran

Am häufigsten wird dies in DAX-Unternehmen erkannt: Bei der Neubesetzung von Vorstandsposten achten die Konzerne in Deutschlands Top-Index offenbar stärker auf Ausgewogenheit der Geschlechter als dies Konzerne der anderen beiden Indizes tun. So waren 50 Prozent der neuberufenen Mitglieder des Vorstands im DAX weiblich. Im MDAX lag der Frauenanteil bei den Neubesetzungen bei 35 Prozent, im SDAX nur bei 30 Prozent.

Inzwischen hat indexübergreifend jedes zweite Unternehmen (51,9 Prozent) mindestens eine Frau im Vorstand – vor einem Jahr waren es 46,5 Prozent. Auch hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Indizes: Im DAX haben fast neun von zehn Konzernen (85 Prozent) mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied, in SDAX (43 Prozent) und MDAX (38 Prozent) sind es dagegen knapp vier von zehn Unternehmen.

Eine Herausforderung, mit der Managerinnen auf dem Weg an die Spitze oft konfrontiert werden: Klassische Rollenbilder, die nicht mehr zeitgemäß sind. Hier müssen wir uns als Gesellschaft als Ganzes hinterfragen, so Markus Heinen (EY): »Denn es geht nicht nur darum, Frauen bessere Karrieremöglichkeiten zu eröffnen. Es geht auch darum, dass Männer verstärkt bereit sind, sich um Haushalt und Familie zu kümmern und eventuell sogar zugunsten der Frau die eigene Karriere hintanzustellen. Das passiert immer noch sehr selten.«

Frauenanteil in Konsumgüter-, Telekommunikations- und Immobilienbranche am höchsten

Überdurchschnittlich stark sind weibliche Vorstände in der Konsumgüterindustrie vertreten: Hier ist fast jedes vierte Vorstandsmitglied (24 Prozent) eine Frau. Ebenfalls hoch ist der Anteil von Managerinnen in dem Gremium bei Unternehmen, die in den Bereichen Telekommunikation (21 Prozent) und Immobilen (21 Prozent) Geschäfte machen. Medienunternehmen (8 Prozent), Energieversorger (9 Prozent) und IT-Konzerne (11 Prozent) haben dagegen die niedrigsten Anteile weiblicher Vorstandsmitglieder. Fast jede dritte Vorständin (32 Prozent) nimmt operative Funktionen war, jede vierte Managerin (25 Prozent) verantwortet das Personalressort. Die Rolle des CFO bekleidet jede fünfte Frau (20 Prozent).

Ob es Managerinnen in Führungspositionen schaffen und in die Vorstände der Konzerne berufen werden, sei sehr oft noch eine Kulturfrage, so Heinen. Von Firma zu Firma unterscheide sich, wie schwer der Weg nach ganz oben sei: »Die Vereinbarkeit von Familie beziehungsweise dem Privatleben auf der einen und der berufliche Aufstieg auf der anderen Seite, dieser Mix ist für Frauen auch heute noch oft schwieriger zu erreichen als für Männer. Und auch wenn sich klassisch ausgeprägte Rollenverständnisse in den vergangenen Jahren durchaus stark verändert haben, sind weibliche Mitarbeiterinnen heute noch immer stärker etwa auf flexible Arbeitszeitangebote angewiesen als ihre Kollegen.«  

Hintergrund
EY ist eine der großen deutschen Prüfungs- und Beratungsorganisationen. In der Steuerberatung ist EY deutscher Marktführer. EY beschäftigt mehr als 11.000 Mitarbeitende an 20 Standorten.


  VERWEISE  


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