Brauchen wir noch Chefs?
Unternehmen müssen sich so schnell wie möglich selbst erneuern, Ihre Führungskräfte abschaffen und am besten ganz auf Demokratie umstellen. Danach wird in dieser schönen neuen Arbeitswelt alles viel spaßiger und mitarbeiterfreundlicher. Und vor allem überholen diese modernen Unternehmen traditionelle Arbeitgeber auf der Erfolgsspur. So die extremen Stimmen – andere halten dagegen. Die Ideen sind zahlreich, einzig mangelt es an Erkenntnissen.
Im Auftrag des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität (zeag GmbH) untersuchte die Universität St. Gallen die verschiedenen neuen Modelle nun erstmals empirisch und räumt mit einigen hartnäckigen Mythen auf. Insbesondere warnt sie davor, die Führungskräfte abzuschaffen und rät im Gegenteil zu einem Plus an sinngebender Führung.
Unternehmen stehen unter einem enormen Transformationsdruck – welche Wege und Modelle positive Ergebnisse versprechen, ist bisher kaum untersucht. Die diesjährige Trendstudie des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität (zeag GmbH) und der Universität St. Gallen untersucht erstmals empirisch den Sinn, den Erfolg und die Auswirkungen neuer Führungsformen und leitet konkrete Strategien ab. Dass Unternehmen früher oder später neue Führungsmodelle einführen müssen, belegt die Studie eindrücklich. Denn Unternehmen mit einer modernen Führung sind weitaus leistungsstärker als Unternehmen mit einem traditionellen Führungsverständnis und sie sind gleichzeitig gesünder. Die Wissenschaftlerinnen aus St. Gallen untersuchten zwei der aktuellen Modelle der New Leadership – die »Inspirierende Führung«, das heißt individuelle sinngebende Führung und »Geteilte Führung«. Bei dieser werden die Verantwortung und die Organisation an die Teams abgegeben.
Als das erfolgreichste Modell identifiziert die Untersuchung eine Kombination aus den beiden Formen. Unternehmen mit dieser Führungskultur (360°-Leadership) bringen deutlich höhere Innovationsraten und Leistungswerte hervor, als Unternehmen, die entweder Führung teilen oder inspirierend führen. Dennoch haben erst 22 % der untersuchten Unternehmen eine derartige Führung etabliert.
Der Ruf, auf dem Weg in die neue Arbeitswelt, wurde immer lauter. Die Daten der Studie offenbaren jedoch, dass dies definitiv kein Erfolgsrezept ist – ganz im Gegenteil: Eine Laissez-faire-Führung beeinträchtigt die Unternehmensleistung negativ. Führungskräfte werden also nicht überflüssig, sondern sie sind wichtiger denn je. »Über moderne Führung besteht noch große Unsicherheit und moderne Führung ist alles andere als einstecken die meisten Unternehmen in einer solchen Laissez-faire-Führung oder auch 0°-Leadership. Aus diesen Gründen stecken die meisten Unternehmen in einer solchen Laissez-faire Führung oder auch 0° Leadership fest, obwohl das die kontraproduktivste Führungskultur ist« - resümiert Prof. Dr, Heike Bruch von der Universität St. Gallen. Die Studie liefert detaillierte Kennzahlen zur Wirkung verschiedener Führungsformen auf zum Beispiel Innovation, Unternehmensleistung und Mitarbeiterproduktivität, und betrachtet die Wirkung auf die Mitarbeiter – etwa das Engagement, das interne Unternehmertum und die Erschöpfung.
Die Praxisorientierte Studie zeigt zudem Strategien auf, wie die Geschäftsführung und das Personalmanagement die Transformation tragen und ausgestalten können. »Wir empfehlen Unternehmen, die den Weg zur 360°-Kultur gehen wollen, über die inspirierende Führung zu kommen. Denn diese ist Grundvoraussetzung für das erfolgreiche Abgeben von Führung«, rät Silke Masurat, Geschäftsführerin des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität.
Nicht nur die These, dass das Abschaffen von Führungskräften in eine erfolgreiche Zukunft führt, kommt in der Untersuchung auf den Prüfstand – sie räumt mit 5 weiteren Mythen auf.
Hintergrund
Im Auftrag des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität, zeag GmbH, wertete das Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen die Befragungsergebnisse von 19.841 Führungskräften und Mitarbeitern aus 89 Unternehmen aus. Die Unternehmen haben im Rahmen der Arbeitgeber-Analyse TOP JOB ihre Arbeitgeberattraktivität und Personalarbeit analysieren lassen.
VERWEISE
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