Corona-Probleme für Studierende: Weniger Jobs, mehr Studienabbrüche?
Diesen und ähnlichen Fragen widmet sich die bundesweite Corona-Befragung des DZHW, an der im Sommersemester 2020 knapp 28.600 Studierende teilnahmen. Die Pandemie hat zu vielfältigen Einschränkungen im wirtschaftlichen und universitären Leben geführt. Auch Studierende, die ihren Lebensunterhalt durch Nebenjobs bestreiten, könnten in eine finanzielle Notlage geraten sein.
Ob und wie sich die Pandemie auf die Finanzierung des Lebensunterhalts und den Studienfortschritt auswirkt, zeigen die heute in der Publikationsreihe DZHW-Brief veröffentlichten Ergebnisse.
Die Studie »Studieren in Deutschland zu Zeiten der CoronaPandemie« verschafft einen umfangreichen Einblick in die Finanz- und Erwerbssituation von Studierenden sowie mögliche Konsequenzen für ihr Studium. Für knapp 40 Prozent der erwerbstätigen Studierenden hat sich die Erwerbssituation durch die Pandemie erschwert – dies entspricht einem Anteil von 21 Prozent aller Studierenden: Sie wurden entlassen, unbezahlt freigestellt oder waren von Arbeitszeitreduzierungen betroffen. Bei 32 Prozent der Befragten hat sich nicht nur die eigene finanzielle Lage verschlechtert, sondern auch die Einkommenssituation ihrer Eltern. Entsprechend hatten Studierende im Sommersemester 2020 weniger Geld für ihren Lebensunterhalt zur Verfügung als im Wintersemester 2019/2020.
Um die finanziellen Engpässe zu kompensieren, greifen Studierende überwiegend auf eigene Ersparnisse sowie auf Unterstützung durch ihr soziales Umfeld zurück. Auch werden staatliche Leistungen, wie die BAföG-Aktualisierung, der (zinsfreie) KfW-Studienkredit oder die Überbrückungshilfen in pandemiebedingten Notlagen genutzt. Darüber hinaus sind einige der teilnehmenden Studierenden im Sommersemester 2020 wieder ins Elternhaus gezogen, um Miet- und Lebenshaltungskosten einzusparen.
All diese Umstände führen dazu, dass das Studienabbruchrisiko bei den betroffenen Studierenden deutlich höher ausfällt. »Die Daten weisen jetzt schon darauf hin, dass insbesondere Studierende, deren Erwerbssituation sich verschlechtert hat und deren Eltern zudem von einer verschlechterten Einkommenssituation betroffen sind, häufiger über einen Studienabbruch nachdenken«, sagt Projektleiter Markus Lörz. Wie die Untersuchung dokumentiert, sehen insbesondere internationale Studierende die Fortführung ihres Studiums als gefährdet an. »Welche mittel- und langfristigen Auswirkungen die veränderte Erwerbs- und Finanzierungssituation auf die Studierenden haben wird, gilt es in den nächsten Semestern wissenschaftlich zu beobachten«, so Projektmitarbeiter Karsten Becker.
Hintergrund
In der Befragung werden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Studierende an deutschen Hochschulen untersucht und ein genauer Blick auf die Besonderheiten, Herausforderungen und Chancen des weitgehend digitalen Sommersemesters 2020 geworfen. Ziel der Studie ist es, einen umfassenden Einblick in die Situation der Studierenden in Deutschland während dieses ungewöhnlichen Semesters zu erhalten. Vor welchen Herausforderungen stehen die Studierenden? Wie gestalten sich ihre Erwerbssituation und ihre finanzielle Lage? Und inwieweit ist es unter den gegebenen Umständen möglich, erfolgreich zu studieren? Diese und viele weitere Fragen sind leitend für die Studie.
Um ein realistisches Bild der Lage der Studierenden in Deutschland zu gewinnen, wurden etwa 200.000 Studierende an 23 bundesweit ausgewählten staatlichen Hochschulen unterschiedlicher Größe, Fächerstruktur und regionaler Lage zur Teilnahme eingeladen. Die Befunde können eine Grundlage für Maßnahmen in den Bereichen Hochschule, Bildung und Sozialpolitik bilden und sollen zur Erforschung verschiedener Fragen rund um die Pandemie-Situation beitragen.
Die Studie wird gemeinsam mit der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz durchgeführt. Praxispartner im Verbund ist das Deutsche Studentenwerk (DSW).
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