Aufnahme eines Hochschulstudiums in Deutschland weiterhin sehr attraktiv

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Seit fünf Jahren nimmt jährlich mehr als eine halbe Million junger Menschen ein Studium auf. Die hohe Studiennachfrage beruht neben einer steigenden Zahl internationaler Studierender im Wesentlichen auf den veränderten Bildungsentscheidungen der Jugendlichen, die heute häufiger eine Studienberechtigung erwerben und dann ein Studium aufnehmen. Dies schlägt sich in einer hohen Studienanfängerquote von über 50 Prozent nieder.

Dieses starke Hochschulwachstum, aber auch Diversifizierung und Strukturwandel in der Hochschulentwicklung beschreibt der heute veröffentlichte Bildungsbericht 2018 in seinem Hochschulkapitel, welches vom DZHW verfasst wurde.

Hannover/Berlin, den 22.06.2018: Weiterhin zeigen sich in Deutschland ein deutliches Wachstum des Hochschulsystems und zugleich ein Wandel in der Hochschulstruktur. Die Zahl der Hochschulen hat seit Mitte der 1990er Jahre um gut 100 auf jetzt etwa 400 zugenommen, ganz überwiegend im privaten Hochschulsektor. Die privaten Hochschulen stellen für eine mit weniger als 10 Prozent kleine, aber wachsende Gruppe von Studierenden spezielle Angebote bereit, z.B. berufsbegleitende Studiengänge.

Diversifizierung: Studienangebot und Vielfalt in der Studierendenschaft wächst

Insgesamt ist das Studienangebot mit zuletzt etwa 10.000 grundständigen und 9.000 weiterführenden Studiengängen unübersichtlicher geworden. Vor allem der Ausbau der Fachhochschulen, gerade auch in privater Trägerschaft, hat zusammen mit der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen neue und spezialisierte Studienangebote begünstigt. Auch das duale Studium gewinnt an Bedeutung. Eine Folge dieser wachsenden Vielfalt im Angebot besteht darin, dass eine gezielte Studienentscheidung und eine adressatengerechte Studieneingangsphase für den Studienerfolg immer wichtiger werden, auch um den immer noch hohen Studienabbruch zu verringern.

Diversität zeigt sich auch in der Zusammensetzung der Studierenden. Etwa ein Fünftel der Studierenden hat eine berufliche Ausbildung vor dem Studium absolviert. Zudem kommt ein mit ca. 3 Prozent kleiner, aber gestiegener Anteil ohne schulische Hochschulreife an die Hochschule. Knapp ein Drittel der Studierenden studiert faktisch in Teilzeit und muss das Studium mit anderen Verpflichtungen in Einklang bringen. Der steigende Anteil Studierender, die aus dem Ausland kommen, spricht für die hohe Attraktivität eines Hochschulstudiums in Deutschland und trägt zur Internationalisierung der Hochschulen bei. Diese Vielfalt macht eine differenzierte Studiengestaltung erforderlich, die unterschiedliche Lebenslagen ebenso berücksichtigt wie individuelle Lernbedürfnisse. In anderer Hinsicht könnte die Diversität jedoch weiter ausgebaut werden: »Studierende mit Migrationshintergrund sind an den Hochschulen nach wie vor unterrepräsentiert. Außerdem gibt es massive soziale Ungleichheiten beim Hochschulzugang«, kommentiert Professor Andrä Wolter, der das Hochschulkapitel als Vertreter des DZHW in der Autorengruppe des Bildungsberichts erarbeitet hat.

Strukturwandel: Hochschulbildung auf den Arbeitsmärkten stark gefragt

Mit dem Ausbau der Hochschulbildung ist die traditionelle Dominanz der betrieblich-dualen Berufsausbildung einem ausgeglichenen Verteilungsverhältnis zwischen betrieblicher Berufsausbildung und Hochschulbildung gewichen. Vor 10 Jahren gab es noch etwa 180.000 mehr Neuzugänge im dualen System der Berufsausbildung als Erstimmatrikulationen an den Hochschulen. Seit 2011 liegen die Hochschulen um etwa 20.000 Neuzugänge über dem dualen System. Entgegen der in Teilen der Öffentlichkeit weitverbreiteten Befürchtung, die Ausweitung der Beteiligung an Hochschulbildung würde zu einer »Überakademisierung« der Beschäftigung führen, liefern Arbeitsmarktindikatoren (z. B. Arbeitslosigkeit oder adäquate Beschäftigung) dafür keine Hinweise. Die Beschäftigungssituation von Absolventinnen und Absolventen mit einem Masterabschluss stellt sich trotz des starken Wachstums der Absolventenzahlen als günstig dar. Ein großer Teil der Bachelors, die erwerbstätig werden, übernimmt berufliche Positionen, für die früher ein FH-Diplom qualifiziert hat. »Insgesamt ist die Arbeitsmarktlage für Hochqualifizierte weiterhin günstig, wobei auch der öffentliche Dienst ein wichtiger Arbeitgeber bleibt«, resümiert Dr. Christian Kerst, der am DZHW mit dem Hochschulkapitel im aktuellen Bildungsbericht befasst war.

Der Bildungsbericht erscheint seit 2006 im zweijährigen Abstand und wird von einer Autorengruppe unter Federführung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) herausgegeben, an der das DZHW von Anfang an beteiligt war. Das vom DZHW verfasste Kapitel über die Hochschulen beschreibt wichtige Entwicklungen zu den Themen Studienangebot, Übergang in die Hochschule und Studienaufnahme, Studiendauer und Studienabbruch, Hochschulabschluss und Absolventenverbleib.

   

 

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