Recruiting war gestern, ist Personalmarketing und Coaching das neue Erfolgskonzept?

(Geschätzte Lesezeit: 3 - 6 Minuten)

Manfred Wenzel Ein Beitrag aus unserer »Standpunkte«-Reihe von Manfred Wenzel, Stuttgart.

Ein Einstellungsprozess, der sich vom Ablauf und vom Verhalten her mit »rekrutieren« umschreiben lässt, passt nicht mehr in die heutige Zeit und zu der Herausforderung, Top-Talente gewinnen zu können. Neue Mitarbeiter müssen in einem ganz intensiven, persönlichen und individuellen Prozess für ein Unternehmen und eine Stelle motiviert, begeistert und überzeugt werden. Dies gelingt nur mit umfassenden Kenntnissen über den Arbeitgeber und die Position sowie mit objektiver Beratung und professionellem Coaching durch den gesamten Bewerbungsprozess.Früher musste sich in dem genannten »Rekrutierungsprozess« lediglich der Kandidat bewerben, heute fällt im Bewerbungsprozess mindestens die gleiche, meist sogar eine größere Bewerbungsrolle dem Unternehmen zu. Erfolgreiche Führungskräfte kennt man meistens im Markt und kann sie identifizieren, denn Sie haben sich in ihren Führungsrollen bereits bewiesen. Die Kandidaten dagegen kennen den neuen Arbeitgeber meist nur rudimentär und deshalb ist von dieser Seite ein umfassender Überzeugungsprozess notwendig.

Ein Unternehmen sollte zum einen mit seinen inneren Werten überzeugen können. Zum anderen aber auch auf der operativen Seite langfristig Strategien präsent haben, die Herausforderungen in der digitalen Revolution meistern zu können. Und hier muss im Besonderen erkennbar sein, dass die gesamte Führung eines Unternehmens hinter diesen Vorhaben steht.

Jobinteressierte suchen heute zu 95 Prozent neue Stellen im Internet und werden so auf Unternehmen aufmerksam. Doch wann lohnt sich für sie die Beratung und Begleitung des Bewerbungsprozesses durch einen professionellen Personalberater? Welche Vorteile bringt dies? Sind die Chancen eine gewünschte Stelle zu bekommen größer, wenn ein Personalberater das meist unentgeltliche Coaching für den Kandidaten übernimmt? – Die Antwort ist ganz klar ja, vorausgesetzt die Bewerber vertrauen sich einer professionell arbeitenden Personalberatung an.

Da stellt sich gleich die nächste Frage: Wie können Bewerber einen qualitativ hochwertigen Personaldienstleister erkennen?

1. Eine fachlich fundierte Stellenbeschreibung

Es fängt bereits mit einer aussagefähigen Stellenbeschreibung an, in der ein Bewerber erkennen kann, ob der Personalberater das Fachgebiet verstanden hat und die geforderten Skills für die Position überhaupt zutreffend sind. Es geht eben nicht nur darum, dass Personaldienstleister Anforderungsprofile mit Kandidatenprofilen »matchen«, sondern um ein entsprechendes Fachverständnis.

2. Individuelle und objektive Beratung

Auf der Basis einer guten Stellenbeschreibung kann der Personalcoach individuell und objektiv beraten. Objektiv heißt dabei, dass auch von einem Stellenwechsel abgeraten werden kann, wenn zum Beispiel die Standzeiten einen weiteren Wechsel jetzt noch nicht optimal erscheinen lassen oder noch weiterführende Erfahrungen wichtig sind, bevor der nächste Karriereschritt angegangen wird.

Genauso ist eine objektive Bewertung der Gehaltsvorstellungen eines Kandidaten durchaus erfolgsentscheidend im Bewerbungsprozess. Liegt ein Bewerber, weil er zum Beispiel seit seiner Ausbildung im gleichen Unternehmen ist, von den Gehaltsvorstellungen viel zu niedrig für eine Position, könnten daraus falsche Rückschlüsse bezüglich seiner Fähigkeiten gezogen werden. Umgekehrt verrennen sich manchmal Kandidaten in Wunschvorstellungen, die einfach nicht zum Marktniveau passen. Ein Personalberater mit hohen Qualitätsansprüchen kennt sich exzellent in der jeweiligen Branche aus, weiß wo die Gehaltsbandbreiten liegen und kann die Bewerbungschancen seiner Kandidaten sehr realistisch einschätzen. Dies garantiert dem Bewerber einen optimalen Bewerbungsprozess.

