Baden-Württemberg führt Anrechnungsdatenbank zur Durchlässigkeit im Bildungswesen ein
In Baden-Württemberg sollen die Übergänge zwischen beruflicher und akademischer Bildung leichter und transparenter werden. Dazu trägt eine neue Anrechnungsdatenbank bei. Sie wird gemeinsam vom Wissenschaftsministerium, dem Arbeitgeberverband Südwestmetall und dem Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag mit insgesamt 300.000 Euro gefördert. Die Unterzeichnung des Vertrages erfolgte am 15. Dezember in Stuttgart.
»Die Vertragsunterzeichnung ist ein Meilenstein auf dem Weg zu unserem Ziel, den Wechsel zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu erleichtern und Bildungsweichen richtig zu stellen«, erklärte die Amtschefin des Wissenschaftsministeriums, Ministerialdirektorin Dr. Simone Schwanitz, bei der Unterzeichnung. »Jeder Mensch soll die Chance haben, die seinen Interessen und Begabungen entsprechenden Bildungspfade einzuschlagen«, so Schwanitz. Dazu gehöre auch, dass vorhandene Kompetenzen aus einer Berufsausbildung oder einer beruflichen Tätigkeit auf ein Studium angerechnet werden können. Schwanitz würdigte das finanzielle Engagement von Südwestmetall und des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages: »Ein solches Projekt braucht starke Partner«.
Der bei Südwestmetall für Politik, Bildung und Arbeitsmarkt zuständige Geschäftsführer Stefan Küpper unterstrich: »Damit die Durchlässigkeit des Bildungssystems wirklich genutzt und unnötige Wiederholungen in der Bildungsbiografie vermieden werden können, braucht es vergleichbare Standards und praxisnahe Handlungshilfen zur Anrechnung bereits erworbener Qualifikationen und Kompetenzen. Die neue Anrechnungsdatenbank kann genau das leisten und ist damit ein wichtiger Baustein, um alle Potentiale in der Fachkräftesicherung optimal zu nutzen. Aus diesem Grund hat Südwestmetall vor einigen Jahren auch die Servicestelle HOCHSCHULE-WIRTSCHAFT initiiert, die u. a. den Dialog zwischen Wirtschaft und Hochschulen zur Entwicklung von Weiterbildungsstudiengängen und -formaten für berufliche Qualifizierte organisiert«.
Der Geschäftsführer des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages, Dr. Michael Alpert, betonte die Wichtigkeit des Themas aus Sicht der beruflichen Bildung: »Für die berufliche Bildung ist die Datenbank ein Gewinn. Bislang hat jede Hochschule die Fälle individuell behandelt und keine Kenntnis darüber gehabt, wie andere entscheiden. Die Datenbank sorgt für Transparenz und fördert die Standardisierung. So muss nicht jeder das Rad neu erfinden und dem Grundsatz, gleiche Fälle gleich zu behandeln, wird Rechnung getragen«.
Für die Hochschulen für angewandte Wissenschaften ergänzte der Vorsitzende der Rektorenkonferenz, Prof. Dr. Bastian Kaiser: »Als anwendungsorientierte Hochschulen haben wir Interesse an Studierenden mit einem beruflichen Erfahrungshintergrund und machen deshalb bereits seit 2006 Ernst mit dem Ziel, möglichst heterogene Zugänge zu den HAW zu schaffen. Diese Datenbank wird unsere Anstrengungen zur Erschließung zusätzlicher Bildungsschichten pragmatisch unterstützen«.
Betreuung durch die Hochschule Aalen
Inhaltlich betreut wird die Datenbank von der Hochschule Aalen. Voll funktionsfähig und auch nutzbar für andere Hochschularten ist die Datenbank Ende 2017. In einem ersten Schritt hilft die neue Datenbank derzeit, beruflich erworbene Kompetenzen und ihre Anrechnung auf ein Studium in Baden-Württemberg systematisch zu erfassen. Damit werden die Hochschulen dabei unterstützt, die Vielfalt von beruflichen Bildungsangeboten, deren Inhalte und Niveau, besser einschätzen zu können und treffsicherer über Anrechnungsmöglichkeiten zu beraten und zu entscheiden. Die Hochschule Aalen bietet darüber hinaus auch Schulungs- und Informationsveranstaltungen an und erstellt Internetseiten für interessierte beruflich Qualifizierte.
Die Datenbank als Wissensmanagement-Tool kann von Hochschulbeschäftigten genutzt werden: Professoren, Studienberater, Mitarbeiter Studentische Services. Diese können in der Datenbank nachschlagen, ob die betreffende Fortbildung schon einmal an einer Hochschule Gegenstand einer Anrechnungsentscheidung war, und wenn ja, für welche Fächer/Studiengänge sie angerechnet wurde.
Studierende und Studienbewerber können die Datenbank nicht einsehen, sie profitieren aber von deren Existenz dadurch, dass sie besser und treffsicherer beraten werden und die Anrechnungsfälle schneller entschieden werden können – ggfs. auch mit weniger Aufwand an beizubringenden Informationen seitens des Studierenden. Für Studienbewerber wird eine gesonderte Informationsseite aufgebaut, auf der das Thema erklärt wird und Praxisbeispiele dargestellt werden.
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