BMG sieht in Impfpflicht einzige Möglichkeit gegen »Dauerschleife«

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Impfung

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sieht in der Corona-Impfpflicht »die einzige Möglichkeit, der Dauerschleife von verschiedenen Wellen und daraus resultierenden Kontaktbeschränkungen und Einschränkungen von Grundrechten zu begegnen«.

Das macht der Parlamentarische Staatssekretär Edgar Franke (SPD) am Montag vor dem Petitionsausschuss deutlich. Das BMG stehe im parlamentarischen Verfahren gleichwohl neutral den zu einer Impfpflicht vorgelegten gesetzlichen Initiativen gegenüber, sagte Franke während der öffentlichen Sitzung. Die rechtlichen Fragen, ob die Maßnahme geeignet, erforderlich und angemessen sei, würden im Parlament »ohne Fraktionszwang« entschieden.

Grundlage der Sitzung war eine Petition, die sich gegen eine allgemeine Corona-Impfpflicht ausspricht. Mehr als 133.000 Menschen haben die Eingabe der Petentin Jutta Koch mitgezeichnet. In Vertretung der Petentin sagte die Gesundheitswissenschaftlerin Bettina Berger vor den Abgeordneten, die Voraussetzungen für die mit einer Impfpflicht verbundenen Einschränkungen der Grundrechte seien nicht gegeben. Die Risiken schwerer Verläufe und von Todesfällen seien bei der Omikron mit denen einer Grippe zu vergleichen. Auch müsse das Gesundheitswesen nicht vor einer schweren Überlastung geschützt werden, da das Risiko intensivmedizinischer Betreuung gesunken sei.

Die Impfung sei auch nicht geeignet, da die Wirkung schon nach zwei Monaten wieder nachlasse. Weltweit sei zu sehen, dass hohe Impfquoten nicht zu einer geringen Inzidenz führen. Es sei vielmehr so, »dass sich Geboosterte immer häufiger anstecken«. Nicht umsonst habe das Robert-Koch-Institut (RKI) inzwischen den Fremdschutz als Grund für eine Impfung gestrichen, sagte Berger. Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser würden aktuell immer öfter Geboosterte liegen. Gerade für jüngere Menschen und Kinder überwiege außerdem der Nutzen einer Impfung nicht den potenziellen Schäden, so Berger.

Staatssekretär Franke sah das anders. Die Lage sei weiterhin angespannt, ein Vergleich mit der Grippe falsch. Noch immer seien viele Corona-Erkrankte in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen und kämpften dort um ihr Überleben. Die Sieben-Tage-Inzidenz liege auf einem absoluten Höchstwert. »Es ist wichtig, alle Mittel zu nutzen, um die Pandemie dauerhaft in den Griff zu bekommen«, sagte der Gesundheits-Staatssekretär. Die Impfung sei der beste Schutz gegen einen schweren Verlauf und senke das eigene Infektionsrisiko ebenso wie das Risiko, andere anzustecken. »Auf der Intensivstation landet so gut wie niemand, der geboostert ist«, urteilte Franke im Gegensatz zur Vertreterin der Petentin. Zudem senke die Impfung die Wahrscheinlichkeit neuer Virusmutationen und minimiere das Risiko, an Long-Covid zu erkranken.

Unterschiedliche Auffassungen gab es auch bei der Bewertung der Impfquote in Deutschland. Während Berger diese als »im Vergleich mit anderen Länder sehr hoch« bezeichnete, sprach Franke mit Verweis auf 20 Millionen Ungeimpfte, wovon drei Millionen der besonders gefährdeten Altersgruppe der Über-60-Jährigen angehörten, von deutlich zu wenig Geimpften. Diese Impflücke sei auch mit den stattgefundenen Aufklärungskampagnen nicht zu schließen gewesen.

Auf Nachfrage der Abgeordneten äußerte sich der Gesundheits- Staatssekretär auch zu den angedachten Sanktionen bei Verstößen gegen eine eventuelle Impfpflicht. Es werde keine Zwangsimpfung geben, so Franke, der von »niederschwelligen Sanktionen« sprach. Einem Impfregister erteilte er eine Absage. Das sei zeitnah nicht zu realisieren. Mit der Impfpflicht solle vielmehr ein gesamtgesellschaftlicher Druck ausgeübt werden, sagte der Staatssekretär.

 

 

Corona-Maßnahmen haben tiefe Spuren bei Kindern, Jugendlichen und Eltern hinterlassen
Gesundheit und Wohlbefinden von Familien während und nach Corona Pandemie hinterlässt tiefe Spuren bei Eltern und Kindern Die Coronapandemie und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen haben bei Kindern, Jugendlichen und Eltern nachhaltige Spuren...
Pandemie verlängert Erwerbsunterbrechungen: Mütter kehren später in den Arbeitsmarkt zurück
Frauen, die im Jahr 2020 zum ersten Mal Mutter werden, kehrten nach der Geburt ihres Kindes später in den Beruf zurück als Mütter, deren Kinder zwei Jahre zuvor geboren wurden. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt-...
Covid-19-Pandemie: Folgen für die Arbeit von Lehrkräften
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Lehrkräfte Ein neues Impulspapier des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) präsentiert eine empirische Untersuchung, welche die Veränderungen der Arbeitsbedingungen an Schulen aus der Perspektive...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • Der US-Wahlkampf und die Bildung

    Die Präsidentschaftswahl in den USA steht kurz bevor. Am 5. November 2024 treten Kamala Harris für die Demokraten und Donald Trump für die Republikaner gegeneinander an. Wie kann man dieses wichtige Ereignis im Schulunterricht aufgreifen und welche Rolle...

  • Wirtschaftspolitisches Interesse junger Menschen: Wissensdefizit und Partizipationswünsche

    Jugendbefragung zeigt: Junge Menschen wollen Wirtschaft besser verstehen Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass das Interesse junger Menschen in Deutschland an Wirtschaftsthemen zwar groß ist, viele sich aber nicht ausreichend...

  • Sozialbericht 2024: Wachsende Vermögen und soziale Ungleichheit in Deutschland

    Ungleichheit und Armutsrisiko kaum verändert – trotz steigender Vermögen und Löhne In Deutschland sind die Vermögen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, aber die Verteilung ist nach wie vor sehr ungleich, insbesondere zwischen Ost- und...

  • Steigende Cybergefahr für Unternehmen

    Cyberangriffe: Herausforderungen und Maßnahmen in der DACH-Region Mit zunehmender Digitalisierung steigt auch die Gefahr von Cyberattacken auf Unternehmen. Eine aktuelle Studie von Deloitte zeigt, dass fast jedes Unternehmen in der DACH-Region...

  • Zeit für Kulturaktivitäten in Deutschland gestiegen

    Menschen in Deutschland verbringen mehr als eine Stunde am Tag mit kulturellen Aktivitäten In Deutschland verbringen Personen ab 10 Jahren durchschnittlich 1 Stunde und 18 Minuten pro Tag mit kulturellen Aktivitäten. Dazu zählen nicht nur Besuche...

.