Kanzlerin beeinflusst Erwartungen der Bevölkerung in der Corona-Krise

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Artikel-Bild© CDU - Foto: Dominik Butzmann

Pressekonferenzen und Reden von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Corona-Krise verändern die Erwartungen in Deutschland zur Dauer der einschränkenden Maßnahmen. Das hat ein Forschungspapier ergeben, an dem Wissenschaftler*innen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zusammen mit Wissenschaftlern des ifo Instituts, der LMU München, der HU Berlin und der FU Berlin beteiligt sind.

»Das Erwartungsmanagement der Politik in der Corona-Krise ist bisher wirksam. Unsere empirischen Analysen liefert deutliche Hinweise darauf, dass politische Äußerungen, insbesondere von Angela Merkel, einen substantiellen Einfluss auf die Erwartungen und Konsumabsichten hatten«, fasst Studienautor Peter Haan, Leiter der Abteilung Staat am DIW Berlin, die Ergebnisse zusammen.

Die Auswertung von Umfragedaten des Befragungsinstituts Civey zeigt, dass sich vor allem die Pressekonferenz von Angela Merkel und den Vertreter*innen der Länder am 15. April signifikant auf die Erwartungen der Bundesbürger*innen zur Dauer der Corona-Beschränkungen und auf ihre geplanten Konsumausgaben ausgewirkt hat.

Die Konsumneigung der Bundesbürger ist nach der Pressekonferenz der Kanzlerin am 15. April um etwa ein Fünftel zurückgegangen. Gemessen an den von den Haushalten geplanten außergewöhnlichen Ausgaben sanken die Konsumausgaben im Durchschnitt der Woche vor der Pressekonferenz von 2.990 Euro auf 2.327 Euro im Durchschnitt der Woche danach.

Auch auf andere Erwartungen haben die Reden der Kanzlerin spürbare Auswirkungen. Der Zeitpunkt, an dem alle eine vollständige Öffnung der Gesellschaft erwarteten, verschob sich nach der Pressekonferenz vom 15. April deutlich nach hinten. Auch der erwartete Zeitpunkt, wann wieder normaler Schulunterricht stattfinden kann, verschob sich um drei Wochen nach hinten.

»Die Politik, hier in insbesondere in Person von Angela Merkel, kann durch öffentliche Äußerungen Erwartungen und damit auch das ökonomische Verhalten verändern. Unabhängig davon, ob die angekündigten Maßnahmen zielgerichtet sind oder nicht, ist das für die Handlungsfähigkeit der Regierung enorm hilfreich«, sagt Studienautor Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.

Am morgigen/heutigen Donnerstag berät Merkel wieder mit den MinisterpräsidentInnen der Länder und dürfte sich danach erneut zur Corona-Krise äußern. »Erwartungsmanagement hat auch etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun, und es ist wichtig, dass die Politik diese nicht verspielt«, sagt Studienautorin Annekatrin Schrenker vom DIW Berlin.

Hintergrund
Verwendet wurden tägliche Daten einer Online-Befragung des Instituts Civey zwischen dem 2. und dem 20.April, die von den Instituten in Auftrag gegeben und vom Sonderforschungsbereich TRR 190 der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum rund 50.000 Personen zu ihren Erwartungen befragt, wie lang die aktuellen Beschränkungen des öffentlichen Lebens anhalten werden und ob die Befragten planen, in den nächsten Monaten größere Konsumausgaben zu tätigen.

 

 

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