Bildungsbericht 2016: Jeder vierte Student mit Migrationshintergrund - dennoch geringere Beteiligung an Hochschulbildung

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DZHW

Ein Viertel aller Studierenden in Deutschland hat einen Migrationshintergrund, darunter sind 8 Prozent internationale Studierende, von denen viele nach dem Studienabschluss in Deutschland arbeiten wollen. Das ist eines der Ergebnisse des sechsten Bildungsberichts »Bildung in Deutschland 2016«.

In der Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Alter von 20 bis 30 Jahren ist der Anteil der Studierenden zwischen 2005 und 2013 von 9% auf 15% deutlich angestiegen. Die gleichaltrige Bevölkerung ohne Migrationshintergrund ist aber zu 23% an einer Hochschule eingeschrieben. »Das zeigt die immer noch bestehende geringere Beteiligung junger Migranten an der Hochschulbildung, die vor allem dadurch entsteht, dass sie es seltener bis zum Abitur oder einer anderen Studienberechtigung schaffen« sagt Prof. Dr. Andrä Wolter, Mitglied der Autorengruppe des Bildungsberichts und Hochschulforscher an der HU Berlin, der gemeinsam mit dem DZHW das Hochschulkapitel des Berichtes erarbeitet und am Schwerpunktthema des Berichts »Bildung und Migration« mitgewirkt hat.

Studienberechtigte mit Migrationshintergrund: Starkes Studieninteresse und hohe Übergangsquoten von der Schule in die Hochschule

Am mangelnden Studieninteresse liegt es jedenfalls nicht, dass junge Menschen mit einem Migrationshintergrund seltener an den Hochschulen vertreten sind. Wenn sie es bis zu einer Studienberechtigung geschafft haben, möchten sie sogar überdurchschnittlich häufig studieren. Dabei wissen sie ihre Eltern hinter sich. Gerade in Familien, in denen beide Eltern zugewandert sind und selbst kein Studium abgeschlossen haben, erwarten die Eltern von ihren studienberechtigten Kindern oft ein Studium. Allerdings lassen sich nicht alle Studienwünsche realisieren. Dazu trägt auch bei, dass die Studienberechtigten mit einem Migrationshintergrund häufig aus Elternhäusern stammen, die aufgrund ihres niedrigeren Bildungsstatus ungünstigere Voraussetzungen für gute Abschlussnoten oder die Studienfinanzierung bieten.

Attraktivität des deutschen Hochschulsystems steigt: Mehr internationale Studienanfänger(inn)en als jemals zuvor

Zur Gruppe der Studierenden mit Migrationshintergrund gehören auch die internationalen Studierenden, die ihre Studienberechtigung nicht in Deutschland erworben haben. Seit 2009 ist die Zahl der internationalen Studienanfänger(innen) von 61.000 auf über 92.000 gestiegen. Neben einem Erststudium schreiben sie sich zum großen Teil in Masterstudiengänge ein oder kommen zur Promotion nach Deutschland (vgl. Abb. F2-3 aus dem Bildungsbericht). Dies zeigt die gewachsene internationale Attraktivität des deutschen Hochschulsystems. Neben der Gebührenfreiheit ist ein Studium auch aus Arbeitsmarkterwägungen interessant. Viele internationale Studierende bleiben nach dem Studium in Deutschland und arbeiten hier als akademisch qualifizierte Fachkräfte. »Die Hochschule wird zu einem Ort der Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt« – so kommentiert Prof. Andrä Wolter dieses Ergebnis.

 

Internationale Studierende

 

Die Zuwanderung von Studierenden aus dem Ausland trägt auch zu der anhaltend hohen Auslastung der deutschen Hochschulen bei. Zum vierten Mal in den letzten fünf Jahren liegt die Studienanfängerzahl wieder über einer halben Million und übersteigt damit erneut die Zahl der Neuzugänge in die betriebliche (duale) Berufsausbildung. Die vielen jungen Zuwanderer, die 2015 als Schutz- und Asylsuchende nach Deutschland gekommen sind, haben dazu bislang aber nicht beigetragen. Für diese Gruppe bieten die Hochschulen primär ein breites Spektrum non-formaler Programme und Kurse – zum Beispiel als Gasthörer, zur Studienvorbereitung oder zum Erlernen der deutschen Sprache – an. »An den Hochschulen sind viele Akteure hierbei sehr engagiert«, so Dr. Christian Kerst, der beim DZHW am Bildungsbericht mitarbeitet, »wie viele studieninteressierte Schutz- und Asylsuchende aber tatsächlich ein Studium aufnehmen können und wollen, kann man zurzeit noch nicht absehen«.

 

 

 

 

 

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