KMK, BDA, DGB: Gemeinsam für starke Berufsschulen in der digitalen Welt
Im Wortlaut: Erklärung von KMK, BDA und DGB Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 04.05.2017
Das System der beruflichen Bildung in Deutschland ermöglicht den Jugendlichen eine breit angelegte hochwertige berufliche Qualifikation und sichert den Unternehmen einen hervorragenden Fachkräftenachwuchs. Gut ausgebildete Fachkräfte bleiben das Rückgrat der Innovationskraft unserer Betriebe. Die duale Berufsausbildung in Deutschland ist ein Garant für die im Vergleich zu anderen Staaten Europas niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Es bietet durch die unmittelbare Nähe zur betrieblichen Praxis den Jugendlichen gute Voraussetzungen für den Einstieg ins Arbeitsleben und auch über die berufliche Aufstiegsfortbildung vielfältige Karriereperspektiven und persönliche Entwicklungschancen. Eine fundierte, umfassende Berufsausbildung mit modernen Ausbildungsberufen ist für die Jugendlichen und die Betriebe eine gute Basis, um den Wandel der Arbeitswelt zu meistern. So leisten berufsbildende Schulen schon heute bei der Integration von Flüchtlingen in Ausbildung hervorragende Arbeit.
Unsere Arbeitswelt steht vor zentralen Herausforderungen. Digitale Technologien beeinflussen Wertschöpfung und Innovation, sie haben erhebliche Auswirkungen auf Arbeitsinhalte, -prozesse und -umgebung. Diese Veränderung gilt es, positiv für Unternehmen und Beschäftigte zu gestalten. Eine gute Ausbildung der Menschen ist das Fundament für nachhaltige Teilhabe am Arbeitsmarkt, für bessere Aufstiegschancen im Betrieb sowie eine höhere berufliche Handlungskompetenz. Die Unternehmen profitieren ebenfalls von einer Qualifizierungsstrategie für die Arbeitswelt 4.0: Qualifizierte Beschäftigte tragen wesentlich zum Unternehmenserfolg bei.
Die Berufsschulen sind eine unverzichtbare Säule im System der dualen Ausbildung und geschätzter Partner der Ausbildungsbetriebe. Sie stehen vor großen Herausforderungen: eine heterogene Schülerschaft, ein sich verschärfender Mangel an Lehrkräften in bestimmten Fachbereichen, sich nicht zuletzt wegen der Digitalisierung rasch wandelnde Anforderungen an die Professionalität der Lehrkräfte und schulische Rahmenbedingungen sowie kontinuierlicher Modernisierungsbedarf. Es ist dringend erforderlich, bedarfsgerechte Berufsschulangebote, auch in ländlichen Regionen, zu erhalten.
Die berufsbildenden Schulen müssen in die Lage versetzt werden, die beschriebenen Herausforderungen zu bewältigen und die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen. Dazu brauchen sie verlässliche Rahmenbedingungen und die Unterstützung von Politik und Sozialpartnern. Ein wesentliches Ziel dieser Erklärung ist, dass die Schülerinnen und Schüler berufsbildender Schulen angemessen an den verschiedenen Förderprojekten der Bundesregierung partizipieren.
Die KMK, die BDA und der DGB bekräftigen daher gemeinsam:
Digitale Ausstattung modernisieren
Die Ankündigung des Bundes, den Ausbau der IT-Infrastruktur in Schulen zu unterstützen wird ausdrücklich begrüßt. KMK, BDA und DGB erwarten, dass der Bund seinen Vorschlag zum Digital-Pakt konkretisiert und zeitnah die Haushaltsmittel im Bundesetat festschreibt. Dies unterstützt die Planungsprozesse auf allen politischen Ebenen nachhaltig. Infrastruktur- und Ausstattungskonzepte müssen integraler Bestandteil eines Gesamtkonzeptes zur „Bildung in der digitalen Welt“ sein.
KMK, BDA und DGB werden sich in diesem Gesamtrahmen dafür einsetzen, die Kooperation von Betrieben und berufsbildenden Schulen auch in organisatorischen, didaktischen und methodischen Fragen weiter zu intensivieren.
Schulsanierung voranbringen
Für die Sicherung der Funktionalität der berufsbildenden Schulen im oben beschriebenen Sinne spielt auch die Sanierung der Schulgebäude eine wichtige Rolle. KMK, BDA und DGB begrüßen, dass die Bundesregierung im Rahmen des Kommunalinvestitionsförderungsfonds ab dem Jahr 2017 insgesamt 3,5 Milliarden Euro auch für die Schulsanierung zur Verfügung stellt. Hier müssen die berufsbildenden Schulen ebenso wie die allgemein bildenden Schulen berücksichtigt werden.
Lehrkräftenachwuchs sichern – Lehrpersonal weiterbilden
Die Qualität der berufsbildenden Schulen hängt ganz wesentlich von der Arbeit der Lehrkräfte an diesen Schulen ab. Die Sicherung des Lehrkräftenachwuchses hat eine besondere Bedeutung. KMK, BDA und DGB plädieren deshalb dafür, die digitale Bildung in der Lehrkräfteausbildung zu verankern und gemeinsam die Entwicklung der Lehrkräfteversorgung voranzutreiben. Dazu zählt die Stärkung der Lehrstühle für Berufs- und Wirtschaftspädagogik und ergänzend die Gewinnung von Seiteneinsteigern. Um mit der technologischen Entwicklung Schritt halten zu können, ist eine kontinuierliche – bevorzugt gemeinsame – Fortbildung der Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen und des Ausbildungspersonals in den Betrieben anzustreben.
KMK, BDA und DGB begrüßen, wenn die Landesausschüsse für Berufsbildung diese Erklärung aufgreifen und in die Diskussion zur landesspezifischen Umsetzung der angesprochenen Themenfelder einbeziehen.
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