Unternehmen brauchen ein Frühwarn-System für unethisches Verhalten
Ernst & Young (EY)-Compliance-Expertin Weghmann warnt vor Unterschätzung des Einflusses der Unternehmenskultur auf das Mitarbeiterverhalten
Großunternehmen neigen dazu, den Stellenwert der Unternehmenskultur für die Mitarbeiter zu unterschätzen.
In einem Interview für das Consulting-Dossier des Magazins 'Business Punk' (Ausgabe 5/2017) erklärte Katharina Weghmann, Executive Director Integrity Solutions in der Abteilung Fraud Investigation & Dispute im Düsseldorfer EY-Büro: »Die Unternehmen unterschätzen enorm, welchen Einfluss Unternehmenskultur auf das Verhalten von Menschen hat«. Die zahlreichen Industrie-Skandale der letzten Zeit bestätigten wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigten, »egal wie formell du alles aufgebaut hast, das Informelle übertrumpft immer das Formelle«.
Sinnvoll sei es laut Weghmann, in den Unternehmen ein Frühwarnsystem für unethisches Verhalten zu etablieren. Als einen wesentlichen Faktor eines solchen Systems sieht sie eine Gruppe von Mitarbeitern, die bislang meist als Nestbeschmutzer und Denunzianten betrachtet werden - die »Whistleblower«: »Wir kommen mehr und mehr dahin, den Unternehmen klar zu machen: Hinweisgeber sind eure Beschützer, die ihr unterstützen müsst, die ihr in die ganzen Prozesse integrieren müsst«.
Sie und ihr EY-Team, das sich um die Prävention und auch die Aufarbeitung von Skandalen kümmert, arbeiten daran, »einen Standard nach wissenschaftlichen Kriterien zu kreieren, an dem sich Unternehmen messen können« - Integrität als KPI, wenn man so wolle. Es gehe ihr dabei aber um viel mehr: »Unternehmen sind ein Motor für den Wohlstand der Menschheit, aber auch für den generellen Ethikstandard der Welt«.
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