Steigender Anteil von Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung

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 Lernender Jugendlicher im Rollstuhl sitzend

Immer mehr Studierende in Deutschland berichten gesundheitliche Beeinträchtigungen, die das Studium für sie erschweren.

Das zeigen Umfrageergebnisse im Bericht »Die Studierendenbefragung in Deutschland: best 3«, den das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) gestern vorgestellt hat. Rund 16 Prozent der Befragten berichten körperliche oder psychische Beeinträchtigungen – eine deutliche Zunahme im Vergleich zu den Erhebungen 2016 (11 Prozent) und 2011 (8 Prozent).

Knapp 30.000 der 188.000 befragten Studierenden gaben eine studienerschwerende Beeinträchtigung an. Besonders häufig wurden psychische Erkrankungen (65 Prozent) genannt, gefolgt von chronischen Erkrankungen (13 Prozent) und gleich schweren Mehrfachbeeinträchtigungen (7 Prozent). Unter Studentinnen, Studierenden mit Migrationshintergrund sowie Studierenden mit Pflegeaufgaben sind Studierende mit studienerschwerender Beeinträchtigung häufiger vertreten als in den jeweiligen Gegenparten.

Die Auswirkungen von Beeinträchtigungen auf das Studium und den Studienalltag sind erheblich: »Studierende mit studienerschwerender Beeinträchtigung denken häufiger als Studierende ohne eine studienerschwerende Beeinträchtigung über einen Studienabbruch nach, wechseln häufiger mindestens einmal das Studienfach oder die Hochschule und sind weniger gut sozial integriert«, erläutert Mareike Beuße, Projektleiterin der Befragung. Zudem sind Diskriminierungserfahrungen im Studium weit verbreitet und betreffen Studierende mit studienerschwerender Beeinträchtigung weitaus häufiger als andere Studierende. Rund 73 Prozent der Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung berichten von Diskriminierungserfahrungen an der Hochschule. Am häufigsten werden Zweifel an ihrer Leistungsfähigkeit sowie die Herabsetzung von erbrachten Leistungen genannt.

Gefragt wurden die Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung auch, welche Art der Unterstützung ihnen helfen würde. 27 Prozent nennen Anpassungen beim Bau und bei der Ausstattung der Hochschule.

Fast alle Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung (92 Prozent) geben Schwierigkeiten in mindestens einem der folgenden Bereiche an: Studienorganisation, Lehre und Lernen, Prüfungen und Leistungsnachweise. Am häufigsten werden Schwierigkeiten mit dem Leistungspensum bzw. der vorliegenden Studienordnung im Studiengang (66 Prozent), den Selbstlernphasen (50 Prozent) und der Prüfungsdichte (44 Prozent) genannt.

Einen Antrag auf individuelle Anpassung oder einen Nachteilsausgleich stellen Studierende mit Schwierigkeiten eher selten. Nur 21 Prozent der Betroffenen haben Anpassungen beantragt. Als Grund dafür geben viele Studierende an, sich nicht beeinträchtigt genug zu fühlen. Auch besteht Unsicherheit über potenzielle Ansprüche auf einen Ausgleich.

»Studierende mit studienerschwerender Beeinträchtigung berichten zudem über einen höheren Beratungsbedarf als diejenigen ohne studienerschwerende Beeinträchtigung«, berichtet Martina Kroher, Projektleiterin von »Die Studierendenbefragung in Deutschland«.

Zwischen Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung und ihren nicht beeinträchtigten Kommilitonen zeigen sich keine bzw. kaum Unterschiede was Studienleistungen, Studienfortschritt und Auslandsmobilität angeht.

Hintergrund
»Die Studierendenbefragung in Deutschland" setzt die über 70-jährige Tradition der Sozialerhebung fort und liefert die deutschen Daten für das hochschulpolitische Monitoring im Europäischen Hochschulraum (EUROSTUDENT).

Die Befragung integriert die drei bislang unabhängig voneinander durchgeführten Langzeiterhebungen: die Sozialerhebung, den Studierendensurvey und die Befragung »best - Studieren mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung«. Mit dem neuen Studiendesign sind erstmals Vergleiche zwischen Studierenden mit und ohne studienerschwerende Beeinträchtigung möglich. Die Studie stellt Wissenschaftler*innen eine umfangreiche Datenbasis zur Verfügung und ermöglicht die evidenzbasierte Untersuchung gesellschaftlicher Entwicklungen. Damit ist eine Handlungsgrundlage für Bund, Länder, Studierendenwerke, Hochschulen, Studierende, Arbeitgeber*innen und andere Stakeholder geschaffen.

Wissenschaftlich entwickelt wurde die Befragung vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) und der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz. Sie realisierten die Befragung gemeinsam mit dem Deutschen Studierendenwerk (DSW) als Verbundpartner. Die Befragung wird von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.


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