Studium ohne Abitur: Erstmaliger Rückgang bei den Erstsemesterzahlen
Akademische Wege ohne (Fach-)Abitur: Eine Erfolgsgeschichte
In Deutschland haben seit dem Jahr 2010 etwa 85.000 Menschen ohne klassische Hochschulzugangsberechtigung wie das Abitur ihr Studium erfolgreich abgeschlossen. Diese bemerkenswerte Zahl unterstreicht einen anhaltenden Trend, der zeigt, dass akademische Bildung nicht ausschließlich über traditionelle Bildungswege erreichbar ist.
Das CHE Centrum für Hochschulentwicklung veröffentlicht dazu eine Studie, die belegt, dass derzeit rund 70.000 Studierende ohne (Fach-)Abitur an deutschen Hochschulen eingeschrieben sind, was 2,4 Prozent aller Studierenden entspricht.
Trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung ist die Zahl der Erstsemester ohne allgemeine Hochschul- und Fachhochschulreife erstmalig gesunken - von etwa 16.000 im Jahr 2021 auf rund 13.000 im Jahr 2022. Dieser Rückgang könnte verschiedene Ursachen haben, darunter den allgemeinen Rückgang der Erstsemesterzahlen im deutschen Hochschulbereich, die Nachwirkungen der Corona-Pandemie sowie steigende Lebenshaltungskosten.
Länderspezifische Unterschiede in der Studienwahl
Interessante regionale Unterschiede zeigen sich im Bundesländervergleich: Thüringen führt mit einem Erstsemesteranteil von 8,5 Prozent, gefolgt von Bremen und Rheinland-Pfalz. Diese Unterschiede lassen sich teilweise durch die Präsenz bestimmter Hochschulen erklären, wie die IU Internationale Hochschule in Erfurt, die einen Großteil ihrer Fernstudierenden am Hauptstandort verzeichnet.
Die private IU Internationale Hochschule nimmt mit 1.922 beruflich qualifizierten Studienanfängern im Jahr 2022 die Spitzenposition ein, gefolgt von der FernUniversität in Hagen und der FOM Hochschule für Oekonomie & Management. Diese Zahlen spiegeln eine klare Präferenz für anwendungsorientierte Bachelorstudiengänge an Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften wider.
Beliebtheit der Studienrichtungen Gesundheit und Pflege
In der Wahl der Studienfächer dominieren die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, die Ingenieurwissenschaften sowie der Bereich Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften. Besonders im Gesundheits- und Pflegebereich ist ein starker Anstieg des Interesses von Studierenden ohne traditionelle Hochschulzugangsberechtigung zu verzeichnen. Dies deutet auf eine wachsende Anerkennung alternativer Bildungswege in diesen Fachgebieten hin.
Ausblick
Die Entwicklungen im Bereich der Hochschulbildung in Deutschland zeigen, dass akademische Wege zunehmend diversifiziert werden und die Hochschulbildung auch für Personen ohne Abitur zugänglich ist. Trotz der Herausforderungen, die durch äußere Einflüsse wie die Pandemie oder ökonomische Faktoren entstehen, bleibt die Nachfrage nach akademischer Weiterbildung hoch, insbesondere in den angewandten und gesellschaftlich relevanten Fachbereichen wie Gesundheit und Pflege.
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