Integration Geflüchteter in den Studienalltag
Hochschule Koblenz zieht positive Bilanz
Um dem Krieg in seiner syrischen Heimat zu entkommen, flüchtete Hussam Alshawakh vor nunmehr drei Jahren nach Deutschland – und musste dafür seine Familie zurücklassen und sein Architekturstudium aufgeben. Nach der Überwindung zahlreicher Stolpersteine konnte er vor einem Jahr sein Studium an der Hochschule Koblenz fortsetzen, auch dank der Unterstützung des International Office der Hochschule, das geflüchtete Menschen mit zahlreichen Hilfsangeboten unterstützt. Heute ist Hussam ein Beispiel für gelungene Integration an der Hochschule Koblenz, die nun insgesamt ein positives Fazit über die Integration Geflüchteter in den Studienalltag zieht.
So wie Hussam Alshawakh haben viele Geflüchtete in ihrer Heimat das Abitur gemacht, ein Studium angefangen oder sogar schon abgeschlossen. Deutsche Hochschulen haben in den letzten Jahren zahlreiche Angebote entwickelt, um Geflüchteten wie ihm den Zugang zum deutschen Bildungssystem zu erleichtern und ein Studium in Deutschland zu ermöglichen. Pia Dekorsy, die seit Oktober letzten Jahres an der Hochschule Koblenz Flüchtlinge zu Studienmöglichkeiten, Zugangsvoraussetzungen und Hilfsangeboten berät, zeigt sich beeindruckt vom Engagement und der Leistungsbereitschaft der Geflüchteten. »Zwar wird der Aufenthaltsstatus in der Statistik nicht erfasst, aber schätzungsweise sind inzwischen etwa 250 geflüchtete Studierende an der Hochschule Koblenz eingeschrieben«, so die Flüchtlingsbeauftragte. Obwohl Geflüchtete unter nicht ganz einfachen Voraussetzungen ein Studium beginnen, meisterten sie nach ihrer Erfahrung das Studium gut und zeigten eine hohe Motivation, sich in die Gemeinschaft zu integrieren.
Dass er in den Medien häufig negative Berichte über Geflüchtete sehe, Fälle von gelungener Integration jedoch eher selten angeführt würden, bedauert Hussam. Er hat beispielsweise für überdurchschnittliche Studienleistungen und soziales Engagement ein Stipendium des Avicenna-Studienwerks erhalten, das Begabung und gesellschaftlichen Einsatz (muslimischer Studierender) fördert. »Für mich und meine geflüchteten Kommilitoninnen und Kommilitonen ist das Studium eine einzigartige Chance, und ich gebe mein Bestes, sie zu nutzen«, versichert der Architekturstudent, der gerade neben dem Studium an seiner Selbständigkeit im Bereich Grafikdesign arbeitet. Er schwärmt von der »tollen Unterstützung“, die er auch von den Professoren bekommt, und betont, wie wichtig ihm der Kontakt und das gegenseitige Verständnis mit seinen deutschen Mitstudierenden sei.
Das Buddy-Programm, in dem Studierende höherer Semester die Geflüchteten im Studium begleiten, das studentische Leben mit ihnen erkunden und Alltagshilfe leisten und in dem bereits rund 80 Studierende eingebunden sind, ist nur einer von vielen hilfreichen Bausteinen, mit dem die Hochschule Koblenz internationalen Studierenden die Integration erleichtern möchte. Im monatlich stattfindenden Café Multicultural kommen nicht nur deutsche und internationale Studierende, sondern auch Einheimische in lockerer Atmosphäre zusammen, lernen die kulinarischen Besonderheiten anderer Kulturen kennen und tauschen sich in verschiedenen Sprachen aus. Infoveranstaltungen zu finanziellen und rechtlichen Fragen, ein Intensiv-Deutschkurs, eine Sommeruni für geflüchtete Frauen, Gasthörerschaften und natürlich die individuelle Beratung eines jeden Einzelnen, ab Dezember auch zentral in der Hohenzollernstraße in Koblenz, ergänzen das Angebot der Hochschule.
Hintergrund
Die Maßnahmen zur Integration werden vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen des Integra-Programms finanziell gefördert, das nun bis 2020 verlängert wurde. Das Programm ist Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets des DAAD, für das das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzielle Mittel bereitstellt, um studierfähigen Geflüchteten zu ermöglichen, an deutschen Hochschulen Fuß zu fassen.
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