Afrika: Entwicklungschancen durch Bildung
In vielen Staaten südlich der Sahara fehlt es an Grundsätzlichem wie demokratischer Stabilität, einer funktionierenden Verwaltung oder auch einer verlässlichen Infrastruktur. Wenn es Afrika gelingt, diese Probleme zu lösen, kann Bildung Entwicklungschancen bieten. Darin sind sich die afrikanischen Studenten der Jacobs University in Bremen einig. Auf einem Workshop in Zusammenarbeit mit der Initiative ESSA – Education Sub Saharan Africa – diskutierten sie die Zukunft des Kontinents.
Alle Ergebnisse des Workshops fließen in die Arbeit von ESSA ein, die maßgeblich von der Robert Bosch Stiftung unterstützt wird. ESSA arbeitet als virtuelles Zentrum, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Bildungsstandards in der Region zu verbessern, Akteure in diesem Bereich zusammenzuführen und zu inspirieren. Geschaffen werden soll ein „Go To“-Wissenszentrum, in dem relevante Daten und Forschungsergebnisse gebündelt und weitergegeben werden.
Von Äthiopien über Ghana und Kenia bis hin zu Simbabwe und Tansania: Studierende der Jacobs University aus zwölf afrikanischen Nationen berichteten über Probleme in den Bildungssystemen ihrer Heimatländer und diskutierten Lösungsansätze. An der Jacobs University in Bremen sind etwa 10 Prozent der jungen Menschen Afrikaner. Stiftungen übernehmen für bedürftige Studierende die gesamte Finanzierung – angefangen beim Flug über den Laptop bis zum Taschengeld.
Die Erfahrungen der Bremer Studierenden sind sehr wertvoll. Deshalb haben der ESSA-Vorsitzende Patrick Dunne und Dr. Olaf Hahn, ESSA-Direktor und Senior Vice-President der Robert Bosch Stiftung, den Workshop initiiert und durchgeführt. »Für viele Probleme finden sich keine einfachen und schnellen Lösungen«, stellt Dr. Tanja Woebs von der Jacobs University fest, die den Workshop in Bremen organisiert hat. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara gehen nach aktuellen Schätzungen rund 30 Millionen Kinder nicht zur Schule. Und dort, wo es Schulen gibt, fällt das Lernen schwer.
Die Studierenden, die gebeten wurden, ein Bildungsmanifest für die Region zu erstellen, berichteten von überfüllten Klassenzimmern und Lehrermangel, von ungenügender technischer Ausstattung und schlechten baulichen Gegebenheiten. In vielen Gebieten fällt immer wieder der Strom aus. Für Ballungszentren hingegen mit stabilen Strom- und Internetverbindungen sehen die Studierenden Chancen im E-Learning. Viele junge Menschen könnten mit Online-Seminaren und Zugang zu virtuellen Bibliotheken kostengünstig ausgebildet werden, so die Hoffnung.
Die Studierenden fordern ein Umdenken in der Bewertung von Bildung: In vielen Ländern wird Lernen nicht als Investition betrachtet. Nur etwa 5 Prozent eines Jahrgangs studieren überhaupt. Die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt sind oft so schlecht, dass sich eine lange Ausbildung nicht auszahlt und nach dem Abschluss im schlimmsten Fall Arbeitslosigkeit droht. Diskutiert wurde außerdem über Quotenregelungen an den Universitäten. Denn in den Hörsälen und Seminarräumen finden sich immer noch deutlich mehr junge Männer als Frauen.
Die Herausforderungen werden sich in den nächsten Jahren durch das Bevölkerungswachstum verschärfen. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird sich die Einwohnerzahl südlich der Sahara nach Schätzungen der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung vermutlich verdreifachen. Diese vielen jungen Menschen sind das Potenzial Afrikas. Sie brauchen aber Chancen, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln und diese in die Gestaltung der Gesellschaft einbringen zu können. Ob das gelingt, wird über die Zukunft Afrikas entscheiden – qualitativ hochwertige Bildung ist dafür eine wichtige Voraussetzung.
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