Corona lässt Studienanfängerzahlen mittelfristig steigen
Die Zahl der Studienanfänger dürfte auch in diesem Jahr bei rund 500.000 liegen, da sich sinkende Auslandsnachfrage und steigende inländische Nachfrage gegenseitig weitgehend ausgleichen. Mittel- bis langfristig dürfte auch die sinkende Zahl der Ausbildungsverträge die Abiturienten- und Studienanfängerzahlen weiter steigen lassen.
Dies sind die Kernergebnisse einer aktuellen Analyse des FiBS, die verschiedene Szenarien für die zukünftige Entwicklung der Studienanfängerzahlen in Deutschland vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Krise sowie unter Rückgriff auf die Entwicklungen nach der Wirtschafts- und Finanzkrise vor zehn Jahren aufbereitet.
Rund 500.000 Studienanfänger in diesem Jahr
Die Corona-Krise hat bei den Hochschulen nicht nur die Unterrichtsform geändert, sie wird auch die Studienanfängerzahlen beeinflussen. Auf der einen Seite ist davon auszugehen, dass mehr Studienberechtigte aus Deutschland ein Studium aufnehmen werden. Ursächlich hierfür ist unter anderem, dass die Corona-Krise die Pläne vieler junger Menschen beeinflusst hat. Sei es, dass ihre Träume platzen und sie nicht ins Ausland reisen konnten, sie keinen Praktikums- oder Ausbildungsplatz bekommen haben. Oder aber, dass die Unsicherheit sie den sicheren Weg ins Studium nehmen lässt, zum Teil auch, weil ihnen der Weg an eine ausländische Hochschule derzeit verbaut ist.
Diese hohe inländische Nachfrage hält die Gesamtzahl der Studienanfänger hoch, auch wenn gleichzeitig die Nachfrage der Studienberechtigten aus anderen Ländern – sogenannte Bildungsausländer – deutlich sinken wird. Zwar wurden zuletzt 60.000 Anträge gemeldet, allerdings ist dies weniger als in früheren Jahren. Auch begannen im Sommersemester weniger ausländische Bewerber ein Studium.
Krisenzeiten führen mittelfristig zu steigender Studierneigung
Ausgehend von den Erfahrungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte, sowie infolge der Entwicklungen seit der Wirtschafts- und Finanzkrise ist davon auszugehen, dass auch die Corona-Krise zu zukünftig steigenden Abiturienten- und Studienanfängerzahlen führen wird. Diese Entwicklung könnte – im Zusammenspiel mit der hohen und vermutlich weiter steigenden Studiennachfrage aus dem Ausland dazu führen, dass Ende des Jahrzehnts über 600.000 junge Menschen ein Studium an einer deutschen Hochschule aufnehmen dürften.
Höhere Schulabschlüsse sowie Studienaufnahme ist individuell rational
»Wer sich die Entwicklungen der vergangenen Jahre genauer ansieht, kann jungen Menschen nur zu einem möglichst hohen Schulabschluss raten«, stellt Dr. Dieter Dohmen, der Direktor des FiBS fest. »Wer kein Abitur hat, hat immer schlechtere Chancen auf einen Ausbildungsplatz, während der Anteil der Abiturienten im dualen System weiter steigt.«
Dieses Ergebnis zeigt auch die kürzlich vom FiBS vorgelegte Studie zur Entwicklung der Beruflichen Bildung. »Daher wird das Abitur mittelfristig das Maß der Dinge, wobei dieses auch über eine Berufsausbildung, also eine Art »Berufsabitur«, erworben werden kann,« ergänzt Dohmen und fügt an: »Der angebliche Akademisierungswahn ist ein Mythos und wird vor allem von Leuten propagiert, die entweder eigene Interessen verfolgen oder noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen sind. Trotz der weiterhin hohen Bedeutung der dualen Ausbildung wird sich Deutschland dem internationalen Trend nicht widersetzen können.«
In einer aktuellen Studie des FIBS geht es um eine Studienanfängerprognose 2020 und welchen Einfluss die Corona-Krise auf die Entwicklung der Studienanfängerzahlen haben könnte.
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