Stress im Studium: Oft ist das Lernumfeld entscheidend

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 Studierende allein vor dem Notebook während Corona (Symbolbild)

Ursachen für erhöhten Studienstress während der Pandemie – Wichtige Erkenntnisse auch für den »normalen« Studienbetrieb.

Pandemie verstärkte Studienstress: Ursachen und Auswirkungen

Die COVID-19-Pandemie hat viele Studierende stark belastet. Forscherinnen und Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) haben nun herausgefunden, dass der erhöhte Studienstress vor allem auf die gestiegenen Anforderungen an Selbstorganisation und Eigenmotivation während der »Corona-Semester« zurückzuführen ist.

Ein Mangel an studentischer Lernumgebung verschärfte die Situation. Die Ergebnisse der Studie wurden im »Scandinavian Journal of Psychology« veröffentlicht.

Gestiegene Anforderungen an Studierende

Laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Abteilung Klinische Psychologie der JLU traten während der Pandemie vermehrt studienbezogene Ängste, depressive Verstimmungen und Prokrastination auf. Obwohl die wöchentliche Arbeitszeit gleich blieb und Prüfungen teilweise ausfielen, erforderte die Umstellung auf digitale Lernformate deutlich mehr Selbststudium. Die Forscherinnen und Forscher vermuten, dass die fehlende soziale Interaktion unter den Studierenden zusätzlich zur Stresszunahme beitrug.

Fehlende soziale Interaktion

Professorin Dr. Christiane Hermann, die die Studie leitete, erklärt, dass nicht nur der soziale Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen fehlte, sondern auch die direkte Zusammenarbeit, die motivierend wirkt und hilft, die eigene Studienleistung einzuordnen. Die fehlende Interaktion führte zu stressverstärkenden Gedanken wie »Ich schaffe das nicht« oder »Die anderen sind viel weiter«.

Bedeutung des studentischen Lernumfelds

Dr. Christine Koddebusch, die ebenfalls an der Studie beteiligt war und die Psychologische Beratungsstelle der JLU koordiniert, betont die Bedeutung des studentischen Lernumfelds für den Studienerfolg. Gerade in herausfordernden Zeiten wie einer Pandemie, aber auch im normalen Studienbetrieb sei dieses Umfeld entscheidend.

Auch individuelle Faktoren wie die Selbstwirksamkeitserwartung spielen der Studie zufolge eine wichtige Rolle: Je höher das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen, desto geringer ist das Stressempfinden.

Datenbasis der Studie

Für die Studie befragten die Forschenden im März und Juni 2021 knapp tausend Studierende zu ihrer Studienbelastung. Diese Daten wurden mit Umfragen aus den Jahren 2016 und 2017 verglichen.

Fazit

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, wie wichtig ein unterstützendes studentisches Lernumfeld und der soziale Austausch für die Bewältigung von Studienanforderungen sind. Besonders in Krisenzeiten zeigt sich, dass Selbstorganisation und Eigenmotivation allein nicht ausreichen, um den Studienstress zu bewältigen.


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