Bildungsentscheidungen und Umorientierungen im nachschulischen Verlauf
Der Schuljahrgang 2010 qualifiziert sich zu 55 Prozent ausschließlich über die Aufnahme eines Hochschulstudiums. Weitere 21 Prozent streben zwar ebenfalls einen Hochschulabschluss an, hatten aber vor oder mit dem Erwerb der Hochschulreife (13 Prozent) bzw. im Anschluss daran (8 Prozent) bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen. Insgesamt 24 Prozent der Studienberechtigten streben keinen Hochschulabschluss an.
Diese Zahlen basieren auf einer aktuellen Befragung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Die Art der beruflichen oder hochschulischen Qualifikation des Jahrgangs hat dabei auch erheblichen Einfluss auf die spätere Einkommenssituation. So erzielen die Absolventinnen und Absolventen einer Berufsausbildung ohne Zusatzqualifikation die vergleichsweise geringsten Einkommen. Allerdings zeigt die Studie auch, dass zwischen den Bachelorabsolventinnen und -absolventen von Universitäten und jenen mit einer Berufsausbildung plus Fortbildung bei Berufsbeginn zunächst keine signifikanten Einkommensunterschiede zu verzeichnen sind.
Zu einem Studienabschluss ohne vorherige Fachrichtungskorrekturen trug – insbesondere in den Ingenieurwissenschaften – maßgeblich eine gute Passung zwischen Anforderungen im Studium und individueller Leistungsfähigkeit bei. »Wer seine Entscheidung für ein Studienfach rein an den vermuteten Karriereperspektiven ausrichtet, scheitert häufiger an den Studienanforderungen und wechselt das Studienfach«, kommentiert Professor Dr. Monika Jungbauer-Gans, wissenschaftliche Geschäftsführerin des DZHW, eine zentrale Erkenntnis der Studie.
Auch wenn es zwischen dem noch während der Schulzeit geplanten und dem später tatsächlich aufgenommenen Studienfach durchaus häufig zu Umorientierungen kam, waren Fachwechsel nach Studienbeginn im Vergleich eher selten. Studienrichtungen mit überdurchschnittlicher Abwanderungsquote waren Mathematik, Informatik, Rechtswissenschaften, Physik und Geowissenschaften.
An den ersten Abschluss schließt sich bei einem großen Teil der Befragten eine weitere Qualifizierung an. Ein Drittel der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer mit Bachelorabschluss hat bereits ein Masterstudium aufgenommen und ein weiteres Drittel plant diesen Schritt fest ein. Einer Erwerbstätigkeit gehen vier Jahre nach dem Abitur erst 30 Prozent der Studienberechtigten nach.
Hintergrund
Die aktuelle Studie analysiert Daten einer Befragung von Schulabgängerinnen und Schulabgängern, die im Schuljahr 2009/2010 in Deutschland eine Hochschulzugangsberechtigung an einer allgemeinbildenden oder beruflichen Schule erworben haben. Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf der dritten schriftlichen Befragung dieses Jahrgangs, die Anfang 2015 durchgeführt wurde. An dieser dritten Befragung beteiligten sich knapp 5.200 Studienberechtigte. Die ersten beiden Befragungen fanden ein halbes Jahr vor Schulabgang (Dezember 2009) und ein halbes Jahr nach Erwerb der Hochschulreife (Dezember 2010) statt. Die Studie wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.