Mehr als 25 Prozent der Studierenden ändert wegen Corona Pläne für den Berufseinstieg

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Hörsaal

Führt die Corona-Pandemie zu einem verlorenen Jahr für die Studierenden? Sie selbst rechnen mit erschwerten Bedingungen für den Berufseinstieg infolge der Pandemie: Gut zwei von fünf Studierenden (42 Prozent) gehen davon aus, dass sich ihre Berufsaussichten verschlechtert haben.

Die insgesamt deutlich eingetrübten Aussichten führen dazu, dass mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Studentinnen und Studenten ihre Berufspläne geändert haben. 20 Prozent stehen dem Arbeitsmarkt zunächst gar nicht zur Verfügung, weil sie entweder länger studieren oder die Zeit bis zum Berufseinstieg anderweitig überbrücken. Fünf Prozent sind von ihren ursprünglichen Plänen abgerückt, sich im Anschluss an das Studium selbständig zu machen.

Entsprechend ist die Stimmung der Studierenden im Corona-Jahr gesunken: Zwar sagen 79 Prozent, dass sie mit ihrer aktuellen, persönlichen Situation zufrieden sind, 18 Prozent sind sogar sehr zufrieden. Allerdings hatte der Anteil der sehr Zufriedenen bei der vorangegangenen Befragung 2018 noch 34 Prozent betragen. Und immerhin gut jeder Fünfte (21 Prozent) ist unzufrieden mit der persönlichen Situation – der schlechteste Wert, seit die Studie durchgeführt wird.

Angesichts der eingetrübten Aussichten gewinnt die Jobsicherheit bei der Wahl des Arbeitgebers eine immer stärkere Bedeutung: Für 67 Prozent der Studierenden ist sie das wichtigste Kriterium, gefolgt vom Gehalt (55 Prozent) sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (39 Prozent).

Das sind Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Für die Studie wurden mehr als 2.000 Studentinnen und Studenten befragt.

»Die Ergebnisse zeigen, wie belastend die Corona-Pandemie auch für junge Menschen sein kann«, kommentiert Oliver Simon, Leiter der Personalabteilung von EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die Zahlen. »Gerade die Studierenden, die in diesem Jahr auf den Arbeitsmarkt streben, brauchen Orientierung und dürfen nicht allein gelassen werden. Das gilt für Berufsberater an den Universitäten, die jetzt noch stärker gefragt sein werden. Das gilt für die Politik, die die nötigen Rahmenbedingungen setzen muss, damit Unternehmen auch in der Krise einstellen. Und das gilt auch für Personalabteilungen, die stärker den Dialog mit den Bewerbern suchen müssen und bei Vorstellungsgesprächen die belastende Ausgangssituation bedenken sollten. Es darf nicht dazu kommen, dass das Jahr 2020 ein verlorenes Jahr für die Studierenden wird.«

Medizinstudent*innen haben gute Jobaussichten

Allerdings stellt sich die Situation bei weitem nicht für alle Studierenden negativ dar. Insbesondere Medizinstudent*innen sind optimistisch gestimmt: 67 Prozent von ihnen gehen sicher davon aus, im Anschluss an ihr Studium zügig einen Job zu finden – deutlich mehr als in jeder anderen Studienrichtung. 49 Prozent der Medizinstudierenden sehen für sich angesichts der Corona-Pandemie sogar bessere Perspektiven bei der Jobsuche.

Sie sind es auch, die mit durchschnittlich 54.700 Euro brutto das höchste Jahresgehalt erwarten. Dahinter folgen JuristInnen (45.200 Euro brutto) und Ingenieur*innen/Informatiker*innen (43.300 Euro brutto). Kulturwissenschaftler*nnen und Geisteswissenschaftler*nnen erwarten mit gerade einmal knapp über 31.000 Euro im Jahr das geringste Gehalt.

Geld und Job werden unwichtiger – Familie und Freunde gewinnen an Bedeutung

Geld ist aus Sicht der meisten Studierenden jedoch ohnehin nicht alles. Viel wichtiger ist ihnen ihr privates Glück. 70 Prozent messen der Familie höchste Bedeutung zu, 62 Prozent ihren Freunden und dem sozialen Umfeld. Beruflicher Aufstieg ist nur noch knapp einem Drittel wichtig (31 Prozent) ebenso wie ein hoher Lebensstandard (30 Prozent).

Vor allem bei Männern nimmt das Private eine immer dominantere Rolle ein: Für 67 Prozent von ihnen ist die Familie eine sehr große Bedeutung – bei der Vorgängerbefragung waren es noch 62 Prozent. Gleichzeitig messen nur noch 33 Prozent dem beruflichen Aufstieg eine hohe Bedeutung bei – nach 45 Prozent zuvor. Frauen war schon in den Vorgängerbefragungen die Familie tendenziell wichtiger – und das bleibt auch in diesem Jahr so: Während 74 Prozent der Familie eine sehr hohe Bedeutung geben, wird der berufliche Aufstieg für sie immer weniger wichtig. Nur noch 28 Prozent der Frauen sehen hierin eine hohe Bedeutung – nach 38 Prozent bei der Vorgängerbefragung.

»Wir beobachten bei den Studierenden schon länger eine Rückbesinnung aufs Private«, so Oliver Simon. »Es ist davon auszugehen, dass Corona diese Entwicklung noch verstärkt hat. Für Arbeitgeber bedeutet dies ebenfalls ein Umdenken: Karriere und Familie dürfen sich nicht mehr gegenseitig ausschließen. Eine kluge Personalplanung, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und eine Unternehmenskultur, die Zeit für die Familie zulässt und fördert, werden immer wichtiger.«

 

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