IAB-Stellungnahme: »Strukturwandel und berufliche Weiterbildung«
Stellungnahme des IAB zur Anhörung beim Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
Zur Vorbereitung des Jahresgutachtens 2022/23 des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wurde das IAB um seine Expertise zur Bedeutung und Weiterentwicklung der beruflichen Weiterbildung gebeten – insbesondere in Zusammenhang mit der technologischen und ökologischen Transformation der Wirtschaft, wodurch zukünftig sowohl auf der einen Seite zahlreiche zusätzliche Fachkräfte gebraucht werden und auf der anderen Seite bestimmte Arbeitsstellen wegfallen werden.
Die Erkenntnisse, die das IAB im Herbst 2022 hierzu vorgelegt hat, werden in der unten verlinkten Stellungnahme zusammengefasst.
Vermittlungsfähigkeit von Arbeitslosen und Weiterbildung
Zum Anteil nicht vermittlungsfähiger Personen im SGB III liegen dem IAB keine Zahlen vor, allerdings ist zu vermuten, dass der größte Teil der Arbeitslosen im SGB III vermittlungsfähig ist. Grundsätzlich muss dabei bedacht werden, dass sich bei Vermittlungsfähigkeit – analog zu Beschäftigungsfähigkeit – nicht um eine rein individuelle, also der Person anhaftende Eigenschaft handelt, sondern sich zeitlich veränderlich durch die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt ergibt.
Förderung der Nutzung von Weiterbildungsangeboten
Geringqualifizierte gehören neben weiteren Gruppen, wie etwa atypisch Beschäftigte, zu dem Personenkreis, der unterdurchschnittlich häufig an beruflicher Weiterbildung teilnimmt. Auch bezüglich der Branchenstruktur unterscheidet sich die Weiterbildungsbeteiligung deutlich.
Aus älteren Untersuchungen des IAB zur Teilnahmebereitschaft an Weiterbildungen ist bekannt, dass dabei finanzielle Aspekte für Arbeitslose und Beschäftigte eine wichtige Rolle spielen können. So sind für Arbeitslose die wichtigsten Gründe, nicht an einer Weiterbildung teilzunehmen, die Unsicherheit über zukünftige Erträge der Weiterbildung und der Einkommensverzicht während der Weiterbildung. Neben finanziellen Gründen gaben befragte arbeitslose und beschäftigte Personen außerdem häufig an, dass sie das Lernen nicht mehr gewohnt seien und dass sie aufgrund von Betreuungsverpflichtungen nicht an einer Weiterbildung teilnehmen könnten.
Attraktivität und Zugänglichkeit von Weiterbildungsangeboten
Das deutsche Weiterbildungssystem ist gekennzeichnet durch dezentrale, föderale Strukturen und eine Vielzahl unterschiedlicher, stark miteinander im Wettbewerb stehender Bildungsanbieter mit unterschiedlichsten Kursangeboten.
Auch wenn es so einfacher möglich ist, auf bestimmte Bedürfnisse (z.B. von Unternehmen) zugeschnittene Weiterbildungen anzubieten, ist es für potenzielle Weiterbildungsteilnehmende oft schwierig, diese in Bezug auf Qualität und Übertragbarkeit zu vergleichen. Eine höhere Transparenz über Weiterbildungsmöglichkeiten und einheitliche Qualitätsstandards könnten die Auswahl einer passenden Weiterbildung und damit den Zugang erleichtern.
Abschließend dikutieren die Autor*innen der Stellungnahme mögliche Anpassungen der Weiterbildung an sich ändernde Strukturerfordernisse, die sich u.a. aus der Digitalisierung und den multiplen Krisenerscheinungen ergeben.
QUELLE: Nach der zitierten IAB-Stellungnahme - Publiziert unter folgender Creative-Commons-Lizenz: Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)
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