Führung mit digitaler Kommunikation braucht Handlungsspielraum
Digitale Kommunikation im Spannungsfeld zwischen Flexibilität und ständiger Bereitschaft
Die Corona-Pandemie hat dem Einsatz digitaler Kommunikationsmittel wie E-Mails, digitaler Plattformen oder Web-Konferenzen deutlich Vorschub geleistet. Auf Basis einer Befragung aus den Jahren 2018/2019 hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Kooperation mit der Universität Bielefeld die digitale Kommunikation von Führungskräften betrachtet und die Ergebnisse jetzt als baua: Bericht kompakt »Führung digital: Anforderungen und Ressourcen bei Führungskräften« veröffentlicht.
Dabei zeigt sich, dass Führungskräfte digitale Kommunikation deutlich stärker nutzen als Beschäftigte ohne Führungsverantwortung. Einerseits bringt das den Führungskräften eine größere Flexibilität. Auf der anderen Seite kann es jedoch mit dem Erleben ständiger Bereitschaft oder Überforderung einhergehen.
Grundlage für die Auswertung war das Digitalisierungs-Modul der dritten Welle des Linked-Employer-Employee Panels B3. Dabei wurden in den Jahren 2018/2019 insgesamt 5.750 Beschäftigte aus 160 Großbetrieben befragt. Davon waren 30 Prozent Beschäftigte mit und 70 Prozent der Beschäftigten ohne Führungsverantwortung.
Führungskräfte, die täglich digital kommunizieren, halten auf diesem Wege nicht nur den Informationsfluss in Gang. Zugleich erleben sie sich im Zweispalt zwischen größerer Flexibilität und der Bereitschaft ständig ansprechbar zu sein. Dabei kommt dem zur Verfügung stehenden Handlungsspielraum eine zentrale Bedeutung zu, ob positive oder negative Aspekte der digitalen Kommunikation überwiegen. Hinsichtlich der betrieblichen Praxis zeigt sich, dass Führungskräfte ausreichend Handlungsspielraum benötigen, um den besonderen Anforderungen digitaler Kommunikation bedarfsgerecht begegnen zu können.
Zudem weisen die Autoren des Berichtes darauf hin, dass sich die Verringerung persönlicher Kontakte langfristig auf die sozialen Beziehungen und den Teamzusammenhalt auswirken kann. Fehlt der direkte soziale Kontakt von Angesicht zu Angesicht, wird es schwieriger gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und zu halten oder Konflikte persönlich zu klären.
Die Daten wurden vor der Corona-Pandemie erhoben, während der die digitale Kommunikation einen enormen Zuwachs erfuhr. In den vergangenen Monaten zeigte sich, dass insbesondere Führungskräfte, die sehr häufig digital kommunizieren, nicht nur im technischen Umgang mit digitalen Kommunikationsmitteln geschult werden sollten. Sie brauchen auch Klarheit bezüglich der Erwartungen an ständige Bereitschaft im Verhältnis zu größerer Flexibilität. Entsprechende Maßnahmen der Weiterbildung könnten auch der Überforderung durch vermehrte digitale Kommunikation entgegenwirken, so die Autoren.
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