Streben nach Geld und Karriere macht eher unglücklich

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Hände an Handgelenken

Studie: Wer gerne hilft, sich für die Familie engagiert und religiös lebt, ist zufriedener als andere 

Menschen, die anderen gerne helfen, denen ihre Familie sehr wichtig ist oder ihr Glaube, sind im Durchschnitt mit ihrem Leben zufriedener als andere. Das belegt eine Studie auf Basis der Daten der für Deutschland repräsentativen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am DIW Berlin sowie einer australischen Langzeitstudie. Besonders groß ist die Zufriedenheit demnach, wenn sich in einer Beziehung beide Partner für andere und die Familie engagieren. Das Streben nach Geld und Karriere sei hingegen eher mit Unzufriedenheit verbunden, berichten die Forscher. Die Studie wurde kürzlich in der Publikationsreihe SOEPpapers veröffentlicht.

In ihrer Analyse haben Gert G. Wagner, Senior Research Fellow beim SOEP am DIW Berlin, und der australische Sozialwissenschaftler Bruce Headey von der Universität Melbourne die Bedeutung von vier möglichen »Glücksrezepten« überprüft: Altruismus (also die Bereitschaft, anderen zu helfen), Familienorientierung, ein religiöser Glaube sowie Geld und Karriere. Um herauszufinden, in welchem Zusammenhang diese mit der Zufriedenheit der Menschen stehen, analysierten die Forscher mehr als 100.000 Angaben von SOEP-Befragten im Alter von 25 bis 54 Jahren, die zwischen 2003 und 2016 immer wieder befragt worden waren. Darüber hinaus werteten sie – zur Kontrolle und Erhärtung der Ergebnisse – knapp 30.000 Angaben von Befragten der australischen Langzeitstudie HILDA (Household, Income and Labour Dynamics in Australia) aus.

Das Ergebnis der Analysen zeigt: Je altruistischer Menschen sind, desto zufriedener sind sie mit ihrem Leben. Als altruistisch definierten die Forscher diejenigen Befragten, die es für wichtig halten sich besonders häufig ehrenamtlich zu engagieren oder Freunden, Bekannten und Nachbarn zu helfen. Auch familienorientierte Menschen, also Menschen, denen ihre Kinder und Haus- und Gartenarbeit besonders wichtig sind, sind im Durchschnitt zufriedener als ihre Mitmenschen. »Das ist vor allem dann der Fall, wenn beide Partner die gleichen Werte leben«, sagt Studienautor Gert G. Wagner. »Gegensätze ziehen sich zwar gerade am Anfang einer Beziehung an. Aber wenn man Streit in der Familie vermeiden möchte, bewährt sich eher das Motto »Gleich und Gleich gesellt sich gern.«

Eine Ausnahme bilden allerdings die allein erziehenden Mütter: Wenn ihnen das Familienleben besonders wichtig ist, sind sie unzufriedener als andere Menschen. »Allein erziehende haben oft nicht die Zeit, die sie gerne hätten, um sich um ihre Familie, Freunde, Bekannten und Nachbarn zu kümmern«, sagt Bruce Headey von der Universität Melbourne.

Auch der religiöse Glaube kann der Studie zufolge die Lebenszufriedenheit steigern. Das ließe sich auch dadurch erklären, dass religiöse Menschen häufiger als andere altruistisch und familienorientiert leben, schreiben die Autoren.

Wer hingegen vor allem nach materiellen Werten strebt, also mehr arbeiten und auch mehr verdienen will als andere, ist im Durchschnitt unzufriedener als er sein könnte. »Solche Menschen sind dem stetigen Stress ausgesetzt, dass andere noch erfolgreicher sind. Denn nicht jeder kann an der Spitze stehen«, erklärt Gert G. Wagner. Wer hingegen altruistisch, familienorientiert und religiös lebe, ziehe seine Zufriedenheit daraus, andere zu unterstützen und könne dabei nur gewinnen. Anhand ihrer Analysen können die Wissenschaftler bisher allerdings nicht ausschließen, dass nicht Geld und Karriere unglücklich machen, sondern dass unglückliche Menschen versuchen, mit Hilfe von Geld und Karriere zufriedener zu werden.

  

 

Sozial verantwortungsvolles Programmieren
Wo Bildungswege und Markt auseinandergehen Software und IT-Infrastrukturen beeinflussen immer stärker, wie wir leben und arbeiten. Die Programmierer*innen dieser Tools tragen daher auch eine hohe soziale Verantwortung. Aber wie eine vertiefende...
Ethikunterricht beeinflusst Religiosität, Geschlechterrollen und Arbeitsmarkt
Die Einführung des Ethikunterrichts als Alternative zum Religionsunterricht hat die Religiosität der Schüler*innen im Erwachsenenalter verringert. Gleichzeitig hat sie traditionelle Geschlechterrollen zurückgedrängt und die Arbeitsmarktbeteiligung...
Ethikunterricht beeinflusst Religiosität, Geschlechterrollen und Arbeitsmarkt
Bedeutung der staatlichen Reformen des obligatorischen Religionsunterrichts in Deutschland Die Einführung des Ethikunterrichts als Alternative zum Religionsunterricht hat die Religiosität der Schüler*innen im Erwachsenenalter verringert....

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • Der US-Wahlkampf und die Bildung

    Die Präsidentschaftswahl in den USA steht kurz bevor. Am 5. November 2024 treten Kamala Harris für die Demokraten und Donald Trump für die Republikaner gegeneinander an. Wie kann man dieses wichtige Ereignis im Schulunterricht aufgreifen und welche Rolle...

  • Wirtschaftspolitisches Interesse junger Menschen: Wissensdefizit und Partizipationswünsche

    Jugendbefragung zeigt: Junge Menschen wollen Wirtschaft besser verstehen Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass das Interesse junger Menschen in Deutschland an Wirtschaftsthemen zwar groß ist, viele sich aber nicht ausreichend...

  • Sozialbericht 2024: Wachsende Vermögen und soziale Ungleichheit in Deutschland

    Ungleichheit und Armutsrisiko kaum verändert – trotz steigender Vermögen und Löhne In Deutschland sind die Vermögen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, aber die Verteilung ist nach wie vor sehr ungleich, insbesondere zwischen Ost- und...

  • Steigende Cybergefahr für Unternehmen

    Cyberangriffe: Herausforderungen und Maßnahmen in der DACH-Region Mit zunehmender Digitalisierung steigt auch die Gefahr von Cyberattacken auf Unternehmen. Eine aktuelle Studie von Deloitte zeigt, dass fast jedes Unternehmen in der DACH-Region...

  • Zeit für Kulturaktivitäten in Deutschland gestiegen

    Menschen in Deutschland verbringen mehr als eine Stunde am Tag mit kulturellen Aktivitäten In Deutschland verbringen Personen ab 10 Jahren durchschnittlich 1 Stunde und 18 Minuten pro Tag mit kulturellen Aktivitäten. Dazu zählen nicht nur Besuche...

.