Statistisches Bundesamt veröffentlicht »Datenreport 2016 - Sozialbericht für Deutschland«
Dieses Bild zeichnet der heute in Berlin vorgestellte »Datenreport 2016 – ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland«. Statistiker und Sozialforscher haben darin Zahlen und Befunde zu wichtigen Lebensbereichen zusammengestellt, unter anderem auch zu Migration und Integration. Der Datenreport wird herausgegeben vom Statistischen Bundesamt (Destatis), der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
Je besser qualifiziert, umso seltener erwerbslos
65 % der 15- bis 64-Jährigen mit Migrationshintergrund waren 2014 erwerbstätig – 11 % weniger als in der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (76 %). Der Anteil der Erwerbslosen war bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (7 %) deutlich höher als bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (4 %). Dies lag vor allem an der hohen Erwerbslosigkeit der Migranten aus Gastarbeiter-Anwerbeländern (7 %) und aus Drittstaaten (8 %). Dabei hängen berufliche Qualifikation und Erwerbslosigkeit eng zusammen. Der Erwerbslosenanteil von Personen ohne berufsqualifizierenden Abschluss lag in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund bei 10 % und ohne Migrationshintergrund bei 11 %. Mit steigender beruflicher Qualifikation sinkt das Risiko der Erwerbslosigkeit.
Bildung zahlt sich beim Einkommen aus
Die Bedeutung von Bildung zeigt sich auch beim Einkommen: 2014 verdienten Zuwanderer mit niedrigem Bildungsabschluss 272 Euro weniger als jene mit mittlerem Abschluss, diese wiederum 683 Euro weniger als solche mit hohem Abschluss. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund betrugen die Unterschiede 311 Euro und 963 Euro.
Ältere Migranten besonders von Armut betroffen
Zum ersten Mal berichtet der Datenreport über die Lebenssituation älterer Migranten. 2013 waren 4,1 Millionen von ihnen mindestens 50 Jahre alt. Die Lebensverhältnisse dieser »Generation 50+« sind stark durch ihre Bildungs- und Ausbildungsbiografien geprägt. Unter den älteren Migranten aus Gastarbeiter-Anwerbeländern hatten fast zwei Drittel keinen berufsqualifizierenden Abschluss, nur 50 % gehen noch einer Beschäftigung nach. Über ein Viertel bezieht bereits eine Rente, meist aufgrund von Erwerbsunfähigkeit. Entsprechend hoch ist die Armutsquote: Knapp ein Viertel der 50- bis 64-Jährigen und gut ein Drittel der über 65-Jährigen sind armutsgefährdet. Damit ist ihr Armutsrisiko deutlich höher als das der gleichaltrigen Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (11 % der 50- bis 64-Jährigen und 12 % der über 65-Jährigen). Etwas besser ist die Lebenssituation der älteren (Spät-)Aussiedler: Drei Viertel der 50- bis 64-Jährigen besitzen einen Berufsabschluss, drei Viertel gehen noch einer Erwerbstätigkeit nach. Trotzdem ist auch bei ihnen die Armutsquote mit 18 % vergleichsweise hoch.
Migranten sind zufriedener und optimistischer
Migranten sind häufiger von Armut betroffen. So überrascht es nicht, dass sie ihren Lebensstandard und ihr Haushaltseinkommen schlechter bewerten als Menschen ohne Migrationshintergrund. Fragt man Migranten jedoch nach ihrer Zufriedenheit mit ihrem Leben im Allgemeinen, sind sie nicht überdurchschnittlich unzufrieden. Im Gegenteil: Sie sind sogar etwas zufriedener als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund und blicken optimistischer in die Zukunft. Ihre Lebenszufriedenheit in fünf Jahren schätzen sie sogar deutlich besser ein als Menschen ohne Migrationshintergrund.
Zugänge und Strukturen zu Bildungsangeboten für Migranten schaffen
Migranten und ihre Nachkommen nehmen in unterschiedlicher Weise und Ausprägung am gesellschaftlichen Leben teil, und zwar abhängig von sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Außerdem ist die gesellschaftliche Teilhabe stark davon beeinflusst, wie durchlässig die Gesellschaft für Migranten ist. Integration darf demnach nicht als einseitiger Prozess betrachtet werden. Die Aufgabe der politischen Bildung ist es im Sinne einer beiderseitigen Integration, Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund zu liefern und gleichzeitig daran mitzuarbeiten, die in Teilen der Gesellschaft herrschenden Vorurteile abzubauen.
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