CHE: Über 18.000 Studiengänge in Deutschland

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Zu stark ausgeweitet, zu spezialisiert und undurchschaubar für Studieninteressierte: So bewerten manche Bildungsexperten das Studienangebot in Deutschland. Eine Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung kommt zu einem anderen Ergebnis. Bei den sogenannten grundständigen Studiengängen, unter denen Studienanfänger(innen) wählen können, gibt es nur ein leichtes Wachstum. Für die zunehmende Vielfalt dieser Studienangebote gibt es gute Gründe.

Die Anzahl aller Studienangebote in Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren auf rund 18.000 Angebote verdoppelt. Dies lässt sich jedoch überwiegend mit der Umstellung auf das zweistufige Bachelor-/Master-System erklären. Die Anzahl der grundständigen Studienangebote, also der Studiengänge, die zum ersten Hochschulabschluss führen, ist hingegen in diesem Zeitraum kaum gestiegen. Studieninteressierte konnten im Wintersemester 2005/06 aus 9.527 Angeboten auswählen. Zehn Jahre später waren es lediglich 418 Studiengänge mehr. Das entspricht einem Plus von rund vier Prozent. CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele konstatiert: »Angesichts des minimalen Wachstums bei grundständigen Angeboten kann von einem zunehmenden Wildwuchs an Studiengängen keine Rede sein«.

Für die Ausdifferenzierung der Studienangebote gibt es nach Ansicht des CHE gute Gründe. Die fachliche Spezialisierung, etwa im Bereich BWL bei Marketing- oder Logistik-Studiengängen, die in der Diskussion bislang meist als singuläre Begründung der Vielfalt angeführt wurde, ist dabei nur ein Erklärungsmuster unter mehreren. Daneben ist etwa auch die Schaffung themenzentrierter Studiengänge, zum Beispiel Erneuerbare Energien oder Gerontologie, zu nennen. Dabei ist diese Themenorientierung eine disziplinäre Verbreiterung und keine Verengung des Studienfaches. Ein weiterer Grund für die zunehmende Ausdifferenzierung von Studienangeboten ist die Schaffung neuer akademischer Berufsfelder mit hohem Praxisanteil. Dieser Trend ist etwa im Bereich der Gesundheitswissenschaften zu beobachten. Auch die Einführung von Hybrid-Fächern trägt zur größeren Vielfalt bei. Hierbei entsteht durch eine Verbindung von zwei Disziplinen ein neues Fach, etwa Mechatronik, Wirtschaftspsychologie oder Medieninformatik. Mit diesen Angeboten reagieren die Hochschulen auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes.

Für den Teilaspekt der starken Spezialisierung von Studiengängen gibt es nach Ansicht der CHE-Autoren in der Tat zum Teil kurios erscheinende Einzelbeispiele. Hierzu gehört etwa der mittlerweile wieder eingestellte Studiengang Coffeemanagement. Daraus könne jedoch keine Aussage für die mehr als 18.000 anderen Studiengänge abgeleitet werden. Über die Relevanz erfolgreich akkreditierter, also geprüfter und zugelassener Studiengebote, entscheide laut CHE auch der Wettbewerb und die Nachfrage.

»Eine breit angelegte Eingangsphase des Studiums mit anschließender Spezialisierung ist ein grundsätzlich sinnvolles Modell. Es ermöglicht gleichermaßen Flexibilität wie Vorbereitung auf den Beruf«, meint Ziegele. Wenn sich Hochschulen mit ihrem Angebot differenziert am Bedarf oder Entwicklungen in der Wissenschaft und Praxis orientieren und Schwerpunktsetzungen auch im Studiengangsnamen transparent machen, sei das positiv zu bewerten, so Ziegele. Damit sich Studieninteressierte in der Vielfalt an Angeboten zurecht finden, bedürfe es keiner Vereinheitlichung der Begrifflichkeiten. Viel wichtiger seien die konstante Verbesserung der Recherchemöglichkeiten für Studienangebote sowie verbesserte lokale Orientierungsangebote der Hochschulen.

Hintergrund
Für das Arbeitspapier »Zu viel Vielfalt? Warum die Ausdifferenzierung der Studiengänge kein Drama ist« haben die Autoren Cort-Denis Hachmeister, Ulrich Müller und Frank Ziegele die Studiengangsvielfalt an deutschen Hochschulen untersucht. Grundlage waren neben den Daten aus dem Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz Daten aus dem CHE Hochschulranking im Zeitraum von 2003 bis 2015. Das CHE trägt mit dem Hochschulranking zu größerer Transparenz für Studieninteressierte bei. Für das CHE Hochschulranking werden im Drei-Jahres-Rhythmus für mehr als 30 der beliebtesten Fächer sämtliche Studienangebote an deutschen Hochschulen erhoben. So war es den Autoren für die aktuelle Studie möglich, Zeitreihen zur Entwicklung des Studienangebotes in jedem Fach an jeder Hochschule nachzuverfolgen.

 

 

 

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