Frauenanteil an deutschen Hochschulen wächst kontinuierlich

Hörsaal, Seminarraum

Frauen stellen Mehrheit der Studierenden an deutschen Hochschulen

Seit dem Wintersemester 2021/22 sind Frauen erstmals in der Mehrheit unter den Studierenden an deutschen Hochschulen. Laut einer aktuellen Analyse des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes beträgt ihr Anteil im Wintersemester 2023/24 50,9 Prozent.

Besonders auffällig ist der hohe Frauenanteil in bestimmten Studienfächern wie Veterinärmedizin, wo rund 90 Prozent der Studierenden weiblich sind.

Kontinuierlicher Anstieg des Frauenanteils

In den letzten zehn Jahren stieg der Anteil weiblicher Studierender kontinuierlich um insgesamt 3,3 Prozentpunkte. Bereits im Wintersemester 2016/17 war bei den Erstsemestern ein Frauenüberhang zu beobachten.

Cort-Denis Hachmeister, Datenanalyst beim CHE, erklärte, dass diese Entwicklung unter anderem darauf zurückzuführen sei, dass mehr Frauen als Männer eine Studienberechtigung wie das Abitur erwerben. Außerdem hätten neue akademische Ausbildungsberufe in Pflege und Gesundheit zur Zunahme beigetragen.

Frauenanteil bei Studierenden bis 2024

Beliebte Studienfächer und regionale Unterschiede

Die Wirtschaftswissenschaften sind das beliebteste Studienfach bei beiden Geschlechtern, mit rund 226.000 männlichen und 205.000 weiblichen Studierenden. Während Männer häufig Informatik und Maschinenbau wählen, entscheiden sich Frauen bevorzugt für Sozialwesen und Psychologie.

Regional betrachtet hat Thüringen mit einem Frauenanteil von 60,4 Prozent die höchste Quote, beeinflusst durch die hohe Zahl an Studierenden der privaten IU Internationalen Hochschule. In einigen Bundesländern wie Bayern und Nordrhein-Westfalen sind Männer noch leicht in der Überzahl.

Extreme Geschlechterverhältnisse in einzelnen Fächern

Einige Studienbereiche weisen besonders starke Geschlechterungleichgewichte auf. Während in der Veterinärmedizin der Frauenanteil bei 86 Prozent liegt, dominieren Männer Fächer wie Verkehrstechnik und Nautik. Geographie und Chemie hingegen zeigen eine nahezu ausgeglichene Verteilung.

Gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen

Hachmeister betonte, dass geschlechtsspezifische Konzentrationen in bestimmten Fächern problematisch werden könnten, wenn sie strukturelle Probleme wie den Gender-Pay-Gap oder Fachkräftemangel verstärken.

Dennoch sei bemerkenswert, dass sich die Studienfachwahl weniger stark unterscheidet als oft angenommen: Beispielsweise studieren mehr Frauen Informatik als Germanistik. Der Fachkräftemangel in männerdominierten Bereichen wie Ingenieurwissenschaften sowie in frauendominierten Berufen wie Pflege bleibt eine Herausforderung.

Hintergrund
Der DatenCHECK 3/2025 »Was studieren Frauen? Was studieren Männer? – Studierende und Studienanfänger*innen nach Geschlecht« greift auf Daten des Statistischen Bundesamtes zurück, in der nur die beiden Kategorien männlich und weiblich ausgewiesen werden. Personen mit den Geschlechtsangaben »divers« oder »keine Angaben« werden nach dem Zufallsprinzip auf diese beiden Kategorien aufgeteilt. Vergleichsauswertungen u. a. von Hochschulstart.de deuten auf einen Anteil diverser Studierender von rund 0,2 Prozent hin, so dass für den vorliegenden DatenCHECK nur von einem geringen Verzerrungseffekt ausgegangen wird.


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