Hochschulen setzen auf Rückkehr internationaler Mobilität
Auch nach einem Jahr Corona-Pandemie blicken viele deutsche Hochschulen beim Thema Internationalisierung hoffnungsvoll in die Zukunft, so eine aktuelle Umfrage des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD). Insbesondere der Ausbau der Digitalisierung zeige positive Effekte. Gleichzeitig melden viele Hochschulen, dass eine Einreise internationaler Studierender nach Deutschland im vergangenen Wintersemester oftmals nicht möglich war.
»Die deutschen Hochschulen haben schnell und beherzt gehandelt, um die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihre Internationalisierungsaktivitäten möglichst zu minimieren«, so DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. »Trotz großer Herausforderungen bei der Einreise internationaler Studierender und den andauernden Reisebeschränkungen haben nur fünf Prozent aller Hochschulen ihre internationalen Austauschprogramme im Wintersemester vollständig ausgesetzt. Ein Viertel unser Mitgliedshochschulen konnte aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung sogar neue digitale Kooperationen im Ausland aufbauen«, so Mukherjee weiter. An der DAAD-Befragung hatten International Offices und Akademische Auslandsämter von 171 Hochschulen aus ganz Deutschland teilgenommen.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Die Auswertung der Befragungsdaten zeigt: Die meisten Hochschulen blicken hoffnungsvoll in die Zukunft. So geht rund die Hälfte davon aus, dass die Internationalisierung an ihrer Institution durch Corona kaum beeinträchtigt wird. Über 20 Prozent rechnen sogar mit einer steigenden Bedeutung der Internationalisierung nach Corona. Zudem erwartet eine deutliche Mehrheit von fast drei Vierteln der Hochschulen, dass es nach einem Ende der Reisebeschränkungen schnell zu einer Erholung der internationalen Studierendenmobilität kommt.
Kooperationen mit den USA, Kanada und Finnland
Laut der DAAD-Umfrage haben 26 Prozent der Hochschulen in den vergangenen beiden Corona-Semestern sogar neue Kooperationen mit Hochschulen im Ausland abgeschlossen. Ziel dabei war es, den Studierenden die virtuelle Teilnahme an Lehrveranstaltungen im Ausland zu ermöglichen. Schwerpunktländer der digitalen Zusammenarbeit waren die USA, Finnland und Kanada.
Rückgänge bei der Einreise
Gleichzeitig berichten knapp zwei Drittel (63%) der Hochschulen, dass internationale Studierende im Wintersemester trotz erfolgter Zulassung nicht nach Deutschland einreisen konnten. Zumeist, da sie kein Visum erhielten. Nach DAAD-Hochrechnungen erhielten damit rund 14.700 internationale Regelstudierende sowie rund 2.300 Gast- und Austauschstudierende im Wintersemester 2020/21 kein Visum für ein Studium in Deutschland. Besonders betroffen waren laut Angaben der Hochschulen Studierende aus Indien, dem Iran, Pakistan, Bangladesch, Nigeria und China. Knapp drei Viertel der Hochschulen (72%) boten den betroffenen Studierenden daraufhin ein Fernstudium mit Online-Lehrveranstaltungen an. Zudem berichtet rund die Hälfte der befragten Hochschulen, dass während der vergangenen beiden Semester etwa jeder zweite Auslandsaufenthalt der eigenen Studierenden verschoben oder abgesagt wurde.
Großes Engagement und attraktives Gastland
Bei der Unterstützung internationaler Studierender vor Ort zeigen sich die Hochschulen im Rahmen des Pandemie-Managements sehr engagiert: In knapp jeder zweiten Institution setzen sich Hochschulleitung und Lehrende nach Einschätzung der International Offices »stark« oder »sehr stark« für die Belange internationaler Studierender ein. Auch die Aussichten für den Studienstandort Deutschland bewerten die meisten Hochschulen optimistisch: Etwa ein Drittel (32%) geht davon aus, dass die Attraktivität Deutschlands als Gastland für internationale Studierende durch die Corona-Pandemie im Vergleich zu anderen wichtigen Gastländern gestiegen ist, nur neun Prozent rechnen mit einer Verschlechterung.