Kanzlerin beeinflusst Erwartungen der Bevölkerung in der Corona-Krise

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Artikel-Bild© CDU - Foto: Dominik Butzmann

Pressekonferenzen und Reden von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Corona-Krise verändern die Erwartungen in Deutschland zur Dauer der einschränkenden Maßnahmen. Das hat ein Forschungspapier ergeben, an dem Wissenschaftler*innen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zusammen mit Wissenschaftlern des ifo Instituts, der LMU München, der HU Berlin und der FU Berlin beteiligt sind.

»Das Erwartungsmanagement der Politik in der Corona-Krise ist bisher wirksam. Unsere empirischen Analysen liefert deutliche Hinweise darauf, dass politische Äußerungen, insbesondere von Angela Merkel, einen substantiellen Einfluss auf die Erwartungen und Konsumabsichten hatten«, fasst Studienautor Peter Haan, Leiter der Abteilung Staat am DIW Berlin, die Ergebnisse zusammen.

Die Auswertung von Umfragedaten des Befragungsinstituts Civey zeigt, dass sich vor allem die Pressekonferenz von Angela Merkel und den Vertreter*innen der Länder am 15. April signifikant auf die Erwartungen der Bundesbürger*innen zur Dauer der Corona-Beschränkungen und auf ihre geplanten Konsumausgaben ausgewirkt hat.

Die Konsumneigung der Bundesbürger ist nach der Pressekonferenz der Kanzlerin am 15. April um etwa ein Fünftel zurückgegangen. Gemessen an den von den Haushalten geplanten außergewöhnlichen Ausgaben sanken die Konsumausgaben im Durchschnitt der Woche vor der Pressekonferenz von 2.990 Euro auf 2.327 Euro im Durchschnitt der Woche danach.

Auch auf andere Erwartungen haben die Reden der Kanzlerin spürbare Auswirkungen. Der Zeitpunkt, an dem alle eine vollständige Öffnung der Gesellschaft erwarteten, verschob sich nach der Pressekonferenz vom 15. April deutlich nach hinten. Auch der erwartete Zeitpunkt, wann wieder normaler Schulunterricht stattfinden kann, verschob sich um drei Wochen nach hinten.

»Die Politik, hier in insbesondere in Person von Angela Merkel, kann durch öffentliche Äußerungen Erwartungen und damit auch das ökonomische Verhalten verändern. Unabhängig davon, ob die angekündigten Maßnahmen zielgerichtet sind oder nicht, ist das für die Handlungsfähigkeit der Regierung enorm hilfreich«, sagt Studienautor Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.

Am morgigen/heutigen Donnerstag berät Merkel wieder mit den MinisterpräsidentInnen der Länder und dürfte sich danach erneut zur Corona-Krise äußern. »Erwartungsmanagement hat auch etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun, und es ist wichtig, dass die Politik diese nicht verspielt«, sagt Studienautorin Annekatrin Schrenker vom DIW Berlin.

Hintergrund
Verwendet wurden tägliche Daten einer Online-Befragung des Instituts Civey zwischen dem 2. und dem 20.April, die von den Instituten in Auftrag gegeben und vom Sonderforschungsbereich TRR 190 der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum rund 50.000 Personen zu ihren Erwartungen befragt, wie lang die aktuellen Beschränkungen des öffentlichen Lebens anhalten werden und ob die Befragten planen, in den nächsten Monaten größere Konsumausgaben zu tätigen.

 

 

BAG: Entgeltfortzahlung aufgrund einer Corona-Infektion und behördlicher Absonderungsanordnung
Eine SARS-CoV-2-Infektion stellt auch bei einem symptomlosen Verlauf eine Krankheit nach § 3 Abs. 1 EFZG dar, die zur Arbeitsunfähigkeit führt, wenn es dem Arbeitnehmer infolge einer behördlichen Absonderungsanordnung rechtlich unmöglich ist, die...
Post-Covid und Long-Covid
Sinkende Zahl von Krankschreibungen, aber weiterhin lange berufliche Fehlzeiten der Betroffenen Die Zahl der Menschen, die nach einer akuten Covid-19-Infektion wegen Post-Covid, Long-Covid oder eines chronischen Erschöpfungssyndroms...
Tagungsbericht: Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie
Forschung für Integration, Teilhabe und Erneuerung Welche langfristigen gesellschaftlichen Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie im Hinblick auf soziale Integration, soziale Ungleichheit, gesellschaftliche und politische Partizipation? Welche...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • Der US-Wahlkampf und die Bildung

    Die Präsidentschaftswahl in den USA steht kurz bevor. Am 5. November 2024 treten Kamala Harris für die Demokraten und Donald Trump für die Republikaner gegeneinander an. Wie kann man dieses wichtige Ereignis im Schulunterricht aufgreifen und welche Rolle...

  • Wirtschaftspolitisches Interesse junger Menschen: Wissensdefizit und Partizipationswünsche

    Jugendbefragung zeigt: Junge Menschen wollen Wirtschaft besser verstehen Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass das Interesse junger Menschen in Deutschland an Wirtschaftsthemen zwar groß ist, viele sich aber nicht ausreichend...

  • Sozialbericht 2024: Wachsende Vermögen und soziale Ungleichheit in Deutschland

    Ungleichheit und Armutsrisiko kaum verändert – trotz steigender Vermögen und Löhne In Deutschland sind die Vermögen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, aber die Verteilung ist nach wie vor sehr ungleich, insbesondere zwischen Ost- und...

  • Steigende Cybergefahr für Unternehmen

    Cyberangriffe: Herausforderungen und Maßnahmen in der DACH-Region Mit zunehmender Digitalisierung steigt auch die Gefahr von Cyberattacken auf Unternehmen. Eine aktuelle Studie von Deloitte zeigt, dass fast jedes Unternehmen in der DACH-Region...

  • Zeit für Kulturaktivitäten in Deutschland gestiegen

    Menschen in Deutschland verbringen mehr als eine Stunde am Tag mit kulturellen Aktivitäten In Deutschland verbringen Personen ab 10 Jahren durchschnittlich 1 Stunde und 18 Minuten pro Tag mit kulturellen Aktivitäten. Dazu zählen nicht nur Besuche...

.