Digitalisierung in Schulen
Corona-Krise legt Chancen und Defizite offen * Hemmnisse für schnellere Digitalisierung sind v.a. Finanzierungsprobleme und fehlendes Fachpersonal
Die Corona-Krise hat die Chancen, aber auch die Defizite bei der Digitalisierung der Schulen offengelegt. Und selbst wenn der größte und akute Druck mit Abklingen der Pandemie nachlassen dürfte, wird die Digitalisierung der Schulen die kommunalen Schulträger auch in Zukunft finanziell wie personell fordern. Wie eine aktuelle Studie von KfW Research auf Basis des KfW-Kommunalpanels zeigt, sehen sieben von zehn Städten, Gemeinden und Kreisen einen großen Bedarf an Investitionen in Digitalisierungsmaßnahmen in Schulgebäuden.
Nur 4 Prozent der Kommunen gehen dabei davon aus, dass diese Investitionsbedarfe einmaliger Natur sind und in Zukunft wieder abnehmen werden, 96 % erwarten hingegen einen dauerhaften Bedarf. Zudem stimmen 93 % der Aussage zu, dass die Ausgaben in Zukunft sogar steigen werden.
Investitionen in die Digitalisierung machen damit zusammen mit baulichen Maßnahmen an den Schulgebäuden (ebenfalls 72 %) den Bereich im Schulsektor aus, in dem die Kommunen die höchsten Investitionsbedarfe sehen.
Eine ganze Reihe an Digitalisierungsmaßnahmen haben die Schulträger zu Beginn des neuen Schuljahrs 2021/22 bereits gestartet oder umgesetzt: Ganz vorn liegt dabei die Beschaffung von Endgeräten wie z.B. Tabletts und Notebooks (78 %), gefolgt von der Installation von W-Lan (73 %) und der Anschaffung von Präsentationstechnik wie Beamer, White- oder Smartboards (67 %). Der größte Handlungsbedarf besteht aktuell bei Lernplattformen und Cloudlösungen, um den digitalen Unterricht zu erleichtern. Hier sind bisher 46 % der Kommunen aktiv geworden. Weitere Maßnahmen geplant haben zudem 38 % und knapp 17 % sehen zwar Bedarf, haben jedoch noch nicht mit der Planung begonnen.
Die Finanzierung der digitalen Maßnahmen im Schulsektor wird die Kommunen nicht nur angesichts der Einnahmeausfälle aufgrund der Corona-Krise fordern. Immerhin jede dritte Kommune (34 %) geht davon aus, dass Haushalts-Prioritäten zugunsten der Schuldigitalisierung geändert werden müssen. Aus Sicht der vom Deutschen Institut für Urbanistik im Auftrag von KfW Research befragten Kämmereien dürfte dies vor allem zulasten anderer Infrastrukturbereiche (34 %) sowie freiwilliger Aufgaben wie Kultur- und Sportangebote (32 %) gehen. Angesichts dieser finanziellen Zwickmühle verwundert es kaum, dass neun von zehn Kommunen die Ansicht vertreten, dass die Investitionsbedarfe für die Digitalisierung nur über zusätzliche Fördermittel oder Zuweisungen finanziert werden können.
Neben der Finanzierung sind vor allem die begrenzten personellen Kapazitäten ein wesentliches Hindernis für eine schnelle Digitalisierung. Der Mangel an qualifiziertem Personal für die Verwaltung wird in der Befragung von 74 % der Kommunen als einer der zentralen Gründe genannt, der sich hemmend bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen in den Schulen auswirkt. Die personellen Kapazitäten sind dabei nicht nur bei der Beschaffung, sondern auch bei der Wartung der IT-Ausstattung ein wichtiger Aspekt für die Schulträger. In 67 % der antwortenden Kommunen wird dies durch kommunales IT-Fachpersonal oder aber in 57 % durch externe Dienstleister erledigt. 49 % der Kommunen lassen die IT-Anlagen auch durch einzelne Lehrer betreuen.
»Die Digitalisierung in Schulen war für die kommunalen Schulträger schon vor Corona ein wichtiges Thema. Die Krise hat nun Defizite und Potenziale der Digitalisierung deutlich gemacht und zwingt alle Beteiligten, mehr Tempo an den Tag zu legen«, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. »Neben der Schaffung der technischen Voraussetzungen wird zudem ein Fokus auf der angemessenen Fortbildung für Lehrkräfte liegen müssen. Denn erfolgreiche Schuldigitalisierung erfordert kompetente Anwender. Am Einbinden der Aktivitäten in eine umfassende Digitalisierungsstrategie führt kaum ein Weg vorbei.«
Hintergrund: Als Schulträger sind die Kommunen für die bauliche Ausstattung der meisten der rund 40.000 allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutschland zuständig. Auf den Bereich Schulen entfällt laut KfW-Kommunalpanel 2021 mit 11 Mrd. EUR auch der größte Anteil der geplanten kommunalen Investitionen. Doch diese Mittel sind noch nicht ausreichend, die bereits vorhandene Infrastruktur zu erhalten, denn auf die Schulen entfällt mit 46,5 Mrd. EUR bzw. 31 % zugleich der größte Anteil des wahrgenommenen kommunalen Investitionsrückstands von insgesamt 149 Mrd. EUR.
Hintergrund
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) hat im Auftrag der KfW 550 Kommunen angeschrieben, die sich zuvor an mindestens einer der beiden letzten Hauptbefragungen für das KfW-Kommunalpanel beteiligt und darin ihre Bereitschaft für Nachbefragungen signalisiert hatten. Zielsetzung der Zusatzbefragung war es zu erfahren, inwieweit die Corona-Krise zu einem Digitalisierungsschub an den Schulen beiträgt. Im Vordergrund stehen die Digitalisierungsmaßnahmen der Kommunen und die Frage, welche Einflussfaktoren sich als hemmend oder förderlich erweisen. An der Umfrage, die sich an die Kämmereien richtete, haben sich im Mai 2021 insgesamt 266 Städte, Gemeinden und Landkreise beteiligt. Die Ergebnisse sind damit zwar nicht bundesweit repräsentativ, vermitteln jedoch einen belastbaren Eindruck der kommunalen Wahrnehmung. Die detaillierten Angaben zu den gestellten Fragen können auch einer Präsentation entnommen werden, die unter www.kfw.de/research-kommunen zur Verfügung steht.