Vier von zehn Angestellten denken über Jobwechsel nach
Motivationsproblem: Wie Unternehmen in Deutschland reagieren müssen
Laut der aktuellen EY-Studie »Work Reimagined« gibt weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland (48 Prozent) an, bei der Arbeit ihr Bestes zu geben. Damit liegt Deutschland unter dem weltweiten Durchschnitt von 54 Prozent.
Während in Großbritannien (47 Prozent) ähnliche Werte zu finden sind, ist die Motivation in Ländern wie Frankreich (37 Prozent), den Niederlanden (36 Prozent) und Japan (19 Prozent) noch geringer. In Indien (67 Prozent), China (59 Prozent) und den USA (57 Prozent) sind die Beschäftigten dagegen deutlich engagierter.
In Deutschland sind ältere Arbeitnehmer (63 Prozent) besonders motiviert, während die jüngere Generation Z (bis 29 Jahre) mit nur 43 Prozent deutlich abfällt. Auch die Bereitschaft, den eigenen Arbeitgeber weiterzuempfehlen, ist gering: Nur 44 Prozent würden dies tun, ein Wert, der ebenfalls unter dem internationalen Durchschnitt von 50 Prozent liegt.
Hohe Wechselbereitschaft: Flexibilität und Führung im Fokus
Mehr als 42 Prozent der deutschen Arbeitnehmer ziehen einen Jobwechsel in Betracht. Männer (45 Prozent) denken häufiger darüber nach als Frauen (41 Prozent). Die Hauptgründe für diese Wechselbereitschaft sind vielfältig:
- Home-Office-Möglichkeiten (50 Prozent),
- bessere Karrierechancen (49 Prozent),
- größere Flexibilität (49 Prozent),
- Qualität der Führungskräfte (49 Prozent),
- Gehaltssteigerungen (47 Prozent).
Diese Zahlen verdeutlichen, wie stark die Arbeitsbedingungen und das Führungsverhalten die Zufriedenheit beeinflussen.
Homeoffice: Zwischen Freiheit und Isolation
Homeoffice ist nach wie vor ein zentraler Aspekt der Arbeitswirklichkeit in Deutschland. 21 Prozent der Befragten arbeiten vollständig von zu Hause aus, weitere 36 Prozent überwiegend.
Allerdings beklagen 59 Prozent den Verlust sozialer Kontakte und 58 Prozent empfinden es als schwierig, eine klare Grenze zwischen Berufs- und Privatleben zu ziehen. Gleichzeitig schätzen 74 Prozent das soziale Miteinander im Büro und 72 Prozent sind der Meinung, dass die Zusammenarbeit dort besser funktioniert.
Nelson Taapken, Partner bei EY, erklärte, dass Unternehmen mit strikten Bürovorgaben potenzielle Talente abschrecken könnten. Flexible Lösungen, die auf die Bedürfnisse einzelner Abteilungen zugeschnitten sind, seien der Schlüssel. Eine pauschale Rückkehr ins Büro sei weder zielführend noch zeitgemäß.
Künstliche Intelligenz: Großes Potenzial, geringe Nutzung
Die Integration von KI wird von 55 Prozent der Befragten als Schlüssel zu mehr Produktivität gesehen. Potenzial erkennen viele Beschäftigte auch in der Zusammenarbeit mit Kolleg*innen (50 Prozent) und für neue Karrierechancen (49 Prozent). Allerdings nutzen bisher nur 25 Prozent der Befragten KI-Anwendungen intensiv - Frauen (28 Prozent) etwas häufiger als Männer (23 Prozent). Gleichzeitig sehen 83 Prozent der Befragten erheblichen Veränderungsbedarf in ihren Unternehmen, um KI effizient zu nutzen.
Unternehmen in der Pflicht
Die Studie verdeutlicht, dass Unternehmen dringend handeln müssen, um Motivation und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Flexible Arbeitsmodelle, bessere Führung und die strategische Einbindung von KI sind entscheidende Hebel. Nur so können sie den Herausforderungen des Fachkräftemangels und den veränderten Erwartungen der Mitarbeiter gerecht werden.
VERWEISE
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