Ärger im Job: Nicht immer negativ

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
WHU

Wer Ärger im Beruf hat, neigt nicht zwangsläufig zur Kündigung. Das hat eine Studie der WHU - Otto Beisheim School of Management herausgefunden. Im Gegenteil: Wer sich mit seinem Arbeitgeber identifiziert, nutzt den Ärger sogar zum Wohl der Firma.

In der öffentlichen Meinung herrscht die Annahme, dass nur positive Emotionen zu konstruktiven Ansätzen im Arbeitsalltag führen. Negativen Gefühlen wird eher destruktiver Einfluss auf den Arbeitgeber zugeschrieben.

»Unsere Studie zeigt aber, dass es auf das Maß der Identifikation mit dem Arbeitgeber ankommt. Wer seinem Arbeitgeber gegenüber loyal ist und Ärger empfindet, nutzt diese Gefühle, um sich bei der Arbeit stärker einzubringen und die Probleme, die den Ärger ausgelöst haben, zu beseitigen. Das ist meist gut für die Firma«, erklärt Prof. Dr. Jochen Menges, Leiter des Lehrstuhls für Führung und Personalmanagement an der WHU. »Unsere Daten zeigen, dass Ärger im Job bei solchen Menschen das Bedürfnis zu kündigen verringert«. Demgegenüber steigt die Wahrscheinlichkeit bei Ärgernissen im Job zu kündigen, wenn der Arbeitnehmer sich kaum mit der Firma identifiziert.

»Für Menschen, die sich stark mit ihrem Arbeitgeber identifizieren, ist Ärger in der Firma auch immer ein wenig Selbstvorwurf, da sie sich selbst als Teil der Organisation empfinden«, so Menges. »Daher neigen sie eher dazu, etwas zum Positiven verändern zu wollen - im Sinne der Firma«.

Für Arbeitgeber bedeutet das Ergebnis der Studie, die im Academy of Management Journal erschienen ist, dass es unklug ist, die Vielzahl der Emotionen von Angestellten zu stark einzuschränken. »Unsere Studie belegt, dass Firmen vor allem daraufsetzen sollten, die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Arbeitgeber zu stärken. Das ist besser als Firmenkulturen zu schaffen, die rein auf positive Emotionen setzen und jeden Ausdruck von Ärger oder anderen unangenehmen Emotionen schelten«. Wenn Mitarbeiter Emotionen ausdrücken, positive wie negative, dann hieße das, so Menges, dass ihnen ihr Anliegen und ihre Arbeit wichtig sind - das sei begrüßenswert. Wenn sie sich zudem mit ihrer Firma identifizieren, würde das Verhalten, das sich aus den Emotionen ergibt, meist dem Arbeitgeber nutzen und nicht schaden.

Neben Ärger untersuchten Menges und seine Kollegen auch andere Emotionen wie Stolz und Schuldgefühle. Auch für positive Emotionen wie Stolz zeigte sich, dass sie bei hoher Identifikation zu einer geringeren Kündigungsabsicht, bei niedriger Identifikation aber zu höherer Kündigungsabsicht führen.

Bibliographie
Studie: »The Meaning of my Feelings Depends on Who I Am: Work-related Identifications Shape Emotion Effects in Organizations« von Jochen Menges, WHU - Otto Beisheim School of Management und Samantha Conroy, Colorado State University, William Becker of Virginia Tech, Academy of Management Journal, April 2016.

 

 

  LINKS  

  •  ...

 

Gute Führung in Zeiten des Wandels
Führungskräfte als Coaches: Neue Anforderungen in der Arbeitswelt In Zeiten stetigen Wandels spielt effektive Führung eine entscheidende Rolle. Laut der aktuellen Studie »Performance-Treiber 2024« sind Kommunikationsstärke und Empathie die...
Integritätsstandards in Unternehmen: Fortschritte und Herausforderungen
Verbesserte Integritätsstandards in Unternehmen Laut des aktuellen »EY Global Integrity Report 2024« sind 49 Prozent der befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Meinung, dass sich die Integritätsstandards in ihrem Unternehmen in den letzten...
Studie: Wieso Mitarbeitende das Büro meiden
Tendenz zum Homeoffice wegen Arbeitsklima und Arbeitswegen Eine kürzlich erschienene Studie im Hernstein Management Report zeigt, dass ein Drittel der Führungskräfte in Deutschland und Österreich glaubt, dass Mitarbeiter vor allem aufgrund langer...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

.