Studienanfänger: Wer klug ist, lässt sich helfen
Die ersten Semester stellen Studierende vor große Herausforderungen, wie eine neue Studie zeigt: Studienanfänger wünschen sich mehr Praxisbezug
Für rund eine halbe Million Erstsemester beginnt in diesen Wochen mit dem Studium eine Lebensphase, in der vieles für sie neu ist: Hochschule und Vorlesungen, Kommilitonen und Professoren, wissenschaftliche Arbeit und Fachinhalte. Die größten Schwierigkeiten haben Studierende in der Anfangszeit damit, ihre Prüfungen effizient vorzubereiten, mit den Leistungsanforderungen im Fachstudium umzugehen und ihr Studium im Voraus zu planen.
Das geht aus einer neuen Studie hervor, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) veröffentlicht hat.
Die Studie ist eine Sonderauswertung des 12. Studierendensurveys, einer umfassenden Befragung zur Studiensituation, den die Arbeitsgruppe Hochschulforschung der Universität Konstanz mit Förderung des BMBF durchgeführt hat. Die Sonderauswertung liefert Erkenntnisse über die auch für den weiteren Studienverlauf wichtige Studieneingangsphase aus Sicht der Betroffenen. Analysiert wurden dabei nicht nur Schwierigkeiten zu Studienbeginn, sondern auch, inwieweit Studierende Unterstützungsangebote ihrer Hochschulen kennen, wahrnehmen und wie sie diese bewerten.
Veranstaltungen zur Studieneinführung und Orientierung genießen generell unter den Hochschulneulingen eine hohe Wertschätzung; zwei Drittel bezeichnen sie als gut, nur elf Prozent als misslungen. Dabei werden nach Auskunft der Studierenden während der Studieneingangsphase am häufigsten eher niederschwellige Veranstaltungen wie studienvorbereitende Tage, Mentorenprogramme sowie Brückenkurse zur Aufarbeitung von Wissenslücken und schließlich Projekte zur Einführung in die fachlichen Grundlagen von den Hochschulen angeboten. Rund zwei Drittel der Befragten nutzen Angebote direkt zum Start des Studiums wie etwa Orientierungswochen, gut die Hälfte Tutorien. Weit weniger häufig nehmen die Studierenden Propädeutika, Brückenkurse oder Mentorenprogramme wahr (siehe Grafik 2), obwohl die Befragung zeigt, dass gleichzeitig Schwierigkeiten im Umgang mit Fachinhalten und Studienplanung bestehen.
»Viele Hochschulen haben neue Angebote für den Start ins Studium auf den Weg gebracht. Die Sonderauswertung des Studierendensurveys belegt, dass es sich lohnt, die Studieneingangsphase besser zu gestalten«, sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka zu den Ergebnissen. »Die vielfältigen Veranstaltungen zur Studieneinführung und Orientierung genießen insgesamt eine hohe Wertschätzung unter den Studierenden und sie profitieren davon. Deshalb wäre es sehr wünschenswert, dass alle Hochschulen möglichst zügig Angebote zur Studieneinführung auf den Weg bringen oder ausbauen«.
Unterstützung bei der Betreuung ihrer Studierenden bekommen Hochschulen etwa durch den Qualitätspakt Lehre. Mit dem Bund-Länder-Programm für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre werden 186 Hochschulen aus allen 16 Ländern unterstützt. Zwischen 2011 und 2020 stellt der Bund dafür rund zwei Milliarden Euro zur Verfügung. »Die Studie zeigt: Wir setzen mit den im Rahmen des Qualitätspakts Lehre geförderten Konzepten an den richtigen Stellen an, damit ein Studium erfolgreich begonnen und absolviert werden kann«, sagte Wanka. »Den Studierenden empfehle ich, diese Unterstützung ihrer Hochschule zu nutzen, damit ihr Studienstart gelingt. Leider haben Angebote bei Studierenden oft noch das Image, für die vermeintlich weniger Klugen da zu sein. Das ist Unsinn, sie nutzen allen«.
Die neue Sonderauswertung des Studierendensurveys gibt auch Hinweise darauf, welche Wünsche die Betroffenen selbst für bessere Bedingungen in der Studieneingangsphase haben. Am häufigsten wünschen sie sich einen stärkeren Praxisbezug des Studienganges (64 Prozent), sowie häufigere Lehrveranstaltungen in kleinerem Kreis (63 Prozent). Der Vergleich zu vorherigen Befragungen in den Jahren 2007 und 2010 zeigt aber auch, dass die Dringlichkeit der Verbesserungswünsche nachlässt. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass die Hochschulen ihr Angebot zuletzt stark verbessert haben.
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