DIN: Revision von ISO 9001 und ISO 14001 veröffentlicht
Managementsystemnormen überarbeitet - Deutsche Versionen erscheinen im November 2015.
Die International Organization for Standardization (ISO), Genf, hat jetzt die aktuelle Version der ISO 9001 veröffentlicht, eine der bekanntesten und am häufigsten angewendeten Normen weltweit. Sie ist das Resultat einer dreijährigen Revision von Experten und Beobachtern aus 95 Ländern. Die deutsche Version DIN EN ISO 9001:2015-11 wird Anfang November dieses Jahres erscheinen.
Zeitgleich wurde die überarbeitete ISO 14001 »Umweltmanagementsysteme« international veröffentlicht. Die deutsche Version DIN EN ISO 14001:2015-11 wird gleichfalls Anfang November erscheinen. An der Überarbeitung der Norm waren 63 Länder beteiligt.
ISO 9001 mit dem Titel »Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen« wurde zuletzt 2008 revidiert. Bereits ein Jahr später hatte die Zahl der nach der ISO 9001 zertifizierten Unternehmen die eine Million-Marke überschritten. Bis 2012 stieg die Zahl auf über 1,1 Millionen Zertifikate. Ein nach ISO 9001 unternehmensweit eingeführtes Qualitätsmanagementsystem unterstützt Organisationen darin, beständig Produkte oder Dienstleistungen bereitzustellen, die den Anforderungen der Kunden entsprechen und die darüber hinaus die gesetzlichen Vorschriften erfüllen. Die Norm beschreibt zugleich Prozesse zur fortlaufenden Verbesserung des Systems.
Die letzte grundlegende Überarbeitung der ISO 9001, die in den 1990er-Jahren erstmals veröffentlicht wurde, fand im Jahr 2000 statt. Die 2008 abgeschlossene Revision war eher redaktioneller Natur ohne wesentliche Änderungen. Dieser Abstand von 15 Jahren gab den maßgeblichen Anlass für das zuständige internationale Gremium, die Norm inhaltlich zu überarbeiten und den weltweiten gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen. Vor allem für Unternehmen führt beispielsweise die zunehmende Globalisierung zu weit verzweigten weltweiten Zuliefernetzen und Wertschöpfungsketten, was große Herausforderungen an das Qualitätsmanagement stellt.
Eine bedeutende Änderung ist die Stärkung des risikobasierten Ansatzes. So fordert die Norm, dass die Organisation auf Basis der Untersuchung ihres Kontexts, also ihres internen und externen Umfelds, Risiken und Chancen bestimmt und entsprechende Maßnahmen plant. Der risikobasierte Ansatz zieht sich jetzt durch das gesamte Dokument. Es besteht jedoch keine Anforderung für ein formales Risikomanagementsystem.
Unternehmen oder Organisationen, die nach ISO 9001:2008 zertifiziert sind, haben jetzt drei Jahre Zeit, sich nach der aktuellen Version der Norm zertifizieren zu lassen. Das Internationale Akkreditierungsforum (IAF) hat wie auch bei der Fassung aus dem Jahr 2008 eine dreijährige Übergangsfrist beschlossen. Damit verlieren bestehende Zertifikate spätestens im September 2018 ihre Gültigkeit.
ISO 14001 »Umweltmanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung« aus dem Jahr 1996 wurde zuletzt 2004 revidiert und 2009 mit ergänzenden Korrekturen versehen. Die Norm beschreibt die Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem und enthält Leitlinien für die Einführung eines solchen Systems. Mehr als 300.000 Unternehmen und Organisationen weltweit sind nach dieser Norm zertifiziert, und nutzen diese, um die Anforderungen an den Umweltschutz systematisch zu behandeln und die jeweils geltenden gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen.
Im Vergleich zur Vorgängerversion kommt dem Umweltmanagement innerhalb eines Unternehmens eine höhere Bedeutung zu. So werden Organisationen jetzt aufgefordert, den Kontext der Organisation und das darin befindliche Umweltmanagementsystem strategisch zu betrachten und zu verstehen. Dabei richtet sich der Blick nicht nur auf die Organisation selbst, sondern geht über deren Grenzen hinaus: zum Beispiel durch die Einbeziehung der Stakeholder, die Mitarbeiter, NGOs bis hin zu regelsetzenden Institutionen umfassen kann.
Darüber hinaus wird die Rolle der Führungskräfte eines Unternehmens stärker betont, ebenso wie pro-aktive Initiativen zum Schutz der Umwelt, zum Beispiel durch den Einsatz nachhaltiger Ressourcen und die Vermeidung von Klimarisiken. Die revidierte Norm hebt zudem die Bedeutung effektiver Kommunikation hervor und die Betrachtung der Lebenszyklen eines Produktes, von der Entwicklung über die Produktion bis zur Wiederverwertung oder endgültigen Entsorgung.
Die überarbeiteten Normen folgen zukünftig beide der seit 2012 anzuwendenden ISO-Grundstruktur, der sogenannten »High Level Structure«, die für alle ISO-Managementsystemnormen die Struktur der Kernabschnitte, einheitlichen Basistext sowie Benennungen und Definitionen vorgibt. Damit sind beide Systeme zukünftig noch besser integrierbar, auch mit weiteren ISO-Managementsystemnormen.
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