Geflüchtete verbinden mit Deutschland Rechtsstaatlichkeit, Menschenwürde und Religionsfreiheit

(Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten)
IAB

Geflüchtete Menschen in Deutschland: Warum sie kommen, was sie mitbringen und welche Erfahrungen sie machen 

Die meisten Geflüchteten verbinden mit Deutschland Rechtsstaatlichkeit, Achtung der Menschenwürde und Religionsfreiheit. Diese Werte werden von fast allen Befragten geteilt, zeigt eine Studie, die sich auf Interviews mit 123 Geflüchteten stützt. Erstellt wurde sie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am DIW Berlin. Mit der Durchführung der Befragung war das Sozialforschungsinstitut QMR betraut.

Die meisten Befragten – mit Ausnahme derjenigen aus den Balkanländern – berichteten von persönlichen Bedrohungen durch Krieg und Verfolgung, oft auch von traumatischen Erlebnissen auf der Flucht. Viele Befragte betonten, wie sehr sie Toleranz und Religionsfreiheit in Deutschland schätzen, dass Menschen verschiedener Religionen problemlos zusammenleben können und dass Religion eine Privatsache ist.

Obwohl die meisten männlichen Befragten die Gleichstellung von Mann und Frau als abstraktes Prinzip durchaus unterstützen, stieß in vielen Interviews das in Deutschland gelebte Frauenbild beispielsweise im Hinblick auf Bekleidung, das Auftreten von Frauen in der Öffentlichkeit oder die Arbeitsteilung im Haushalt auf Vorbehalte. Insgesamt sind traditionelle Familienwerte und eine eher paternalistische Grundhaltung, in der dem Mann die Rolle des Schutzes von Ehefrau und Schwestern zukommt, in den Interviews weit verbreitet. Aber fast alle Befragten – Männer wie Frauen – zeigen in den Interviews eine ausgeprägte Erwerbs- und Bildungsorientierung.

Die Bildungsbiografien der Befragten variieren stark in Abhängigkeit von der Situation in den Herkunftsländern. Große Herausforderungen für die Arbeitsmarktintegration sind der Studie zufolge der Erwerb der notwendigen Sprachkompetenz und die Vermittlung realistischer Erwartungen bei den Geflüchteten, insbesondere vor dem Hintergrund fehlender oder nicht vergleichbarer Bildungsabschlüsse. Hinzu komme die Überwindung institutioneller Hürden, die sich beispielsweise durch die Regelungen zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse oder die Vorrangprüfung bei der Arbeitsaufnahme von Asylbewerbern und Geduldeten ergeben.

Hintergrund
Die Studie stützt sich auf eine Befragung von 123 Flüchtlingen aus 13 Herkunftsländern, die zwischen Mai 2013 und Dezember 2015 nach Deutschland eingereist sind. Befragt wurden Personen ab 18 Jahren. Die Befragung fand im Zeitraum vom Dezember 2015 bis März 2016 statt. Aufgrund der Fallzahlen können aus der Befragung allerdings keine verallgemeinerbaren Aussagen für alle in Deutschland lebenden Flüchtlinge abgeleitet werden. Erst eine derzeit laufende Befragung von mehr als 2000 Geflüchteten wird im statistischen Sinne repräsentative Ergebnisse liefern.

 

 

  LINKS  

 

Viele ukrainische Flüchtlinge wollen längerfristig in Deutschland bleiben
Ergebnisse der zweiten Befragung ukrainischer Geflüchteter: Fast die Hälfte beabsichtigt zu Beginn des Jahres 2023 längerfristig in Deutschland zu bleiben. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 sind mehr als eine Million...
Langsam, aber stetig: Erwerbschancen geflüchteter Frauen verbessern sich
Mangelnde Bildung und Sprachkenntnisse sowie traditionelle Rollenbilder hemmen Integration Frauen mit Fluchthintergrund haben es schwer auf dem Weg in den Arbeitsmarkt, fassen dort aber immer besser Fuß. Ihre Erwerbsbeteiligung steigt langsam,...
DAFI-Programm: 30 Jahre Hochschulstipendien für Flüchtlinge
Das deutsche DAFI-Programm hat laut Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und UNO-Flüchtlingshilfe weltweit Impulse für bessere Bildungschancen von Flüchtlingen gesetzt. Durch die vor 30 Jahren (1. Oktober) gestartete Deutsche...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • Der US-Wahlkampf und die Bildung

    Die Präsidentschaftswahl in den USA steht kurz bevor. Am 5. November 2024 treten Kamala Harris für die Demokraten und Donald Trump für die Republikaner gegeneinander an. Wie kann man dieses wichtige Ereignis im Schulunterricht aufgreifen und welche Rolle...

  • Wirtschaftspolitisches Interesse junger Menschen: Wissensdefizit und Partizipationswünsche

    Jugendbefragung zeigt: Junge Menschen wollen Wirtschaft besser verstehen Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass das Interesse junger Menschen in Deutschland an Wirtschaftsthemen zwar groß ist, viele sich aber nicht ausreichend...

  • Sozialbericht 2024: Wachsende Vermögen und soziale Ungleichheit in Deutschland

    Ungleichheit und Armutsrisiko kaum verändert – trotz steigender Vermögen und Löhne In Deutschland sind die Vermögen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, aber die Verteilung ist nach wie vor sehr ungleich, insbesondere zwischen Ost- und...

  • Steigende Cybergefahr für Unternehmen

    Cyberangriffe: Herausforderungen und Maßnahmen in der DACH-Region Mit zunehmender Digitalisierung steigt auch die Gefahr von Cyberattacken auf Unternehmen. Eine aktuelle Studie von Deloitte zeigt, dass fast jedes Unternehmen in der DACH-Region...

  • Zeit für Kulturaktivitäten in Deutschland gestiegen

    Menschen in Deutschland verbringen mehr als eine Stunde am Tag mit kulturellen Aktivitäten In Deutschland verbringen Personen ab 10 Jahren durchschnittlich 1 Stunde und 18 Minuten pro Tag mit kulturellen Aktivitäten. Dazu zählen nicht nur Besuche...

.