Duales Studium: Unterschiede nach Bildungsinstitution
Berufsakademien weisen im Vergleich zu Dualen Hochschulen Besonderheiten auf
Dual Studierende können in Deutschland abhängig vom Bundesland ihr Studium nicht nur an einer Hochschule, sondern auch an einer Berufsakademie absolvieren. Unterschiede zwischen den beiden Institutionen gibt es u.a. bei Studiendauer und Studienangebot. Doch auch die Studierenden unterscheiden sich. So weisen etwa Berufsakademien einen höheren Frauenanteil gegenüber dualen Hochschulen auf, wie eine aktuelle Auswertung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt.
Vor rund 50 Jahren starteten mit den Berufsakademien die ersten Vorläufermodelle für das duale Studium in Deutschland. So beinhaltete das Studienmodell der ersten Berufsakademien in Stuttgart und Mannheim bereits 1974 die Kombination von Lernphasen im Unternehmen und in der Berufsakademie. Mittlerweile boomt das duale Studium. Berufsakademien mit einem klassischen dualen Studium gibt es allerdings nur noch in fünf Bundesländern.
»Berufsakademien bieten in Deutschland bereits seit einem halben Jahrhundert das, was heute für viele Bildungsinteressierte an erster Stelle steht – eine gut abgestimmte Verzahnung aus wissenschaftlicher Theorie und beruflicher Praxis. Vor diesem Hintergrund ist trotz einiger Umwandlungen in Duale Hochschulen ihre Bedeutung für die nachschulische Bildung nicht zu unterschätzen«, urteilt CHE Geschäftsführer Frank Ziegele.
Aktuell sind rund 10 Prozent aller 126.000 dual Studierenden in Deutschland an einer Berufsakademie eingeschrieben, die meisten davon in Sachsen und Hessen. Im Vergleich zum Jahr 2001 hat sich die Zahl der Studierenden von 28.000 auf 12.000 mehr als halbiert. Dies liegt vor allem an der Umwandlung der Institutionen in Duale Hochschulen in einigen Bundesländern. Inzwischen haben sich die Zahlen auf niedrigem Niveau stabilisiert und sind zuletzt sogar leicht gestiegen.
Eine aktuelle Auswertung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt, dass sich dual Studierende an Berufsakademien jedoch von ihren Kommiliton*innen an Hochschulen leicht unterscheiden.
So weisen die Berufsakademien beim Vergleich der Studienanfänger*innen ohne Abitur mit 2,4 gegenüber 1,4 Prozent an Dualen Hochschulen einen höheren Anteil auf. Bei der Altersverteilung haben Berufsakademien deutlich mehr Erstsemester in den Altersgruppen von 23 Jahren und älter. Darüber hinaus zeigt sich ein breiteres Fächerspektrum bei den dualen Studienanfänger*innen an Berufsakademien. Diese Fächerstruktur ist möglicherweise auch für die höhere Frauenquote von 51,9 Prozent im Vergleich zu Dualen Hochschulen mit 43,6 Prozent verantwortlich. An Dualen Hochschulen kann hingegen ein größeres Studienangebot im Bereich Ingenieurwissenschaften zu den geringeren Frauenanteilen führen.
»Berufsakademien besetzen hinsichtlich der Sozialstruktur ihrer Studierenden und der angebotenen Studienfächer eine besondere Nische innerhalb des dualen Studienangebots«, bilanziert Lisa Mordhorst »Gerade im Vergleich zu den Dualen Hochschulen scheinen Berufsakademien besonders für ältere Studierende und Studierende ohne Abitur eine attraktive Alternative zu sein«, so die Autorin des »CHECKS Berufsakademien in Deutschland«.
Zusammen mit Co-Autor Nicolas Reum spricht sie sich dafür aus, die bestehenden Qualitäten dieser Bildungsinstitutionen unbedingt zu erhalten, sollte der Umwandlungsprozess von Berufsakademien in Duale Hochschulen weiter anhalten. Falls die Berufsakademien auch in Zukunft in einigen Bundesländern fortbestehen, gelte es, ihre Profile weiterhin dynamisch entsprechend der Zielgruppenbedürfnisse, etwa beim Ausbau gesundheitswissenschaftlicher Angebote, zu entwickeln.
Dabei sollte vor allem die Anschlussfähigkeit an andere akademische und berufliche (Fort-)Bildungsangebote im Fokus stehen, da im Gegensatz zu den Hochschulen an Berufsakademien keine dualen Master-Studiengänge absolviert werden können.
Hintergrund
Das CHE Format CHECK bietet einen schnellen Überblick zu unterschiedlichen Themen. Für eine Übersicht zum Thema Berufsakademien hat das CHE aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes sowie der Datenbank »AusbildungPlus« vom Bundesinstitut für Berufsbildung ausgewertet. Autor*innen der Publikation »CHECK – Berufsakademien in Deutschland« sind Lisa Mordhorst und Nicolas Reum.
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