Gender Pay Gap in Deutschland: Mit zunehmendem Alter ein wachsendes Problem

DIW Berlin

DIW-Studie zeigt: Akademikerinnen besonders von Lohnungleichheit betroffen

Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) beleuchtet die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern in Deutschland.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Gender Pay Gap mit steigendem Alter und Bildungsniveau deutlich zunimmt.

Alters- und bildungsbedingte Verdienstunterschiede

Die Untersuchung zeigt, dass sich der Gender Pay Gap insbesondere in der Phase der Familiengründung vergrößert. Dieser Trend zeigt sich in allen Bildungsgruppen, ist aber bei Akademikerinnen und Akademikern am stärksten ausgeprägt.

Akademiker besonders betroffen

Bei Beschäftigten mit Hochschulabschluss beträgt der Gender Pay Gap ab einem Alter von 45 Jahren bis zu 28 Prozent. Im Vergleich dazu liegt er bei Personen mit Abitur und/oder Lehre sowie bei Personen ohne Abitur und Lehre bei rund 20 Prozent.

Geringste Verdienstunterschiede bei jungen Erwachsenen.

Am geringsten ist der geschlechtsspezifische Verdienstabstand bei den 25- bis 29-Jährigen. In dieser Altersgruppe beträgt er über alle Bildungsgruppen hinweg rund zehn Prozent.

Ursachen und Erklärungsansätze

Ein wesentlicher Grund für die wachsende Lohnlücke liegt in der ungleichen Verteilung von Teilzeitarbeit. Frauen sind insbesondere in Westdeutschland deutlich häufiger teilzeitbeschäftigt als Männer. Dies wirkt sich negativ auf ihre Karrierechancen und Stundenlöhne aus.

Politische Handlungsempfehlungen

Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am DIW Berlin, betont den politischen Handlungsbedarf:

  • Reform steuerlicher Fehlanreize wie Ehegattensplitting und Minijob-Regelung
  • Schaffung von Anreizen für eine gleichmäßigere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit.

Kompetenzunterschiede und Gender Pay Gap

Eine zweite Studie des DIW Berlin untersuchte den Zusammenhang zwischen geschlechtsspezifischen Kompetenzunterschieden und dem Gender Pay Gap.
Die Ergebnisse zeigen:

  • Frauen sind im Durchschnitt besser im Lesen
  • Männer schneiden bei den mathematischen Kompetenzen besser ab
  • Diese Unterschiede erklären den Verdienstabstand jedoch nur geringfügig.

Ausblick

Um echte Chancengleichheit zu erreichen, empfiehlt Studienautorin Lavinia Kinne, bereits in der Schule anzusetzen und Stereotype bei der Berufswahl aufzubrechen. Dies könne durch eine gezielte Förderung von Mädchen in MINT-Fächern und von Jungen in sprachlichen Bereichen geschehen.


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