OECD wirbt für bessere Integration
»Deutschland hat bei den Bildungsleistungen enorme Fortschritte gemacht«. Das sagte Professor Andreas Schleicher, OECD-Direktion Bildung und Kompetenzen, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit vor dem Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, als er einige Ergebnisse aus der Untersuchung »Bildung auf einen Blick 2015« vorstellte und mit den Daten und der Entwicklung seit 2003 verglich.
Noch immer spiele in vielen Länder der soziale Hintergrund die entscheidende Rolle für den Bildungsabschluss. Deutschland liege bei der Chancengleichheit immer noch hinter Ländern wie Kanada und den Niederlanden zurück. Kinder aus armen, bildungsfernen Verhältnissen machten in fast allen Ländern dieser Welt eher schlechte Abschlüsse. Große Ausnahme seien Schüler aus asiatischen Metropolen wie Schanghai. Die zehn Prozent aus der ärmsten Schicht dort könnten sich mit dem oberen Drittel in Deutschland messen, hob Schleicher hervor. Grundsätzlich liege Deutschland im akademischen Bildungsbereich im Vergleich zu anderen OECD Staaten relativ weit vorn.
Grundsätzlich bestehe in vielen Ländern - in Deutschland ist dieser Wert nicht so signifikant - ein erheblicher Unterschied im erreichten Bildungsstand in den Generationen. Über alle OECD-Länder hinweg würden 34 Prozent der 55- bis 64-Jährigen nicht über einen Abschluss im Sekundarbereich II verfügen, bei den 25-bis 34-Jährigen treffe dieses nur für 17 Prozent zu. Im Durchschnitt sei der Anteil junger Männer ohne einen Abschluss im Sekundabereich II (18 Prozent) höher als der junger Frauen (15 Prozent). In der Bildungsfinanzierung liege Deutschland im Mittelfeld der OECD-Länder, der private Anteil von Bildungsfinanzierung, etwa durch Studiengebühren, sei eher gering.
Einen Schwerpunkt legte Professor Schleicher in seinen Ausführungen auf Kinder mit Migrationshintergrund und betonte, dass gerade viele Kinder der ersten Generation hohe Ambitionen und Erwartungen an sich selbst hätten. Für eine erfolgreiche Integration spiele vor allem die frühkindliche Bildung eine wichtige Rolle. Kinder, die eine KITA oder auch eine Vorschule besuchen würden, hätten fast genau die gleichen Chancen wie Kinder aus einer Familie ohne Migrationshintergrund. Bedauerlich sei es jedoch, dass gerade Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund deutlich seltener in solche vorschulischen Einrichtungen geschickt würden als Kinder ohne Migrationshintergrund. »Die, die es brauchen bekommen es nicht ausreichend«, sagte Schleicher. Kritisch bewertete er mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingswelle die Einrichtung von sogenannten Willkommensklassen. Es sei für Kinder mit Migrationshintergrund viel besser, diese in bestehende Klassen zu integrieren und ihnen zusätzlich sprachliche Unterstützung zu bieten. Er unterstrich, Segregation müsse vermieden werden.
Zudem betonte Schleicher wie wichtig es sei, Lehrer besser auszubilden und sie auf die Herausforderung durch immer mehr Migranten vorzubereiten. Hinzu komme die immer noch eher problematische Altersstruktur der Lehrerschaft in Deutschland. 2013 waren rund 45 Prozent der Lehrer älter als 50 Jahre, auch wenn sich die Lehrerschaft seit 2003 verjüngt hat.
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