EFI-Jahresbericht 2019
Start-ups sind wichtige Akteure im Innovationssystem: (1) Anbieter von innovativen Produkten und Dienstleistungen, (2) Impulsgeber für etablierte Unternehmen und (3) Transferkanal für die Wissenschaft – Besonders hohe Konzentration von Start-ups in Berlin und München – Appell: Bereits bestehende oder sich herausbildende Start-up-Ökosysteme ausbauen – Mehr Anreize für Wagniskapitalinvestitionen setzen
Im zwölften Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), das der Bundeskanzlerin in Berlin übergeben wurde, weisen die sechs Mitglieder auf die wichtige Rolle der Start-ups im Innovationssystem hin:
- Start-ups verfolgen neue Geschäftsmodelle, erweitern und modernisieren mit ihren Innovationen das Angebot an Produkten und Dienstleistungen. Sie schaffen damit nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern sie setzen auch etablierte Unternehmen unter Druck, sich permanent zu verbessern, um am Markt bestehen zu können.
- Start-ups sind Impulsgeber für Innovationen in etablierten Unternehmen. Sie können Kooperationspartner bzw. Trendscouts für neue Technologien oder Innovationen sein.
- Start-ups spielen eine wichtige Rolle beim Erkenntnis- und Technologietransfer aus der Wissenschaft in die Praxis.
Mehr Start-ups in Deutschland, mit Konzentration in Berlin und München
»In Deutschland hat sich eine lebendige Start-up-Szene entwickelt, belastbare Daten zur Entwicklung der Gesamtpopulation der Start-ups in Deutschland sind bis dato aber nicht verfügbar«, so Prof. Monika Schnitzer von der Ludwig-Maximilians-Universität München und stellvertretende Vorsitzende der Expertenkommission. »Die Entwicklung der Wagniskapitalinvestitionen in Deutschland deutet darauf hin, dass die Anzahl der Start-ups in Deutschland höher ist als noch vor fünf Jahren.« Besonders viele Gründungsprojekte wurden in Berlin und München gestartet. »Die räumliche Konzentration von Start-ups ist keine deutsche Besonderheit«, so Schnitzer. »Start-ups bilden und entwickeln sich – in allen Ländern – dort besonders gut, wo sie ein funktionierendes Start-up-Ökosystem mit Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, mit etablierten Unternehmen und Investoren sowie mit anderen Start-up-Gründerinnen und -Gründern und qualifizierten Fachkräften vorfinden«.
Um weltweit sichtbare Start-up-Ökosysteme gerade in den neuesten Technologien zu fördern, empfiehlt Schnitzer, »sollte die Politik dieser räumlichen Konzentration nicht entgegenwirken, sondern gerade bereits bestehende oder sich herausbildende Start-up-Ökosysteme ausbauen«.
Finanzierung von Start-ups über Beteiligungskapital
Start-ups sind für die Finanzierung ihrer Investitionen in hohem Maße auf Beteiligungskapital angewiesen. Start-up-Projekte haben einen hohen Finanzbedarf und sind sehr riskant, können aber im Erfolgsfall ein hohes Wachstum generieren. Die Expertenkommission betont, dass der Anteil der Wagniskapitalinvestitionen am BIP im Vergleich zu wichtigen anderen Ländern gering sei. »Start-ups haben in Deutschland – insbesondere in der Wachstumsphase – immer noch Probleme, Wagniskapital zu bekommen«, so der Vorsitzende der Expertenkommission, Prof. Dietmar Harhoff vom Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb in München. Die Expertinnen und Experten empfehlen daher, »Anreize für institutionelle Anleger zu setzen, stärker in Wagniskapital zu investieren« und »die steuerrechtlichen Rahmenbedingungen für Wagniskapitalfonds weiter zu verbessern«.
Der Kommissionsvorsitzende abschließend: »Angesichts der wichtigen Rolle von Start-ups im Innovationssystem ist es eine gute Nachricht, dass sich in Deutschland eine lebendige Start-up-Szene entwickelt hat. Wenn wir den Innovationsstandort Deutschland stärken wollen, müssen wir aber die Rahmenbedingungen für Gründungen und das Wachstum von Start-ups weiter verbessern.«
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