Dynamischer Arbeitsmarkt für Talente
Studie: Jeder zweite Beschäftigte erhält mindestens einmal pro Monat ein Jobangebot
Der deutsche Arbeitsmarkt ist so stark in Bewegung wie nur wenige andere weltweit: Fast jeder zweite Beschäftigte (47 Prozent) erhält mindestens einmal pro Monat ein Jobangebot. 79 Prozent der Angestellten werden mehrmals im Jahr kontaktiert. Dennoch stufen nur elf Prozent ihre Verhandlungsposition als sehr stark ein, deutlich weniger als im globalen Durchschnitt (19 Prozent). Insgesamt sehen sich hierzulande aber zwei Drittel in einer guten Position.
Das sind Kernergebnisse der Studie Decoding Global Talent – The Future of Recruitment. Dafür wurden im August und September 2022 weltweit knapp 90.000 Arbeitnehmer*innen aus 180 Nationen nach ihren Bedürfnissen und Präferenzen rund um das Thema Karriere befragt, darunter mehr als 4.200 Deutsche.
Gehalt in Deutschland Wechselargument Nummer eins
Mehr als ein Drittel der Beschäftigten sucht aktuell nach einer neuen Stelle, größte Anreize sind dabei eine spannendere Aufgabe oder eine höhere Position. 46 Prozent sind nicht von sich aus auf der Suche, wären aber bei einem attraktiven Angebot bereit, den Arbeitgeber zu wechseln.
Unter den in Deutschland Befragten ist das ausschlaggebende Kriterium bei der Entscheidung für einen neuen Job das Gehalt (29 Prozent), gefolgt von der Work-Life-Balance (22 Prozent) und Flexibilität hinsichtlich Arbeitsort und Arbeitszeiten (20 Prozent).
Work-Life-Balance statt Führungsposition
Gefragt nach dem idealen Karriereweg, geben zwei Drittel der Deutschen (global 69 Prozent) an, dass sie sich einen sicheren Job wünschen, der gleichzeitig genug Zeit für Familie, Freundeskreis und Hobbys lässt. Darauf folgt mit 43 Prozent der Wunsch nach einer interessanten Tätigkeit mit spannenden Produkten, Technologien oder Dienstleistungen. Eine Führungsposition übernehmen wollen hingegen nur 31 Prozent – das sind zehn Prozentpunkte weniger als im globalen Durchschnitt.
Die deutschen Arbeitnehmer*innen haben sich offenbar an das hybride Arbeitsmodell gewöhnt: Knapp drei Viertel geben an, bevorzugt sowohl im Büro als auch von zu Hause aus zu arbeiten (74 Prozent). Das sind 20 Prozentpunkte mehr als im internationalen Vergleich.
Den Menschen ist einerseits der persönliche Kontakt vor Ort wichtig, andererseits legen sie Wert auf mehr Flexibilität durch Homeoffice, wie die Studie zeigt. Die klassische Fünftagewoche bleibt das bevorzugte Modell, das gilt für 72 Prozent der Befragten in Deutschland (global für 75 Prozent). Hierzulande möchten jedoch überdurchschnittlich viele Menschen in Teilzeit tätig sein (23 Prozent, weltweit 16 Prozent).
Auffällig ist auch die Sensibilität der Arbeitnehmer*innen in Deutschland, wenn es um den Bewerbungsprozess geht. Für vier von fünf Befragten heben sich Arbeitgeber erfolgreich ab, wenn sie ihnen ehrlich gegenübertreten und nicht zu viel versprechen.
Wenig überraschend ist im Land der Ingenieur*innen, dass die Menschen einen schnellen und reibungslosen Prozess mit schneller Rückmeldung sehr zu schätzen wissen (79 Prozent). 71 Prozent der Befragten würden ein attraktives Stellenangebot ausschlagen, wenn es im Interview zu diskriminierend empfundenen Fragen kommt die Chemie nicht stimmt. Arbeitgeber sollten daher besonders darauf achten, welches Bild von sich sie den Bewerber*innen vermitteln. Wertschätzung und Schnelligkeit sind dabei hierzulande absolute Erfolgsfaktoren.