Weizenbaum Conference widmet sich der Überwindung digitaler Ungleichheit
Verschärft die Digitalisierung bestehende soziale Ungleichheiten? Welche Faktoren begünstigen sie und welche Auswirkungen haben sie auf die gesellschaftliche Teilhabe? Rund 200 Teilnehmende kommen 16. und 17. Mai 2019 zur zweiten Weizenbaum Conference »Challenges of Digital Inequality. Digital Education | Digital Work | Digital Life« in die Urania nach Berlin, um Antworten auf diese Fragen zu bekommen. Eröffnet wurde die internationale Konferenz gestern durch Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Die Digitalisierung erfasst alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens: Sie beschleunigt die Art, wie wir kommunizieren, lernen, arbeiten und konsumieren. Obwohl digitale Technologien das Versprechen bergen, Demokratie und soziale Teilhabe zu fördern, ist weltweit eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft zu spüren. Auf der diesjährigen Weizenbaum Conference werden in wissenschaftlichen Vorträgen und Diskussionsrunden verschiedene disziplinäre Perspektiven zusammengeführt, um Lösungsansätze zur Überwindung der digitalen Kluft in der Gesellschaft zu finden.
»Bildung und Weiterbildung sind die Schlüssel für mehr Chancengerechtigkeit und Teilhabe in Zeiten der digitalen Transformation«, sagte Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. »Wer seine Talente und Kompetenzen entfalten kann, kann sich aktiv in der Gesellschaft und im Arbeitsleben einbringen. Mit dem Digitalpakt Schule, dem Programm ‚Kultur macht stark‘ oder unserem MINT-Aktionsplan tragen wir dazu bei.«
In seiner Keynote ging Prof. Marcel Fratzscher, Ph.D., Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, auf die Ursachen und Folgen sozialer Ungleichheit ein und analysierte die Rolle, die digitale Technologien dabei spielen. »Globalisierung und technologischer Wandel sind sowohl eine Chance für Wohlstand als auch eine Bedrohung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt«, so Fratzscher. Dabei skizzierte er wirtschafts- und sozialpolitische Reformvorschläge, die darauf abzielen, den technologischen Wandel und die Globalisierung gerechter zu gestalten.
Einen weiteren Höhepunkt bildete die Verleihung des Best Paper Awards. Gewinnerin des Preises wurde Dr. Mona Sloane (New York University/USA) mit ihrer Arbeit «Inequality is the Name of the Game: Thoughts on the Emerging Field of Technology”. Darin formuliert sie drei Ansätze, wie soziale Gerechtigkeit stärker in der Technologiepolitik und Informatikausbildung verankert werden kann. Für ihre wissenschaftlichen Leistungen gewürdigt wurden ebenfalls Prof. Annika Bergviken Rensfeldt, Ph.D und Dr. Thomas Hillmann (Göteborgs universitet/Schweden) sowie das internationale Autorenteam um Prof. Mark Graham (Oxford Internet Institute/Vereinigtes Königreich).
Der Konferenz ist ein Call for Papers vorausgegangen. Ein unabhängiges wissenschaftliches Komitee hatte zuvor in einem Begutachtungsverfahren 18 Beiträge ausgewählt, die auf der Konferenz in sechs thematischen Sessions vorgestellt wurden. Außerdem wurden im Rahmen einer Posterausstellung zwölf Kurzbeiträge präsentiert. Prof. Dr. Hanna Krasnova, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Universität Potsdam und Direktorin des Weizenbaum-Instituts, zeigte sich erfreut über die positive Resonanz: »Wir freuen uns über die Vielzahl exzellenter Einreichungen aus der ganzen Welt, darunter Ländern wie Norwegen, Südafrika, Schweden, das Vereinigte Königreich und den USA. Damit bietet die Konferenz ein internationales Forum für den wissenschaftlichen Austausch und die kritische Diskussion über die Herausforderungen, Treiber und Auswirkungen von Ungleichheit im digitalen Zeitalter«.
Hintergrund
Das Verbundprojekt Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft – Das Deutsche Internet-Institut wird seit September 2017 von einem Forschungskonsortium aus Berlin und Brandenburg getragen. Diesem gehören an: die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Universität der Künste Berlin, die Technische Universität Berlin, die Universität Potsdam, das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Aufgabe des Weizenbaum-Instituts ist es, die ethischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte von Internet und Digitalisierung zu erforschen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt hierfür Fördergelder in Höhe von bis zu 50 Millionen Euro zur Verfügung.
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