Gut abgesichert im dualen Studium?
Das duale Studium hat in den letzten zehn Jahren deutlich an Beliebtheit gewonnen.
In die Kombination aus Hochschulstudium und praktischer Ausbildung im Betrieb sind aktuell deutschlandweit ca. 120.000 Studierende in knapp 1.800 dualen Studiengängen eingeschrieben. Bisherige Studien legen nahe, dass Sicherheit und finanzielle Unabhängigkeit zentrale Motive für die Aufnahme eines dualen Studiums sind.
Der neue Report des Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen analysiert, ob diese Erwartungen der Studierenden erfüllt werden.
Die Abteilung Bildung, Erziehung, Soziale Teilhabe (BEST) des Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen (UDE) knüpft mit ihrer aktuellen Befragung von dual Studierenden an bisherige Erhebungen an.
Der aktuelle Report wertet Teilergebnisse einer breit angelegten Studie im Auftrag des DGB-Bundesvorstandes aus. Neben einem Online-Fragebogen mit bundesweit 3.516 Teilnehmer*innen haben die Wissenschaftlerinnen auch Gruppendiskussionen mit Studierenden verschiedener Fächergruppen einbezogen. Im Zentrum der Studie steht die Frage, ob sich die Erwartungen an das duale Studium hinsichtlich Sicherheit und finanzieller Unabhängigkeit empirisch bestätigen lassen.
Dr. Sirikit Krone vom IAQ hat dazu u. a. die Ausbildungsverträge, Kostenübernahmen durch den Betrieb, die besondere Wohnsituation von dual Studierenden und ihre Finanzierungsquellen untersucht: »Viele Schulabgänger*innen, die sich für die Aufnahme eines dualen Studiums entscheiden, erhoffen sich, mit der betrieblichen Ausbildungsvergütung ihren Lebensunterhalt selbstständig bestreiten zu können«, beschreibt Krone ihre Erkenntnisse aus früheren Befragungen.
Doch die Realität der Studierenden sieht anders aus: Knapp ein Fünftel kann mit dem Ausbildungsgehalt nicht die anfallenden Lebenshaltungskosten decken. Zwar erhalten fast alle Befragten (98 %) eine Ausbildungsvergütung von ihrem Praxisbetrieb, dennoch muss ein großer Teil der Studierenden auf weitere Finanzierungsquellen zurückgreifen: 55,7 % erhalten finanzielle Unterstützung von ihrer Familie, 16,7 % gehen neben ihrem Studium und der Arbeit im Ausbildungsbetrieb noch einem Nebenjob nach.
Auch immer mehr private Hochschulen bieten duale Studiengänge an, allerdings sind dabei Studiengebühren fällig. Hinzu kommen häufig Kosten für einen zweiten Wohnsitz oder das Pendeln zwischen Studien- und Ausbildungsort. Nur jede*r Fünfte gibt an, dass beide Lernorte an einem gemeinsamen Standort liegen.
Ein weiterer Kostenfaktor sind Lernmittel. Etwa jede*r Zweite (53,6 %) wird bei deren Finanzierung durch den Praxisbetrieb unterstützt, allerdings erhalten nur 27,1 % eine vollständige Erstattung. Zur finanziellen Last kommt der zeitliche Druck: Die parallel zu absolvierenden Ausbildungswege stellen hohe Anforderungen an die Belastbarkeit, Flexibilität und Selbstorganisation.
»Ziel sollte es sein, duale Studiengänge zukünftig so zu gestalten, dass eine kostendeckende Ausbildungsvergütung gezahlt wird. Dies würde der Erwartung der Studierenden entgegenkommen, im dualen Studium gut abgesichert zu sein, und außerdem den zeitlichen Druck deutlich verringern. Die Studierenden hätten so die Möglichkeit, sich besser auf ihr Studium zu konzentrieren«, fasst Sirikit Krone zusammen.