3. Gute Bewerbungsunterlagen

Wer täglich mit Unternehmen und Bewerbern zu tun hat, hat ein fundiertes Wissen und ein ausgeprägtes Gespür dafür, welche Bewerbung ins Auge sticht und welche Formalien und Aussagen dafür wichtig sind. Die Bewerbungsmappe ist der erste Kontakt zum potenziellen Arbeitgeber und deshalb kann der Coach hier viele wertvolle Tipps geben. Außerdem hat der Kandidat jederzeit die vollständige Transparenz, bei welchen Unternehmen die Unterlagen platziert werden und wo er im Bewerbungsprozess steht.

4. Optimale Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch oder das Assessment Center

Ein guter Personalberater bereitet seine Kandidaten gezielt auf anstehende Bewerbungsgespräche vor. Dabei sollte er möglichst die Gesprächspartner seines Auftraggebers kennen. In persönlichen Vorgesprächen kann der Personalcoach so gezielt auf entscheidende Formalien und Verhaltensweisen eingehen, so dass dem Bewerber ein optimaler Auftritt in seinem Bewerbungsgespräch gelingt. Anschließend holt der Personalberater die Feedbacks vom Kandidaten und Auftraggebern ein, steuert die nächsten Schritte und coacht den Bewerbungsprozess über weitere Bewerbungsgespräche oder ein Assessment Center bis zum endgültigen Vertragsangebot. Auch wenn der Kandidat bereits seine neue Stelle angetreten hat, steht ein verantwortungsbewusster Personalberater noch jederzeit lenkend und steuernd seinem Kandidaten und seinem Auftraggeber zur Verfügung.

Fazit

In Zeiten in denen die Themen Digitale Transformation, Omnichannel und Industrie 4.0 die Medien beherrschen, hat sich die IT-Branche zu einem massiven Kandidatenmarkt gewandelt. Gleichzeitig wollen Bewerber heute nicht mehr »rekrutiert« werden, sie setzen auf individuelle und objektive Beratung und eine und auf ihre Wünsche und Ziele abgestimmte persönliche Begleitung im Bewerbungs- und Karriereprozess. Kandidaten fordern nicht nur fundiertes Wissen über den zukünftigen Arbeitgeber und die ausgeschriebene Position, sondern auch ein professionelles Coaching. Unternehmen, die Mitarbeiter langfristig an sich binden wollen, weil sie ihre Leistung anerkennen und das Potenzial ausschöpfen möchten, haben dazu vielfältigste Möglichkeiten. Nicht nur umfangreiche Sozialleistungen, eine großzügige Betriebsrente und verschiedene Varianten der betrieblichen Altersvorsorge, sondern auch Förderung durch Entwicklungsprogramme und eine Konsolidierung des Wissens führen zu gegenseitigem Nutzen. Hinzu kommen weitere Annehmlichkeiten wie Dienstwagen, Kinderbetreuung, Firmensport oder Unterstützung bei der Gesundheitsförderung. Kombiniert man solche freiwilligen Leistungen des Arbeitgebers mit einem attraktiven marktüblichen Gehalt, dürfte man den Mitarbeiter auch langfristig an seiner Seite haben – und im Gegenzug von seinen Talenten profitieren. Letztlich steht eine führende IT-Personalberatung für fachliches Verständnis, eine optimale Begleitung im gesamten Coaching-Prozess, vollständige Transparenz durch regelmäßige Feedbackrunden und eben auch für exzellente Softskills im Umgang mit den Bewerbern. Anmerkung: Bei sämtlichen Personen- und Funktionsbezeichnungen sind immer in gleicher Weise Frauen und Männer gemeint.

 

 


  VERWEISE  

Manfred Wenzel2

 
Manfred Wenzel ist geschäftsführender Gesellschafter der IT-Personalberatung Dr. Dienst & Wenzel GmbH & Co. KG, Stuttgart.
 

Herr Wenzel kommt ursprünglich aus der IT und hat viele Jahre in führenden Positionen bei namhaften IT-Unternehmen gearbeitet. Er ist Systemischer Coach und war mehrere Jahre Mitglied von Top 100 Trainer Excellence bei Speakers Excellence.

 
 
 
 
 
In unserer Reihe »Standpunkte« bieten wir von Zeit zu Zeit engagierten Akteuren aus den Bereichen Weiterbildung, Personalentwicklung und Wissensmanagement die Möglichkeit, sich mit einem aktuellen Thema an unsere Leser zu wenden. Unabhängig vom jeweiligen Inhalt weisen wir darauf hin, dass diese Artikel ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wiedergeben und nicht zwangsläufig mit der Auffassung der Redaktion in Einklang zu bringen sind.

 

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