Frauenanteil in Hochschulleitungen erreicht neuen Höchststand

Hochschulstatistik: Frauenanteil steigt, Herkunft bleibt einseitig
Die Leitung staatlicher Hochschulen in Deutschland wird zunehmend weiblicher. Zwischen 2021 und 2024 stieg der Anteil von Frauen an der Spitze von 25 auf 35 Prozent. Damit ist mehr als ein Drittel der Rektorinnen und Präsidentinnen weiblich – ein historischer Höchstwert.
Besonders an Universitäten zeigt sich dieser Trend deutlich: Hier beträgt die Frauenquote inzwischen 41 Prozent. An Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) liegt sie bei 30 Prozent.
Neue Dynamik durch externe Berufungen
Laut Isabel Roessler vom CHE Centrum für Hochschulentwicklung, die die Entwicklung seit 2019 analysiert, habe es noch nie so viele Frauen in Führungspositionen gegeben. Sie betont, dass vor allem Frauen häufig von außerhalb an ihre neue Hochschule berufen wurden, ohne dort zuvor gearbeitet zu haben. Dies berge das Potenzial für frische Impulse in den Hochschulen.
Herkunft der Führungskräfte bleibt wenig divers
Trotz Fortschritten bei der Geschlechtervielfalt bleibt die Herkunft der Hochschulleitungen homogen. Nur neun von 174 untersuchten Führungspersonen wurden im Ausland geboren. Die Mehrheit stammt aus Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern.
Ostdeutsche Herkunft ist weiterhin selten: Im Dezember 2024 wurden zwölf staatliche Hochschulen von Personen aus ostdeutschen Flächenländern (ohne Berlin) geleitet – ein Anstieg gegenüber 2018, als es noch keine ostdeutsche Universitätsleitung gab.
Durchschnittsalter und fachliche Hintergründe
Das Durchschnittsalter der Hochschulleitungen liegt aktuell bei 58 Jahren und ist damit leicht gesunken. Wer 2024 neu berufen wurde, war im Schnitt sogar erst 54 Jahre alt. Rund jede zehnte Leitung ist jünger als 50 Jahre. Frauen sind bei der Berufung meist etwas jünger als ihre männlichen Kollegen.
Fachlich dominieren weiterhin die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften: Rund ein Drittel der Leitungen kommt aus diesem Bereich. Besonders an HAW sind aber auch MINT-Fächer (Mathematik, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften) stark vertreten.
Hohe Fluktuation in den Führungsetagen
Etwa 60 Prozent der amtierenden Hochschulleitungen haben ihr Amt seit 2020 übernommen. Im Jahr 2024 wurden 24 Rektorinnen- und Präsidentinnenposten neu besetzt. Der Trend zur externen Berufung setzt sich fort: Über die Hälfte der neu berufenen Frauen kam von außerhalb ihrer Hochschule.
Hintergrund
Der »DatenCHECK Hochschulleitung in Deutschland – Update 2025« bietet aktualisierte Daten aus den bisherigen Lebenslaufanalysen von Hochschulleitungen des CHE. Berücksichtigt wurden die im Netz veröffentlichten Lebensläufe und Pressemeldungen von 174 Präsident*innen und Rektor*innen staatlicher Hochschulen. Nicht berücksichtigt wurden vakant bzw. kommissarisch besetze Leitungspositionen. Stichtag der Erhebung bzw. Aktualisierung war der 31.12.2024. Autorin des DatenCHECKs ist Isabel Roessler.
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